Luzifers Kriegerin (Die Londoner Drakulia Vampire #3) (German Edition)
Narcise begriff sofort, was sich in der Schachtel befand.
Federn. Viele davon.
Als Cezar in die Schachtel hineingriff, fiel Giordan über ihn her, und sie gingen zusammen zu Boden. Narcise setzte sich in Bewegung, wirbelte herum, um zu sehen, dass Chas fort war – sie hatten ihn mitgenommen – und dann wieder zum Podest, als jemand sie am Arm packte. Jemand anderes warf sich auf sie, und sie fiel zu Boden, ihre nackte Haut schürfte sich an den grob gehauenen Steine dort auf.
Als man sie wieder auf die Füße gezerrt hatte, sah sie, dass auch Giordan übermannt worden war und jetzt von dem Podest hinabbefördert wurde, auf ihre Höhe. Aufgrund seiner langsamen, ruckartigen Bewegungen konnte sie erkennen, dass er irgendwie geschwächt war, oder ihn etwas behinderte – Blutverlust oder irgendein anderer Grund.
Er schaute sie nicht an, als man ihn an ihr vorbeizerrte, aber als sie vorbeigingen, roch Narcise ihn, spürte ihn, so nah, als er da an ihr vorbeiging ... und dann sah sie Giordans Rücken.
Sie keuchte auf und starrte, und bemerkte kaum, wie Belial an sie herantrat, wo sie von zwei Männern eisern festgehalten wurde, und er ihr mit der Hand unter eine ihrer Brüste fasste.
Giordans Mal war ... weiß.
Das verknotete, wurzelähnliche Brandzeichen war nicht mehr schwarz, pulsierte und pochte nicht mehr, schwoll nicht mehr an ... es waren nicht einmal mehr schwarze Linien ... es war schlicht weiß. Nicht mehr als eine Narbe ... als wäre es weggebrannt worden.
Was hatte das zu bedeuten? Was war mit ihm geschehen?
Aber ihr blieb jetzt keine Zeit, darüber nachzudenken, denn während man Giordan an beiden Armen mit Ketten an der Wand fesselte, spürte sie, wie ihr eigener Körper langsamer und träge wurde. Wie betäubt.
Die Federn.
Narcise drehte sich um, damit sie sehen konnte, was da geschah. Und die Männer, die sie an den Armen gepackt hielten, ließen endlich von ihr ab, und dann sah sie, was Cezar aus der Schachtel hervorholte. Selbst Belial war von ihr weggetreten, als wäre er nicht in der Lage, hierbei in ihrer Nähe zu sein.
Sie konnte nicht atmen, denn sie erkannte es wieder.
Es war der Umhang ... der nur aus Federn bestand. Reihe um Reihe von leichten, weichen, braunen ... brennenden ... Federn.
Jetzt kam ihr Atem schnell und stoßweise, ganz flach vor Angst, als Cezar mit einer theatralischen Geste den Umhang weit auswarf, als wolle er Staub oder Falten ausschütteln. Wenn das da mit ihr in Berührung kam ... wenn er sie darin einwickelte ... der Raum kippte, wurde finster und verzerrt, und ihre Knie gaben fast nach.
„ Nein “, flüsterte sie, als ihr Bruder von dem Podest herunterkam und auf sie zuschlenderte, als wolle er ihr gerade das wertvollste aller Geschenke machen.
„Stopp!“ Die namenlose Verzweiflung in Giordans Stimme gelangte sogar durch Narcises Schmerz und Schrecken zu ihr. „ Nein. Tu ... es ... nicht.“
„Bei Luzifer“, sagte Cezar, und blieb kurz stehen, sein Gesicht hart und verschlagen, als er zu Giordan blickte. „Wenn ich geahnt hätte, wie tief deine Gefühle für meine Schwester sind, Giordan, hätte ich einen Monat von dir verlangt, und nicht nur drei Nächte.“
„ Bitte “, hauchte er, seine Stimme ein leises, rauhes Raspeln. Seine Augen glänzten fiebrig vor Pein und Trostlosigkeit. „Was immer du willst.“
Narcise war kaum fähig zu denken. Ihre Gliedmaßen waren schwer wie Felsklötze, ihre Lungen so zusammengepresst, als würden sie von eben solchen Klötzen zermalmt. Der Schmerz wegen der Nähe der Federn kam zu dieser Lähmung noch hinzu, und sie konnte spüren, wie die Präsenz der Federn durch den Raum wehte ... aber irgendwie, durch all das hindurch, vernahm sie noch, begriff sie Giordans Worte, seine Absicht.
Es beschämte sie, machte sie demütig, und diese Schwäche war noch schlimmer, als die von den Federn.
Sie nahm jedes letzte bisschen Kraft, das sie noch hatte, zusammen und sagte seinen Namen. „ Giordan. “
Und wie sie dieses eine Wort sprach, legte sie all ihre Entschuldigung und ihre Scham und ihre Demut in jene zwei Silben. Alles, was sie empfand und wozu sie noch die Kraft fand.
Da sah er sie an, und sie fühlte, wie die Kraft seiner Liebe zu ihr und seine Hingabe durch den Raum zu ihr wanderten, durch diesen Schmerz und diese Unbeweglichkeit hindurch.
Und dann konnte sie nicht mehr atmen. Cezar stand direkt vor ihr, sein Gesicht eine kalte, angespannte Maske, und mit einer kleinen Drehung seines Handgelenks
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