Luzifers Heiliger (Die Londoner Drakulia Vampire #2) (German Edition)
gewartet hätte, für die Mission, Moldavi zu töten, würde keiner von ihnen in diesem Schlamassel hier stecken.
„Wenn du ihn siehst, dann sag Woodmore, er soll seinen Hintern nach London bewegen und sich um seine Schwestern kümmern. Du kannst dich ja um Narcise kümmern“, schlug er vor.
„Über meine verdammte schwarze Seele“, entgegnete Cale. „Sie ist jetzt Woodmores Problem.“
VIER
~ Ein Zwischenfall in Wien ~
Während der freundschaftlichen Unterhaltung mit Giordan Cale war Dimitri die ganze Zeit nicht imstande zu vergessen, dass irgendjemand, irgendwie von seiner Rubin Asthenie wusste. Diese nur schwer fassbare Erkenntnis rief ihm zwangsläufig das Feuer jener Nacht in Wien ins Gedächtnis zurück. Letztendlich hatte das ihn wieder nach England getrieben, und darauf gründete auch sein Misstrauen gegenüber Voss sowie die Feindschaft zwischen ihm und Moldavi.
Er erinnerte sich an die Nacht, als wäre es erst gestern gewesen, obwohl sich alles 1690 ereignet hatte – vor über hundert Jahren. Er hatte die Eröffnung seines Herrenklubs feiern wollen, den er dort in Wien gebaut hatte, einer Stadt die sich nach Aufhebung der Türkischen Belagerung nun in einer Phase architektonischer Erneuerung befand.
„Wenn Cezar Moldavi versucht, sich Zutritt zu verschaffen“, so hatte Dimitri seinen Geschäftsführer angewiesen, „geben Sie mir unverzüglich Bescheid.“ Zu dem Zeitpunkt hielt er ein Glas Whisky in der Hand, an dem er kaum genippt hatte, wunderbar gelagert, selbstverständlich. Er würde seinen Gästen nichts anderes anbieten, ganz besonders nicht am Abend der Eröffnung.
Es gab noch andere Köstlichkeiten zu trinken, und natürlich auch die frische, blutige Sorte. Dimitri sparte nicht an Luxus, zumindest nicht, was seine Investitionen betraf. Die Tage des puritanischen Oliver Cromwell gehörten längst der Vergangenheit an.
Aber eine Sorte von Cuvée bot er nicht an, nämlich den Lieblingstrank von Cezar Moldavi: das Blut junger Kinder. Insbesondere Knaben, aber letztendlich war das Geschlecht egal. Dimitri kniff angeekelt die Lippen zusammen.
Erst gestern hatte eine Geschichte in Wien die Runde gemacht, von einer weiteren Kinderleiche, die man im Wald gefunden hatte. Das Blut des Jungen war fast vollständig ausgetrunken, und man hatte sie zum Sterben liegen lassen.
Er war acht gewesen.
Man hatte einer Gruppe von Juden die Schuld hierfür gegeben, da man sie des öfteren solcher Greueltaten bezichtigte, aber Dimitri wusste die Wahrheit. Im Laufe der Jahrhunderte hatte man den Juden schon oft derlei Ritualmorde angelastet – sich für ihre religiösen Zeremonien das Blut von christlichen oder muslimischen Kindern zu nehmen. Aber in Wirklichkeit waren es gewisse Mitglieder der Drakulia, die nicht nur die Kinder ermordeten, sondern auch diesen Mythos befeuerten. Das war nur einer der Wege, auf dem Luzifer zwischen den Sterblichen Chaos säte.
Es war einer der Gründe, warum Dimitri Cezar Moldavi die Partnerschaft aufgekündigt hatte. Es gab viele Dinge im Leben eines Drakule, die gewalttätig, widerwärtig und niederträchtig waren, aber Kinder auszusaugen war eine von denen, bei der er kein Auge zudrücken würde. Sobald er über Moldavis blutrünstige Veranlagung in Bezug auf Kinder im Bilde war, hatte er ihm seinen Anteil als Investor in dem Klub wieder ausbezahlt.
„Wir sollen Moldavi also aus irgendeinem Grund den Zutritt verwehren?“, erwiderte Yfreto, der Geschäftsführer des Klubs.
„Genau. Er ist nicht unter den geladenen Gästen“, war Dimitris Antwort im Hinblick auf die bevorstehenden Festivitäten des Abends. „Natürlich wird das den Mistköter nicht fernhalten, aber besser, man ist gewappnet.“
„Selbstverständlich, Mylord. Und dann wollte ich noch sagen, dass über die Hälfte der privaten, abschließbaren Truhen für Gäste im Vorraum noch zur Verfügung stehen.“
Dimitri nickte zustimmend. Jeder, der eintrat, musste Waffen – insbesondere Pflöcke und Schwerter, zusammen mit allen Wertsachen, darunter auch Schmuck und Edelsteine – in einer privaten Truhe lassen. Jede davon hatte ihren eigenen Schlüssel, der dann dem Gast ausgehändigt wurde. Indem er ein derart umfassendes Verbot aussprach, konnte Dimitri sich vor Rubinen sicher sein und auch verhindern, dass es zu tödlichen Unfällen durch Pflock oder Schwert kam. Oder zu anderen dummen Zufällen.
Die Drakule waren eine recht jähzornige Sippschaft.
Abgesehen von ihrem
Weitere Kostenlose Bücher