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Luzifers Kathedrale

Luzifers Kathedrale

Titel: Luzifers Kathedrale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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restliche Lichtschein an ihr entlang kroch. Bill wollte mehr erkennen, denn er war sich nicht sicher, ob dort auch Schatten umherhuschten, aber das Sehen strengte ihn zu sehr an.
    Noch etwas anderes stellte er fest. Von vorn erreichte ihn ein Wärmeschub, den er als unnatürlich empfand. Die Wärme blieb gleich, sie konnte also nicht von einem flackernden Flammenlicht stammen, und Bill schaffte es, den Kopf anzuheben. Er hatte einfach keine Zeit, an seine Schmerzen zu denken, denn er wollte sehen, was sich in seiner unmittelbaren Umgebung abspielte.
    In den ersten Sekunden wusste er mit seiner Entdeckung nichts anzufangen. Bis ihm einfiel, dass er das Kohlebecken kannte. Die Männer hatten es von draußen hereingeschleppt und in die Mitte der Kirche gestellt. Dort hob es sich vom Boden ab wie ein großes glühendes Auge, das immer gegen die Decke glotzte.
    Bill sah auch die Männer, die sich in seiner Nähe bewegten. Es waren die gleichen wie draußen. Die Kerle aus dem Dorf. Eigentlich harmlose Personen, die nun bereit waren, zwei Morde zu begehen. Harmlose Personen, die sonst keiner Fliege etwas zu Leide taten, wollten einen zweiten und auch dritten Menschen töten. Das konnte der Reporter nicht begreifen.
    Und er stellte fest, dass man ihn gefesselt hatte. An den Handgelenken spürte er den Druck der Stricke ebenso wie an den Fußknöcheln. Er war praktisch wehrlos.
    »Bill...?«
    Jemand hatte seinen Namen gezischelt, und der Reporter drehte den Kopf nach rechts.
    Dort lag ein zweites menschliches Paket auf dem Boden, und der Mund innerhalb des grauen Barts hatte sich in die Breite gezogen, so dass ein verzerrtes Grinsen die Lippen umspielte.
    »Julian...«
    »Ja, auch mich haben sie erwischt, und sie werden uns nicht die Spur einer Chance lassen. Bei deinem Kumpel haben sie geübt, aber das wird ihr Meisterstück werden.«
    »Befürchte ich auch.«
    »Und dann werden sie meine Frau holen«, verkündete der Schäfer mit bitterer Stimme. »Verdammt, Lena hat ihnen nichts getan. Nur weil sie zu viel weiß, soll sie sterben. An meine Kinder darf ich gar nicht denken, Bill, dann... dann drehe ich durch.«
    Bill wusste nicht so recht, was er sagen sollte. Er gab trotzdem einen Kommentar ab, auch wenn er ihm banal vorkam. »Noch leben wir, und da gibt es immer Hoffnung.«
    »Toll. Könnte aus einem Roman sein.«
    »Ich weiß, Julian. Nur habe ich schon in verdammt vielen ausweglosen Situationen gesteckt. Bisher habe ich es immer geschafft. Und nur deshalb denke ich so.«
    »Ich nicht.«
    »Vergiss John Sinclair nicht.«
    Der Schäfer dachte kurz nach. Dann begann er bitter zu lachen. »Er muss außer Gefecht gesetzt worden sein. Außerdem frage ich mich, was ein einzelner Mann gegen eine mordgierige Meute anrichten kann. Nichts, Bill. Der steht auf verlorenem Posten.«
    »Ich kenne ihn anders. Wir müssen abwarten und...«
    »Vor allen Dingen will ich wissen, warum ich hier sterben muss. Ich bin mir keiner Schuld bewusst. Ich habe nichts getan, verdammt noch mal!«
    »Willst du das wirklich wissen?«
    Beide hatten die höhnische Frage gehört und sahen, wie sich jemand von der Seite her an sie heranschob und sich zwischen sie und das Becken mit der glühenden Kohle stellte.
    »Plummer, du Hundesohn!«, flüsterte der Schäfer. »Man sollte dich wirklich zur Hölle schicken.«
    »Du wirst vor mir dort sein.«
    »Weil du uns killen willst.«
    »Genau.«
    »Und warum?«
    Luke Plummer ließ sich Zeit mit der Antwort. Er strich über sein Gesicht, konzentrierte sich auf den Schäfer und nickte ihm zu. »Eigentlich müsstest du es wissen, Julian. Du bist von hier. Du bist hier groß geworden und hast alles erlebt.«
    »Ich weiß nur, dass man mich davor gewarnt hat, die Kathedrale zu betreten.«
    »Das ist schon gut.«
    » Sorry , aber ich komme nicht mit.«
    »Dann hättest du dich mit der Vergangenheit beschäftigen müssen, mein Freund.«
    »Das hast du doch getan.«
    »Ja, zum Glück. Wäre das nicht passiert, gäbe es uns möglicherweise nicht mehr. Zu viel ist geschehen, und daran tragen unsere Vorfahren die Schuld. Sie haben alles in die Wege geleitet. Sie haben für das Grauen gesorgt, mein Freund. Sie haben den Kapitän eines gestrandeten Schiffes hier in die Kathedrale gezerrt und grausam getötet. Sie haben ihn mit einem glühenden Draht umwickelt und so in den Tod getrieben. Aber sie haben nicht gewusst, wenn sie sich holten, denn der Kapitän war nicht irgendjemand, sondern einer, der weit gereist war und andere

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