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Luzifers Hammer

Luzifers Hammer

Titel: Luzifers Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven & Jerry Pournelle
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erstreckte. Harry hatte das Wäldchen in diesem halben Jahr wachsen sehen, seitdem er hier zustellte, und er rechnete sich aus, wann die Zeit kommen würde, wenn die Äpfel hügelab in den Graben kullerten. Würden sie die Kletten ausrotten? Er hatte wirklich keine Ahnung, denn Harry war eine echte Großstadtpflanze.
    Harry war ein Stadtkind, jawohl, und er hätte sich glücklich geschätzt, nie im Leben wieder eine Großstadt zu Gesicht zu bekommen.
    Er grinste, während er seine Tasche schulterte und gebeugt unter der Last zur Tür ging. Klingeling, und die Tasche hingestellt. Das dumpfe Geräusch eines Staubsaugers, das sein Ohr erreichte, verstummte. Mrs. Cox öffnete die Tür und lächelte, indem sie einen Blick auf die riesige Tasche zu Harrys Füßen warf. »Schon wieder so ein Haufen? Hallo, Harry.«
    »Hi. Und einen schönen Mülltag auch, Mrs. Cox!«
    »Desgleichen. Kaffee, Harry?«
    »Darf ich nicht. Ist gegen die Vorschrift.«
    »Der Kaffee ist ganz frisch. Und frisches Gebäck dazu.«
    »Wenn das so ist – da kann ich wohl nicht widerstehen.« Er langte in die kleinere Tasche, die ihm immer noch von der Schulter baumelte. »Ein Brief von Ihrer Schwester aus Idaho. Und etwas vom Senator.« Er übergab ihr die Briefe, schulterte dann seine Tasche und latschte ins Haus. »Wohin mit dem Krempel?«
    »Der Eßtisch ist gerade groß genug.«
    Harry leerte den Inhalt der größeren Tasche auf einen polierten Tisch mit herrlich marmorierter Platte. Sie sah aus, als wäre sie aus einem einzigen Baumstamm geschnitten worden und mußte mindestens fünfzig Jahre alt sein. Solche Tische wurden heutzutage nicht mehr hergestellt. Was mußten da erst im Haus auf dem Hügel für Möbel stehen, wenn hier beim Hauswart schon solches Mobiliar zu finden war?
    Die Politur verschwand unter einer Flut von Post: Bittschriften von Wohlfahrtsorganisationen, von verschiedenen politischen Parteien, von Schulen. Angebote mit Gewinnchancen durch den Kauf von Schallplatten, Kleidung, Büchern, Zeitschriftenabonnements. SIE KÖNNEN BEREITS 100 $ PRO WOCHE ZU LEBZEITEN AUSBEZAHLT BEKOMMEN!
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    Alice Cox brachte den Kaffee. Sie war erst elf, aber schon sehr hübsch. Langes, blondes Haar, blaue Augen, ein vertrauensseliges Kind, wie Harry dies aus seiner Freizeit wußte. Doch hierzulande könnte sie ruhig vertrauensselig sein, kein Mensch konnte ihr etwas anhaben. Die meisten Männer in Silver Valley besaßen ein Gewehr, und jeder wußte nur zu genau, was einem Mann blühte, der ein elfjähriges Mädchen belästigte.
    Das war eins der Dinge, die Harry an diesem Tal mochte.
    Nicht die drohende Gefahr von Gewalt, denn Harry haßte Gewalttätigkeit, sondern das Risiko an sich. Die Büchsen wurden nur aus dem Schrank geholt, um das Wild zu schießen (während der Saison oder auch zu anderen Zeiten, wenn das Wild die Ernte bedrohte).
    Mrs. Cox brachte das Gebäck. Die meisten Kunden auf Harrys Zustellweg boten ihm Kaffee und einen Imbiß an, sooft er die Vorschriften außer acht ließ und ihnen die Post ins Haus brachte. Mrs. Cox kochte zwar nicht den besten Kaffee auf seinem Weg, doch das Geschirr war entschieden das nobelste im ganzen Tal, feinstes Porzellan, viel zu gut für einen halben Hippie von einem Postboten. Im Anfang hatte er draußen vor der Tür gestanden und Wasser aus einer Blechkelle getrunken. Jetzt saß er am gedeckten Tisch und trank Kaffee aus bestem Porzellangeschirr, ein weiterer Grund für ihn, die Großstadt zu meiden.
    Hastig schlürfte er seinen Kaffee. Da war nämlich noch ein anderes blondes Mädchen, über achtzehn Jahre alt, also ganz legal, und in dem Haus, wo sie wohnte, war ebenfalls Mülltag.
    Also würde sie da sein. Donna Adams war für Harry stets zu Hause. »Allerhand hier für den Senator«, sagte Harry.
    »Ja. Er ist wieder in Washington«, sagte Mrs. Cox.
    »Aber er wird bald wiederkommen«, piepste Alice.
    »Ich wollte, er käme bald«, sagte Mrs. Cox. »Es ist nett hier, wenn der Senator im Haus ist. Die Leute kommen und gehen. Leute von Rang. Einmal hat der Präsident im großen Haus übernachtet, und der Geheimdienst hat eine große Show abgezogen. Die ganze Ranch wimmelte nur so von Männern.« Sie lachte, und Alice kicherte. Harry schien verwirrt. »Als ob irgend jemand in diesem Tal dem Präsidenten der Vereinigten Staaten etwas antun würde«, sagte Mrs. Cox.
    »Ich meine immer

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