Lycana
geholfen, doch was konnte sie tun? Sie fragte sich, ob es den Nosferas wirklich so schwerfiel, ihren Geist mit dem eines Tieres zu verbinden, oder ob er einfach nur die Anstrengung scheute. Denn anstrengend war es! Alisa fühlte sich jetzt schon, nach der Übung mit den Fledermäusen, ganz ausgelaugt, was natürlich auch daran lag, dass sie heute Nacht noch kein Blut zu sich genommen hatte.
»Werden wir uns in eine Fledermaus verwandeln?«, hörte Alisa Fernand aufgeregt fragen.
Catriona schüttelte den Kopf. »Nein, das wäre für den Anfang zu schwer. Wir müssen uns ein Tier suchen, das uns in unseren Fähigkeiten ähnlicher ist.«
»Dann keines, das fliegen kann«, sagte Joanne enttäuscht. Sie sah zu der Ratte, die auf Fernands Schulter thronte. »Wir könnten es mit Ratten versuchen.«
»Oder mit einer Katze«, sagte Rowena. »Sie ist ein Raubtier und uns ähnlicher. Es müsste daher einfacher sein.«
»Das ist richtig«, lobte Catriona. »Und doch denkt ihr nicht an das Tier, das uns in Wesen, Größe und Instinkt am nächsten steht. Vielleicht, weil euch die Aufgabe als zu gewaltig erscheint?«
Geistesabwesend strich Alisa über Seymours Fell. Ihre Hand hielt inne und sie starrte auf ihn hinab. »Ein Wolf!«, stieß sie hervor und ihre Stimme zitterte vor Erregung. »Wir werden die Gestalt von Wölfen annehmen!«
Catriona nickte, als sei dies die leichteste Aufgabe der Welt. »Ja, das werden wir.«
Begeisterung glühte in allen Augen und selbst Franz Leopold konnte seine freudige Erregung nicht verbergen. Nur Ivy zeigte keine Regung.
»Ihr alle könnt und werdet es schaffen, denn ich spüre, dass eure Kräfte stark genug sind«, sprach Catriona weiter. »Ihr müsst nur lernen, sie richtig einzusetzen. Doch bevor wir beginnen, möchte ich noch eine Warnung aussprechen, die ihr euch zu Herzen nehmen solltet. In keinem Augenblick ist ein Vampir so verletzlich wie während seiner Wandlung. Versucht niemals, euch im Augenblick höchster Gefahr zu wandeln, wenn ihr nicht wisst, ob euch noch genug Zeit bleibt, die Transformation zu vollziehen. Bedenkt, dass ihr euren Geist sammeln und ganz auf die neue Gestalt konzentrieren müsst. Wenn ihr halb auf die Schritte eines Verfolgers lauscht, wird es misslingen. Und auch hier, in der Sicherheit dieser Höhle, dürft ihr diese Übung nicht auf die leichte Schulter nehmen. Wenn ihr einen anderen Vampir beim Formwechsel stört, könnt ihr ihm ernsthaften Schaden zufügen.«
Ihre Worte dämpften den Überschwang der Begeisterung ein wenig. »Was kann denn passieren?«, fragte Alisa.
»Im schlimmsten Fall, dass die Wandlung nur halb vollzogen wird«, sagte Catriona, »und da wir zu diesem Zeitpunkt am schwächsten sind, kann es - vor allem einem jungen und unerfahrenen Vampir - passieren, dass wir in diesem Zustand bleiben, teils Vampir, teils Tier, nicht mehr in der Lage, uns selbst zu helfen.«
»Aber kann es nicht auch geschehen, dass unsere Kräfte nicht ausreichen und wir daher auch ohne fremden Einfluss Gefahr laufen, für immer als Zwitterwesen dahinzuvegetieren?«, fragte Alisa.
Hast du Angst? Dann solltest du verzichten und zu den Anfängern zurückgehen!
Alisa funkelte Franz Leopold böse an. »Nein, ich habe keine Angst, aber ich möchte vorher wissen, auf was ich mich einlasse. Denn Unwissenheit birgt die größten Gefahren.«
Catriona beendete den Disput mit einem einzigen Blick. »Die Antwort lautet ja und nein. Wenn ihr es auf eigene Faust versuchtet, könnte euch das durchaus widerfahren, nicht aber unter unserer Aufsicht. Sobald eure Kräfte schwinden, schreiten wir ein und unterstützen euch. So, und nun hört mir aufmerksam zu, während ich euch den Vorgang beschreibe. Leider ist das nur der kleinste Teil. Danach müsst ihr für euch herausspüren, wie ihr euch in ein anderes Wesen einfügt, bis ihr zu ihm werdet.«
Alle lauschten aufmerksam, denn obwohl Catriona versichert hatte, bei einem Unfall rechtzeitig einzugreifen, wollte es keiner so weit kommen lassen.
»So, und nun seid ihr dran.«
Franz Leopold spürte, dass Alisa nach Catrionas Erklärung noch verwirrter war als zuvor und nicht viel Hoffnung hegte, erfolgreich zu sein. Nun ja, sie war nur eine Vamalia. Er dagegen..
Wie schwer es ihm fiel, selbstbewusst an seinen Erfolg zu glauben. Franz Leopold sah Ivy an, die seinen Blick erwiderte. Natürlich gelang es ihm wieder einmal nicht, in ihren Gedanken zu lesen, dafür sprach sie ihm aufmunternd zu.
Natürlich wirst du Erfolg
Weitere Kostenlose Bücher