Luzifers Heiliger (Die Londoner Drakulia Vampire #2) (German Edition)
den Earl, der ohne Hemd vor ihr stand, und biss sich sofort auf die Lippen.
Corvindale warf natürlich mit jeder Menge Befehle und Anweisungen um sich, und Rubey war effizient aber begegnete ihm dennoch mit einem Verhalten, weit entfernt von unterwürfig. Aber ihre großen Augen waren schockiert, auch nachdenklich, als sie nach einer Zofe klingelte. Anscheinend waren entgegen Corvindales Annahme weder Dewhurst noch Cale gegenwärtig im Hause.
Nicht lange danach fand sich Maia in dem ausgiebigsten, wärmsten und blumigsten Bad wieder, an das sie sich je erinnern konnte. Tränen standen ihr in den Augen, als sie sich darin zurücklehnte, als Wohligkeit sie umgab, auf dem Fuße gefolgt von Verwirrung und Wut und einer Reihe anderer Gefühle.
Sie hatte die Zofe weggeschickt, sobald sie im Wasser lag, und ihr gesagt, sie solle erst zurückkommen, wenn sie nach ihr klingelte. Maia musste erst einmal alleine sein.
Sie konnte sich kaum vorstellen, was seit gestern Nachmittag alles passiert war – denn die Sonne ging gerade auf, und ein neuer Tag brach an. Genau genommen konnte sie gar nicht begreifen, was alles geschehen war und was sie am eigenen Leib hatte erfahren müssen, seit Corvindale ihr Vormund war. Alles. Von der Existenz von Vampiren zu erfahren, angegriffen zu werden, dass man von ihr trank, und von ihnen entführt zu werden ... und dann noch die Verlobung ihrer Schwester mit einem von ihnen, der jetzt wieder sterblich war.
In ihrem erschöpften und verwirrten Zustand konnte sie die Einsamkeit nicht mehr ignorieren, die sie so oft einfach von sich wegschob, das Gefühl, dass sie niemanden hatte, mit dem sie wirklich reden und dem sie alles mitteilen konnte, was sie bedrückte. Sie ließ alles in Form von Tränen aus sich herausströmen, stumm und wütend, Vorwürfe wurden unterstrichen mit kleinen, heftigen Platschern, und auch mit einer kleinen Rede in Richtung Dort Oben.
Maia war dankbar für das dampfende Badewasser, denn sie verwendete es, um sich die Tränen des Ärgers und der Wut und der Verwirrung abzuwaschen, und als sie fertig war, klingelte sie nach der Zofe.
Entschlossen, so stark und widerstandsfähig wie immer zu sein – denn wenn sie es nicht war, dann würde es niemand anderes sein –, gestattete Maia es der Zofe, ihr die Haare zu waschen und sie gründlich abzuschrubben, bevor sie sich aus der Wanne helfen ließ.
Ihr Kleid, ihr Untergewand und ihr Korsett waren durch Kleidung von Rubey ersetzt worden, und entgegen Maias Vermutung, sie würde darin sittenwidrig aussehen, stellte sie entzückt fest, dass die Kleider geschmackvoll und modisch waren.
Kurz danach fand sich Maia in einer Art Salon wieder – ihr Haar hatte man zu einem losen Zopf geflochten und an einer Seite ihres Halses arrangiert, um die Bissspuren dort geschickt zu verbergen. Auf was sie in diesem Zimmer warten sollte, war ihr nicht klar.
Rubey kam herein und sah in ihrem hellgrünen Kleid aus Musselin frisch und elegant aus. Sie hielt ein Tablett in Händen und da merkte Maia erst, wie hungrig sie eigentlich war.
„Ich bin Ihrer Schwester begegnet“, sagte Rubey, während sie Maia ein kleines Glas mit einer bernsteinfarbenen Flüssigkeit anbot. „Hier. Nehmen Sie ein bisschen irisches Gold zu sich, wie mein Papa es immer nannte“, fügte sie erklärend hinzu, als Maia zögerte. „Nach all dem, was Sie durchgemacht haben, sollten Sie doppelt so viel davon zu sich nehmen.“
Maia nahm das Glas und trank einen kleinen Schluck der brennenden Flüssigkeit, während ihre Gastgeberin Käse und Brot auf einem Teller anrichtete und ihr dann reichte.
„Sie haben Angelica getroffen?“, fragte Maia und nahm einen weiteren Schluck von dem, was eigentlich nur Whisky sein konnte. Rubey hatte Recht, sie fühlte sich schon besser. Wärmer und auch nicht mehr so verspannt.
„Sie war vor einer ganzen Weile mit Voss hier“, erklärte Rubey, als Maia an dem Käse knabberte. „An dem Abend des Maskenballs, wo die Vampire angegriffen haben. Ah ja, Dimitri hat ihr auch Nachricht zukommen lassen, dass man Sie gefunden hat und Sie in Sicherheit sind.“
„Ich bin froh, das zu hören. Ich danke Ihnen. Sie scheinen recht vertraut im Umgang mit den Drakule“, sagte Maia, und ihr fiel zum ersten Mal auf, dass Rubey Bissspuren hatte, dort, genau unterhalb ihres Ohrs. Der Anblick erinnerte sie an ihre eigenen Erfahrungen, und ihr Magen flatterte leicht. „Gehören Sie auch zu denen?“
„Grundgütiger,
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