Luzifers Hammer
vergangen.
Delanty und Baker waren draußen. Dünne Leinen fesselten sie ans Hammerlab. Um sie herum war die Leere des Weltraums, hell leuchtend im Sonnenschein und dunkel wie die finsterste Nacht im Schatten.
Skylab besaß Flügel mit Solarzellen. Sie sollten sich automatisch entfalten, aber es klappte nicht.
Hammerlab war anders gebaut. Die Segel lagen am Rumpf an und sollten mit Hilfe von menschlicher Muskelkraft entfaltet werden. Das war Bakers und Delantys Aufgabe.
Die Solarzellenenergie war unerläßlich. Ohne sie konnte das Labor nicht arbeiten, ja nicht einmal ausreichend temperiert werden, um sich darin aufzuhalten. Der Weltraum ist nicht kalt, er hat überhaupt keine Temperatur: Es ist keine Luft vorhanden, um Temperaturen zu erzeugen. Objekte, die der Sonne ausgesetzt sind, absorbieren die Wärme, die dann abgeführt werden muß. Menschliche Wesen erzeugen noch mehr Wärme: Kein Mensch kann lange in einer isolierten Umgebung ausharren, weder in einem Druckanzug noch in einer Raumkapsel. Der Mensch erzeugt mehr Wärme in jedem Kubikzentimeter seines Körpers als die Sonne in jedem Kubikzentimeter an der Oberfläche. Aber es sind natürlich allerhand Kubikzoll Sonne vorhanden.
Also brauchten sie die Solarzellen, und das machte Arbeit. Sie bewegten große Massen wider die Trägheit – denn im Weltraum gibt es zwar kein Gewicht, doch die Masse bleibt. Ihre Druckanzüge wirkten jeder Bewegung entgegen, doch schließlich war es getan. Nichts war gebrochen, nichts verklemmt. Das System war möglichst einfach konzipiert, um mit dem Talent intelligenter Menschen in der Umlaufbahn genutzt zu werden.
»Endlich«, sagte Johnny Baker. »Und wir haben noch für einige Minuten Sauerstoff übrig. Rick, nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, um die Aussicht zu genießen.«
»In Ordnung«, hauchte Rick ins Mikrofon.
Baker gefiel seine Tonart nicht. Delanty atmete viel zu schwer und zu unregelmäßig. Aber er sagte nichts.
»Ich dachte, das letzte Stück würde nie loskommen«, pustete Delanty.
»Aber es hat sich gelöst. Und wenn nicht, hätten wir es schon noch geschafft«, sagte Baker. »Diese gottverdammten Bastarde mit ihren perfekten Geräten. Nun, diesmal habe ich das richtige Werkzeug. Es gibt nichts, was ein Mensch mit dem richtigen Werkzeug nicht fertig bringt.«
»Natürlich, jetzt ist alles nur noch ein Kinderspiel.«
»Richtig. Keine Schwierigkeiten. Außer vielleicht einige internationale Spannungen, vielleicht ein kubanischer Luftpirat und eine Masse schmutzigen Eises, die mit fünfzig Meilen in der Sekunde dahinrast – direkt auf uns zu.«
»Danke für die Blumen.« Uff! »John, ich kann Südafrika sehen. Nur – es läßt sich schwer sagen, wo die internationalen Grenzen verlaufen. Nicht die Staatsgrenzen. Johnny, ich glaube, ich bin auf dem besten Weg, etwas Hochphilosophisches von mir zu geben.«
»Man kann ja auch die Längen- und Breitengrade nicht sehen, doch sind sie deswegen nicht weniger wichtig.«
»Hm.«
»So kann man auch die internationalen Grenzen aus dem Weltraum nicht erkennen, und jeder versucht, die Sache möglichst aufzublasen. Wissen Sie, was passiert, wenn dies Schule macht?«
Rick lachte. »O ja. Jeder wird damit beginnen, seine Grenzen in Leuchtfarbe meilenbreit aufzumalen. Und dann werden all die Pennäler wegen der Umweltverschmutzung in Tränen ausbrechen …«
»Und Sie verfluchen, weil Sie damit angefangen haben. Gehen wir wieder rein.«
JUNI
ZWISCHENSPIELE
Doch was würde bei einer direkten Kollision mit einem Kometen passieren? Der Kopf eines Kometen besteht aus zwei Teilen, dem massiven Kern und der glühenden Koma. Aber nur der Kern birgt Gefahr. Natürlich sind Kometen verschieden groß. Nach einer Schätzung hat der Kern eines Kometen mittlerer Größe einen Durchmesser von 1,2 Meilen. Doch ein wirklich großer Komet kann auch einen Kern mit einem Durchmesser von Tausenden von Meilen besitzen. Jeder Komet, der mit der Erde zusammenstößt, wirkt wie ein Keulenschlag.
Daniel Cohen, Wie die Welt untergehen wird
»Wehe dir, mein Volk! Hast du nicht das Verhängnis in die Welt getragen? Siehst du nicht den Verfall deiner Städte, steigt dir der Pesthauch der Luft nicht in die Nase? Hast du nicht die Erde entweiht, diesen wahren Tempel des Herrn?«
»Höret die Worte des Propheten Maleachi: ›Denn siehe, der Tag kommt, glühend wie ein Ofen, und alle Übermütigen und alle, die Böses taten, werden zu Stoppeln, und der kommende Tag wird
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