Luzifers Kriegerin (Die Londoner Drakulia Vampire #3) (German Edition)
beherrscht, seine Lippen aufeinandergepresst. Seine Mundwinkel waren weiß, und auch um seine Nase war die ungeheure Anspannung zu sehen.
„Bist du so blind, Narcise? Sein einziger Grund dorthin zurückzugehen, bist du. Hast du denn nicht begriffen, was damals geschehen ist?“ Aber er schaute sie immer noch nicht an. „Dein Bruder hat ihn erpresst, ihn erpresst ... das zu tun. Alles davon. Er war nur mit ihm zusammen, um dich zu beschützen ... im Austausch dafür, dich dann von Cezar freizubekommen. Aber du bist nicht mitgegangen.“
Narcise streckte die Hand aus, legte sie an die Wand. „Du irrst“, sie konnte wieder atmen. Mühsam, aber sie bekam wieder Luft in die Lungen, die ihr gerade wie erfroren erschienen waren.
Aber Chas schaute immer noch weg, sein Körper stocksteif. „Ich wünschte zur Hölle, dem wäre so.“
*
Giordan plagten keinerlei Gewissensbisse, als er das Rubey’s umgehend verließ, während Narcise und Woodmore ihr zärtliches Tête-à-Tête dort im Flur noch zu Ende brachten.
Er hoffte, sie ließen sich dabei viel Zeit und trieben es noch einmal miteinander, notfalls dort im Flur, so dass er einen Vorsprung bekommen konnte. Was machte es schon, wenn der Gedanke daran ihm die Eingeweide zerfraß und ihm dabei schwarze Flecken vor den Augen tanzten.
Die Sonne, die ihm seinerzeit sein Teufelsmal verbrannt hatte, konnte ihm nichts mehr anhaben, und daher war er in der Lage, jetzt auch bei Tag zu reisen. Das verschaffte ihm einen Vorteil: zu Pferd bis nach Dover, anstatt in der geschlossenen Kutsche, die Narcise nehmen musste, dann über den Kanal. Wenn es ihm gelang, zuerst bei Cezar einzutreffen...
Ein Schaudern überrumpelte ihn, und er unterdrückte es rasch. Ja, er würde tun, was getan werden musste – um das Leben unzähliger Kinder und englischer Bürger zu retten. Um Narcise davor zu bewahren, sich zu opfern.
Er würde Cezar sogar töten, wenn er es musste ... obwohl das zu tun, wahrscheinlich auch ihn selber töten würde. Die Überreste von jenem Zwischenspiel mit Narcise in jener Gasse machten immer noch, dass der Magen sich ihm umdrehte und ihm die Knie zitterten.
Jetzt, da er wieder bei Verstand war, begriff er auch, warum er so heftig darauf reagiert hatte: Sein Körper und seine Seele hatten ihn vor den Qualen beschützt, die er unweigerlich erleiden würde, wenn er Narcise wieder sein Herz anvertraute. Diese heftige, grausame Übelkeit war seine Reaktion auf den Hass und die Gewalt gewesen, die er seit mehr als zehn Jahren gemieden hatte, die Reaktion auf eine lang unterdrückte Sucht, die urplötzlich wieder in ihm ausgebrochen war: der Drang zu verletzen, Leid zuzufügen, zu besitzen .
*
„Ah, Schwesterherz. Ich habe dich schon erwartet. Ich sehe, wie du mir ebenso wenig fernbleiben kannst, wie ich dir fernbleiben kann.“ Cezar schaute hoch, als Narcise hereinkam. „Und Woodmore auch. Du hast in deiner Nachricht nicht gesagt, dass er dich begleiten würde, um uns hier Gesellschaft zu leisten. Wem oder was verdanke ich dieses unerwartete Vergnügen?“
Sie befanden sich am Ende der Reise, in Cezars Privatgemächern, mit Belial als Eskorte, der Narcise viel zu nahe stand, näher als ihr lieb war. Ihr Bruder saß auf der anderen Seite des Zimmers an einem Schreibtisch. Als sie eintraten, wechselte sein Gesichtsausdruck von echtem Entzücken zu einem verächtlichen Willkommensgruß ... zu einem überraschten, leeren Gesichtsausdruck, als wolle er seine wahren Gefühle verbergen.
Narcise fand das sowohl beunruhigend – als auch vielversprechend.
„Belial“, befahl Cezar barsch, „Geleite meine Schwester zum Speisesaal. Ich wünsche, dass sie heute Abend meine Gäste unterhält.“
Narcise hob die Nase an und atmete ein, versuchte, Giordans Anwesenheit zu riechen. War er hier oder nicht? Als er zur abgesprochenen Zeit nicht zurückgekehrt war, um sie im Rubey’s zu finden, hatte sie schon vermutet, dass er noch vor ihnen hier ankommen wollte.
Sie hatten Cezar per Bluttaube Nachricht zukommen lassen, die Invasion aufzuhalten, denn es war ihnen unmöglich, Paris binnen der Frist von drei Tagen zu erreichen, und hatten ihm darin versprochen, dass sie zu ihm zurückkehren würde. Bislang hatten sie noch nichts davon gehört, dass es zu einer Invasion gekommen war, und sie glaubte, dass er Wort gehalten hatte.
Er wusste natürlich auch, dass, sollte die Invasion doch passieren, sie nicht zu ihm zurückkehren würde.
Narcise würdigte Chas keines Blickes,
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