Luzifers Heiliger (Die Londoner Drakulia Vampire #2) (German Edition)
Als sie den Flur betraten, erschienen auch schon die ersten Köpfe im Halbdunkel auf der Treppe. Corvindale schob sie hinter sich und manövrierte sie grob in ein anderes Zimmer als das, in dem er gefangen gehalten worden war. Aber zu dem Zeitpunkt war auch schon Mrs. Throckmullins auf der Treppe in Erscheinung getreten, die gleich wütend zu keifen anfing.
In diesem neuen Zimmer packte Corvindale Maia und schob sich zwischen sie und die Angreifer. Dann griff er sich einen Stuhl. Der Stuhl zerbarst, gerade als die Tür aufgestoßen wurde, und im Türrahmen Mrs. Throckmullins mit rot glühenden Augen und sehr langen Reißzähnen erschien.
Oh. Maia dachte sich da, sie hätte es sich wahrlich schon früher denken können, dass die Frau eine Vampirin war, aber dann wiederum: da hatte sie auch wahrlich andere Sorgen gehabt. Aber sie vergaß das alles, als sie sah, wie Corvindale jetzt mit einem abgebrochenen Stuhlbein ihren Entführern entgegen trat.
„Schon zurück, Lerina?“, sagte Corvindale. Seine Stimme war beherrscht und kühl, aber Maia, die von ihm an seinem Rücken festgehalten wurde, merkte, wie angespannt seine Muskeln tatsächlich waren.
Der kaputte Stuhl zu ihren Füßen erinnerte sie an den Pflock, den sie hatte fallen lassen, als sie Corvindale fand, zusammen mit dem Schürhaken, der ihr jetzt natürlich herzlich wenig nützen würde. Sie brauchte eine eigene Waffe, aber war geistesgegenwärtig genug, nicht davonzulaufen und den Mann vor ihr damit abzulenken.
Mrs. Throckmullins – oder Lerina, denn die beiden schienen sich zu kennen – war sprachlos vor Wut. Aber Maia sah, dass sie mehrere Rubinringe trug und dass noch ein paar der Rubinhaarnadeln blutrot in ihren dunklen Haaren funkelten. Sie fühlte das leichte Muskelflimmern in Corvindales Rücken, als die Rubine zu wirken begannen. Und sie war sich nicht sicher, wie weit das Trinken von ihr ihn jetzt wiederhergestellt hatte.
Und dann tauchte hinter Lerina eine weitere Gestalt mit rot glühenden Augen und Reißzähnen auf und schob sich an ihr vorbei ins Zimmer.
„Ich glaube nicht, dass ich mich jetzt schon von dir lossagen kann, Dimitri, Liebling“, sagte Lerina. „Insbesondere, weil du mich deiner Begleitung noch gar nicht richtig vorgestellt hast.“
Der Ton in ihrer Stimme und die Art, wie sich ihre Augen an Corvindale festsaugten, eine Mischung aus Hitze und Wut, verrieten Maia alles, über die Beziehung zwischen den beiden. Und wer für die Bisswunden an Schultern und Armen des Earl verantwortlich war.
Mit einem wachsamen Auge auf die beiden an der Tür, löste Maia sich vorsichtig von Corvindale, trotz seiner blind ins Leere greifenden Hände, die sie an Ort und Stelle zu halten suchten. Sie drückte weiterhin mit einer Hand gegen seinen Rücken, damit er wüsste, wo sie war, und indem sie ihn als Sichtschutz benutzte, konnte sie sich unbemerkt auf den Boden knien.
„Ich dachte, ihr beide wärt euch schon begegnet“, sprach er zu Lerina.
Als Maia ein Stück Holz zu packen bekam, drängte sich der zweite Vampir weiter ins Zimmer hinein und begann, sich an der Wand voranzubewegen. Corvindale erstarrte und stellte sich so auf, dass er sowohl Lerina als auch den Mann im Blickfeld behielt, die gerade auseinanderdrifteten. Maia richtete sich wieder auf, und seine Hand umfasste sie augenblicklich wieder, um sie hinter sich festzuhalten, wobei er sie kurz wütend drückte, womit er deutlich sagen wollte, bewegen Sie sich nicht .
Als sie ein Geräusch hinter ihnen hörte, wirbelte Maia herum und erblickte einen dritten Vampir, der gerade durch das Fenster hereinkletterte.
In seinen Händen hielt er eine glitzernde, rote Halskette.
Maia spürte, wie Corvindale unwillkürlich erschauerte, und sie dachte bei sich, wenn es je eine Gelegenheit gegeben hatte, um undamenhaft zu fluchen, wäre es wohl jetzt.
Statt dies zu tun, dachte sie dann doch lieber fieberhaft nach, wie man hier umsichtig und klug vorgehen sollte. Der Earl hielt sie offensichtlich nicht für fähig, sich selber etwas auszudenken, aber sie hatte sich nicht ihrer Fesseln entledigt und ihn gerettet, weil sie schwachköpfig war.
Jeder weitere Gedanke wurde von Lerina jäh unterbrochen, die einen wütenden Laut von sich gegeben hatte, der fast ein Schrei war. Sie starrte Maia an, und ihre Augen wurden zu bösen Schlitzen.
„Sie“, fauchte sie, und zuerst dachte Maia, Lerina hätte sie aus irgendwelchen Gründen jetzt erst gesehen
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