Lycana
oder gar in Nebel zu verwandeln, war großartig und würde ihm Vorteile auch gegenüber den anderen Dracas verschaffen.
Franz Leopold sammelte seine Gedanken, konzentrierte sich auf das Bild eines großen, prächtigen Wolfs und imitierte die Handbewegung, die Catriona ihnen gezeigt hatte. Warum nur schob sich immer wieder sein eigenes Bild vor sein geistiges Auge? Und das Bild von Ivy? Es musste an den Wolf denken! Ein dünner Nebelfaden zog sich zusammen und begann, ihn zu umkreisen, doch mehr wollte einfach nicht geschehen. Franz Leopold spürte, wie seine Kräfte schwanden. Er wollte sich aber verwandeln. Jetzt! In den schönsten und stärksten Wolf, den Ivy je gesehen hatte. Er sah sie wieder lächeln und plötzlich lief ein Schauder durch seinen Körper. Der Nebel um ihn verdichtete sich, wirbelte schneller. Etwas zerrte an seinem Gesicht und zog es in die Länge, sein Körper wand sich und zuckte. Er fiel auf alle viere und sah mit Staunen, wie seine Arme und Beine sich verformten. Fell brach durch den Stoff seines Gewandes, Hände und Füße wurden zu kräftigen Pfoten. Er wollte etwas sagen, doch nur ein helles Jaulen erklang.
Seymour trat vor ihn und betrachtete ihn aus seinen gelben Augen. Es war kein freundlicher Blick. Eher abschätzend, misstrauisch. Und dann hörte er seine Stimme. Es waren keine gesprochenen Worte, nur die Laute eines Wolfes, und dennoch konnte Franz Leopold ihre Bedeutung verstehen.
»Es waren ihre Kräfte. Du bist noch nicht so weit. Also bilde dir nichts darauf ein, sondern lerne, bis du es aus eigenen Kräften kannst!«
Ivy richtete ein paar Worte auf Gälisch an ihn, die Franz Leopold nicht verstand, doch ihre Stimme klang scharf. Seymour wandte sich abrupt ab und trottete zu Alisa hinüber. Dort setzte er sich auf die Hinterbeine, Ivy und Franz Leopold den Rücken zugekehrt. Ivy beachtete ihn nicht. Stattdessen sah er sie die Hand heben. Nur einen Wimpernschlag später war sie in einer Wand aus Nebel verschwunden, der genauso schnell wieder verwehte.
Ihre Augen waren noch immer türkis! Und ihr Fell silberweiß wie frisch gefallener Schnee im Mondlicht. Sie war kleiner als Franz Leopold und zierlicher. Sie tappte auf ihn zu und berührte seine Schnauze mit der ihren.
Das hast du sehr gut gemacht. Verwandle dich nun zurück, dann versuchen wir es noch einmal.
Noch ehe er seine Gedanken gesammelt hatte, trat sie bereits in ihrer menschlichen Gestalt neben ihn. Gemeinsam gelang ihnen auch seine Rückverwandlung. Franz Leopold keuchte leise, während Ivy keinerlei Anzeichen von Anstrengung zeigte.
»Franz Leopold, das war sehr gut«, lobte Catriona, der offenbar nichts entging. Sie verengte ein wenig die Augen und sah Ivy an.
»Wie schön, dass du dich doch noch durchgerungen hast, uns zu unterstützen!«
»Ich habe nie gesagt, dass ich dir nicht helfe!«, verteidigte sie sich. »Es ist nur …« Sie brach ab, als Catriona die Hand hob.
»Ich weiß. Übe noch einmal mit Franz Leopold und sieh dann, wer noch deiner Hilfe bedarf.« Ivy nickte nur. Dann begannen sie von Neuem.
»Und? Wie war es?«, drängte Luciano, als die Übungen beendet waren und sie sich zusammen am Feuer niederließen. »Ich habe gesehen, wie ihr euch verwandelt habt. Das war großartig. Ivys Wolf war eindeutig der schönste! Auch wenn sie kleiner als Seymour war.« Ivy schenkte ihm ein abwesendes Lächeln.
»Sagt mir, wie hat es sich angefühlt? War es schwer? Tut es weh?« Luciano ließ nicht locker. Ivy und Franz Leopold sahen einander nur stumm an und senkten dann wieder die Blicke. Hatten sie seine Frage überhaupt gehört?
»Du hast mit Malcolm geübt. Wie hat er sich angestellt?«, wandte sich Luciano an Alisa, da die anderen beiden offensichtlich nicht bereit waren, auf seine Fragen einzugehen.
»Er hat sich große Mühe gegeben«, sagte sie nach einem Zögern.
»Er hat sich Mühe gegeben«, äffte Franz Leopold sie nach. »Damit will sie ausdrücken, er ist ein Versager, eben ein Vyrad, der nichts weiter kann, als von den Kräften träumen, die andere besitzen. Das wolltest du doch sagen, nicht wahr?«
»Nein, wollte ich nicht!« Sie dachte an das wundervolle Gefühl, das sie empfunden hatte, als sich ihre Gedanken und Kräfte miteinander verbanden. Und daran, wie überrascht sie gewesen war, in sich eine größere Stärke zu finden als in dem um drei Jahre älteren Malcolm. Aber das lag sicher nur daran, dass es sich um eine Aufgabe handelte, die den Vyrad so fremd war. Den Vamalia
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