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Lycana

Lycana

Titel: Lycana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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sind, und den Führer des Clans bei einer Beratung zu belauschen, gehört ganz eindeutig dazu!«
    »Und wie war das letztes Mal?«, wollte Luciano wissen.
    »Das war etwas anderes. Ich habe mir nur die Überreste des Vampirs angesehen.« Die anderen wollten protestieren, aber Ivy schnitt ihnen das Wort ab. »Wir werden nicht lauschen! Kommt mit zum Fluss runter und lasst euch noch ein wenig aus der Geschichte der Burg erzählen. Es wird sowieso bald Zeit, die Särge aufzusuchen.«
    Die drei Freunde tauschten einen missmutigen Blick. Ivy schien das nicht zu stören.
    »Seht ihr, Aughnanure wurde auf einer Felsklippe über dem Drimneen erbaut. Wo heute Land ist, war einst ein kleines Hafenbecken, sodass Waren per Boot direkt im äußeren Hof angelandet werden konnten. Und dennoch war es möglich, diesen Zugang vom Wasser von der Umfassungsmauer zu beiden Seiten gut zu verteidigen.« Sie warfen einen Blick in das verlandete Becken und schlenderten dann an der äußeren Burgmauer entlang. Franz Leopold warf immer wieder einen Blick auf das Türmchen in der Mitte, das sie nun in weitem Bogen umrundeten. Noch immer standen die beiden dort zusammen und unterhielten sich lebhaft. Catriona war keine Vampirin großer Gesten, doch aus  Donnchadhs Handbewegungen konnte man schließen, dass sie sich nicht einig waren.
    Sie umrundeten eine Mauer mit zwei Fenstern, deren Bögen mit kunstvollen Steinmetzarbeiten versehen waren. Auf der anderen Seite war der Boden mit Steinplatten belegt, auf denen zwei lange Tische und einige Bänke standen. Zusammen mit der Wand, die im rechten Winkel anschloss, schien das Ganze nicht zu der Verteidigungsmauer eines Burghofes zu gehören. Alisa sah fragend zu Ivy.
    »Das sind die Reste der früheren Festhalle. Hier auf der Westseite, wo die Steinplatten zu dieser sumpfigen Wiese hin abfallen, ragte die Halle mit der Außenmauer bis in einen Seitenbogen des Flusses hinein. Ein steinernes Gewölbe trug die Mauern.«
    »Sie haben die Halle über den Fluss hinausgebaut?«, wunderte sich Luciano.
    »Ja, das war ganz praktisch. Im Boden gab es eine Falltür, durch die man zum Wasser gelangen konnte. So war es den Burgherren möglich, ihren Wein und die Vorräte dort unten zu kühlen - und es gibt Gerüchte, dass so mancher Burgherr unliebsame Gäste durch die Falltür entsorgen ließ.«
    Luciano lachte auf. »Ah, auch in Irland versteht man sich auf die praktische Entsorgung von Leichen und unliebsamen Personen mithilfe von fließendem Wasser! Wie in der Cloaca Maxima in Rom.«
    Ivy zwinkerte. »Du siehst, Iren und Römer sind gar nicht so verschieden.«
    »Was ist mit der Halle passiert?«, fragte Franz Leopold, der seine Aufmerksamkeit endlich wieder den Freunden zuwandte.
    »Das Gewölbe wurde vermutlich unterspült und ist irgendwann zusammengebrochen. Die Halle wurde über die gesamte Länge gespalten. Die westliche Hälfte kippte zur Seite und zerbarst. Danach wurde sie nicht wieder aufgebaut.«
    Sie gingen zum inneren Hof zurück. Links war das Torhaus zu sehen, hinter dem eine Zugbrücke über den Graben führte, der  mit dem Fluss verbunden war. Ein Karren näherte sich von der anderen Seite des Drimneen, ratterte über die Brücke und dann über den Damm zur Zugbrücke hinauf und durch das Tor. Zwei Lycana sprangen vom Kutschbock und begannen, Särge auszuladen. Bridget und Niamh kamen aus dem Turm und halfen ihnen, die Kisten hineinzutragen.
    »Für die Erben müsste es jetzt reichen«, sagte Niamh erfreut.
    Der Vampir, der auf dem Kutschbock gesessen hatte, nickte. »Nur einige ihrer Schatten müssen diesen Tag leider so auf dem Boden zubringen. Es ist zu spät für noch ein Fuhre.«
    »Auf so viele Gäste auf einmal waren wir nicht vorbereitet«, sagte der andere, der sich je eine der Kisten unter den Arm geklemmt hatte. Sie waren mit Erde verschmiert und schon ein wenig angemodert. Alisa stieg der Duft des Todes in die Nase. Sie trat näher und schnupperte an den Kisten, die noch auf dem Wagen standen. Sie waren mehr oder weniger dunkel verfärbt. Durchdringender Verwesungsgeruch hüllte den Wagen wie eine Wolke ein. Es handelte sich offenbar nicht um neue Särge. Auch ein paar andere der Erben, die in kleinen Gruppen im Hof zusammengestanden hatten, kamen neugierig näher. Malcolm trat mit Raymond und Rowena heran. Ireen war nirgends zu sehen. Tammo befand sich wie üblich in Gesellschaft der beiden Pyras.
    »Was sie wohl mit den ursprünglichen Insassen der Särge gemacht haben?«,

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