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Luzifers Hammer

Luzifers Hammer

Titel: Luzifers Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven & Jerry Pournelle
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befehligte.
    Der Anführer des Feindes hatte kaum einen Mann verloren, hatte seine Truppen niemals unnötigen Gefahren ausgesetzt, dafür hatte er in weniger als einem Tag mehr als 18 Meilen zurückgelegt.
    Und er setzte rigoros sein Benzin und seine Munition ein. Bei diesem Kampf ging es um alles oder nichts. Die Neue Brüderschaft hatte ihr Gelände wahrscheinlich gefilzt und mußte nun alles auf eine Karte setzen, um die Festung zu erobern und neue Vorräte zu ergattern.
    In der Abenddämmerung kam ein kühler Wind auf; der Schneeregen ließ nach. Ein paar Sterne brachen durch, blinkende Lichtpunkte, doch zu vereinzelt, um irgendeine Konstellation erkennen zu lassen. Harvey erinnerte sich an eine heiße Sauna und an ein Schwimmbecken im Sonnenlicht. Er erinnerte sich daran, wie er mit seinem Wagen einst durch die schimmernde Schönheit von Niederkalifornien gefahren war, um schließlich in einem Meer zu schwimmen, dessen Wasser warm war wie das einer Badewanne, über die hohen Wellen von Hermosa Beach zu gleiten und sein Handtuch auf dem Sand auszubreiten, der viel zu heiß war, als daß man darüber hätte barfuß laufen können.
    Aus dem Tal drang das Motorengeräusch der Lastwagen der Neuen Brüderschaft herauf, und der Lärm von Leuten, die schwere Gegenstände bewegten. Es gab keine Möglichkeit, zu erfahren, was der Feind gerade vorhatte. Cox hatte Streifen gegen die Eindringlinge aufgestellt, aber der Feind verfolgte eine andere Taktik, ließ in unregelmäßigen Abständen das Feuer eröffnen, seine Leute plötzlich aufbrüllen und Granaten und Felsbrocken über den Fluß werfen. Und nur zu oft reagierten die Rancher, schossen wild in die Nacht, verschwendeten ihre Munition und schliefen entsprechend wenig.
    Harvey wußte: das war genau das, was die Neue Brüderschaft bezweckte, doch dieses Wissen half ihm nichts. Er schlief schlecht und schreckte immer wieder auf. Marie rührte sich auf dem Sitz hinter seinem Rücken. »Sind Sie wach?« flüsterte sie. »Wer war das? Der Mann auf dem Laster, mit dem Fernglas. Kennen Sie ihn?«
    »Vielleicht der Sergeant. Hooker. Warum?«
    »Gib ihm einen Namen, und schon ist er nicht so fürchterlich. Glauben Sie, daß wir gewinnen können? Ist Hardy gut genug?«
    »Sicher«, sagte Harvey.
    »Sie rücken unaufhaltsam heran. Sie kommen immer näher, wie eine Maschine, eine große Schleifmaschine.«
    Harvey setzte sich auf. Irgendwo explodierte eine Granate, und Cox rief, sie sollten keine Munition vergeuden.
    »Das ist ein erschreckendes Bild. Zum Glück trifft es nicht ganz zu«, sagte Harvey. »Das ist kein Fleischwolf. Es ist eine dieser kinetischen Strukturen, zu deren Vorstellung der Künstler eine Herde Journalisten einlädt, damit sie herumstehen, etwas trinken und zuschauen, wie sich die Maschine selbst in Stücke reißt.«
    Ihr Lachen klang gequält. »Hübsche Vorstellung, Harv.«
    »Zum Teufel, ich habe eine Menge Bilder vermittelt, bevor ich anfing, Steine zu klopfen. Und Straßen zu zerstören. Ich war es gewöhnt, mir Schlachten wie ein Schachspiel vorzustellen, aber das sind sie wohl nicht. Der Befehlshaber setzt seine Riesenskulptur zusammen, weil er weiß, daß sich die Steine gegenseitig abschleifen werden, und er kontrolliert sie nicht einzeln. Die Hälfte davon unterliegt den Kunstkritikern, die ihn hassen. Und jeder sieht zu, daß ein Stück übrigbleibt, und so häufen sie einen Stein auf den anderen.«
    »Und wir sind solche Brocken«, sagte Marie. »Hoffentlich weiß Hardy, was er zu tun hat.«
     
    Am Morgen gab es neue Aufregung im Festungslager. In der Nacht war Stephen Tallman, Vizepräsident des Rates, von Tule gekommen und hatte berichtet, daß seine Krieger nach Osten vorstießen und daß noch weitere unterwegs waren. Die Gerüchte häuften sich. George Christopher war auf dem Rückweg und hatte Hunderte, ja Tausende bewaffneter Rancher bei sich, die sie im Bergland zusammengetrommelt hatten. Jeder, der daran zu zweifeln wagte, wurde niedergeschrien.
    Auf jeden Fall waren etwa 50 Indianer im Osten stationiert, und alle Rancher schwärmten davon, wie zäh die Indianer wären und was für großartige Verbündete sie seien. Es gab aber auch noch andere Geschichten, etwa die über einen Versuch der Neuen Brüderschaft, den Übergang über den Deer Creek zu erzwingen, zehn Kilometer flußaufwärts, und daß Tallmans Indianer sie zurückgeworfen und Dutzende von ihnen getötet hätten, und wie die Neue Brüderschaft in hellen Scharen geflohen sei.

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