Luzifers Kriegerin (Die Londoner Drakulia Vampire #3) (German Edition)
Worte schon in dem Augenblick, in dem sie ihm über die Lippen gekommen waren. Natürlich nicht das Gefühl, das ihnen zugrunde lag, sondern wie er es ausgedrückt hatte, denn Narcises schönes Gesicht erbleichte.
„Und so darfst du also den Umgang mit uns Drakule, uns Verdammten und uns Verderbnis bringenden Dämonen pflegen ... aber deine Schwester nicht.“
Ihre Worte waren bitter, und Chas überkam heftiger Selbstekel – denn die Erinnerung an sich selbst, wie er unter ihr keuchte, blind vor Verlangen, verhext davon, wie sie sich anfühlte, wie sie schmeckte, und wie sie roch ... und wie er sie anflehte, darum bettelte, dass sie ihre Zähne in ihn schlug ... brannte ihm vorwurfsvoll im Gedächtnis.
Und doch ... es war nicht nur Lust, die ihn antrieb. Da war noch etwas, viel tiefer unten, in seinem Herzen. Wenn er es nur mit dem in Einklang bringen konnte, was sie war: unsterblich, verdorben und an einen Dämon gekettet.
„Verflucht noch mal, nein, Narcise.“ Wütend fuhr er sich durch das glänzende, dunkle Haar und widerstand der Versuchung, etwas durchs Zimmer zu schleudern. „Es ist anders für sie als für mich. Ich verstehe, was ich – ich verstehe, wie es ist.“ Er jagte diese Kreaturen schon seit Jahren. Er kannte ihre Verfehlungen, ihre Schwächen. Ihr Innerstes , das nur und ausschließlich Platz für sie selbst hatte.
„Nun Chas, ich schlage vor, du bringst ihr allmählich bei, das zu verstehen. Denn nach ihrem Betragen in jener Nacht in Dimitris Arbeitszimmer, würde es mich nicht wundern, wenn Angelica schon in Voss verliebt ist. Und sie hat keine Ahnung, was sie damit anfangen soll. Sie weiß es wahrscheinlich nicht einmal.“
Nur über meine verdammte, verfluchte Leiche.
„Niemals“, entfuhr es ihm, und er riss die Ledertasche an sich. Bei Gott, niemals würde er einer seiner Schwestern etwas Derartiges wünschen: verliebt zu sein in eines von diesen Wesen mit seiner verdorbenen Seele. „Und selbst, wenn sie sich einbildet, in ihn verliebt zu sein, ich werde es niemals erlauben. Eher töte ich ihn.“
„Ich komme mit dir, Chas“, sprach sie, stand da in einem wirbelnden Nebel aus schwarzem Haar und dem weichen Gleiten ihres hellen Hemdes.
„Sei keine Närrin“, sagte er, und seine Stimme wurde weicher. „Du darfst nicht auch nur in die Nähe von Cezar kommen. Paris mag eine große Stadt sein, aber du weißt genauso gut wie ich, dass er überall Spione und seine Gemachten hat. Ich werde dich nicht riskieren, Narcise.“
„Es war schon letztes Mal fast unmöglich, Paris sicher zu verlassen“, widersprach Narcise ihm. „Er hat immer noch Gemachte und sterbliche Soldaten, die überall nach dir Ausschau halten; das weißt du. Du wirst die Stadt niemals noch einmal verlassen können, mit oder ohne Angelica. Ganz zu schweigen von Cezars Quartier.“
Chas fragte sich, ob diese schreckliche Angst bei ihr daher rührte, dass sie nicht allein zurückgelassen werden wollte oder dass er nicht zu ihr zurückkommen könnte.
Oder, dass sie womöglich Giordan Cale noch einmal sehen müsste.
Er erinnerte sie, „aber, bitte, Narcise. Das letzte Mal warst du bei mir, und er hat nach dir gesucht–“
„Aber Chas...“
„Und abgesehen davon, Cezar wird mich sehen wollen. Da kannst du dir sicher sein. Er wäre entzückt, mich wieder in seiner Höhle zu empfangen.“
Er begriff nicht, warum sie so wenig Verständnis zeigte ... und so merkwürdig schwach erschien. Narcise war die stärkste Frau, die ihm je untergekommen war – wie sonst hätte sie all diese Jahre in ihrem Kerker bei ihrem Bruder überleben können?
Es konnte nicht nur daran liegen, dass sie Angst davor hatte, in London alleine zurückgelassen zu werden. Ein leiser Zweifel nagte an ihm, in seinem Hinterkopf, und er schob ihn entschlossen beiseite. Nein. Sicherlich war das, was zwischen ihr und Cale gewesen war, was auch immer es nun gewesen war, auf immer und ewig vorbei. Man hatte den Hass, der zwischen ihnen die Luft anfüllte, mit Händen greifen können.
Dimitri oder Rubey, irgendjemand, der eng mit Cale vertraut war, würde mit der Geschichte rausrücken müssen.
„Chas, bitte“, flehte sie, und Wut schwappte wie eine Welle über ihn hinweg.
„Beleidige mich jetzt nicht, indem du sagst, dein Bruder sei mir überlegen“, sagte er kurz angebunden. „Wenn wir seine Asthenie kennen würden, hätte ich ihm die schon längst vorbeigebracht.“ Noch als er die Worte aussprach, spürte er, wie hohl sie klangen.
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