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Lycana

Lycana

Titel: Lycana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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den schwarzen  Morast. Noch ehe es ihr gelang, sich umzudrehen, fielen sie über die Vampirin her.
    Der Schmerz hüllte sie ein wie eine Wolke und nahm ihr den Verstand, aber sie kämpfte weiter. Dann schwand mit ihrem Blut, das im Moor versickerte, auch ihr Bewusstsein. Ihre Arme sanken herab, ihr Körper sackte in sich zusammen. Die vier Bestien ließen von ihrem Opfer ab, leckten sich die von ihrem Blut verschmierten Schnauzen und machten sich durch die Büsche davon. Der zerfetzte Körper blieb auf der Lichtung zurück, wo das Licht der schwindenden Mondsichel auf ihn herabfiel.
     

AUGHNANURE
    Es war die letzte Nacht vor Neumond, als sich Tara von Norden her dem Lough Mask näherte. Da sie in Cong kein Boot erwartete, um sie direkt nach Aughnanure zu bringen, lenkte sie die Stute zum Westufer. Der Mond stand schon tief, als die Stute den schmalen Bergrücken überquerte, der in der Landbrücke zwischen dem Lough Mask im Norden und Lough Corrib im Süden mündete. Nun war es nicht mehr weit bis Oughterard und bis zur Burg Aughnanure. Nur noch über den Knockbrack hinüber. Die Stute nahm den Berghang mit erstaunlicher Leichtigkeit, obwohl sie seit Tagen mit nur wenigen Pausen unterwegs war.
    »Meine tapfere Freundin!« Tara beugte sich vor und klopfte den Hals des Tieres. Die Stute schnaubte freundlich. Ohne dass die Druidin ihr einen Pfad vorgab, suchte sie sich den besten Weg durch das Gelände, in dem felsige Abschnitte mit moorigen Senken wechselten. Dann wieder war das dornige Gestrüpp so hoch und dicht, dass es dem Pferd die Beine blutig gerissen hätte. Álainn folgte einem schmalen Bachlauf nach Süden. Schon konnte Tara am Fuß des Berges einige Lichter auf blitzen sehen, die sicher zu den Höfen und Bergmannshäusern von Oughterard gehörten. Die Stute wandte sich nach links auf den See zu, da hier der Hang flacher wurde und mit grasigen Matten bewachsen war, sodass sie leichter vorankommen würde, doch die beiden Wölfe der Druidin, die meist vorausgelaufen waren, hielten plötzlich inne und witterten nach Westen den von Dickicht bewachsenen Hang hinunter.
    »Was ist? Geal, Ciallmhar kommt, wir müssen uns eilen. Wir haben keine Zeit, auf die Jagd zu gehen.«
    Die Wölfe gehorchten nicht. Sie winselten und jaulten zwar, widerstanden aber dem Ruf und drängten stattdessen weiter  Richtung Westen. Die Stute hielt inne, noch ehe Tara die Zügel annehmen konnte. Die Druidin saß ganz still auf dem Rücken des Pferdes und sah zu den beiden Wölfen hinüber, die sie unmissverständlich zum Mitkommen aufforderten. Nun, da sie ihre Sinne weit öffnete, statt sie nur auf das eine Ziel zu richten, das sie unbedingt rechtzeitig erreichen musste, spürte auch sie, dass hier etwas nicht in Ordnung war.
    »Blut wurde vergossen«, sagte sie leise. Die Wölfe jaulten zustimmend. Noch einen Moment zögerte die Druidin. Konnte sie sich diese Unterbrechung erlauben? Vielleicht hatten die Lycana Aughnanure bereits erreicht und erwarteten sie? Tara sah zum Himmel auf. Es war bereits zu spät. Die schmale Sichel hing über den scharfen Bergkämmen von Connemara, bereit, hinter ihnen zu versinken. Heute Nacht würden sie sich nicht mehr zu den Twelve Bens aufmachen. Die Druidin unterdrückte einen Seufzer. Die Neumondnacht stand bevor, und sie mussten auf brechen, sobald die Sonne untergegangen war, wollten sie rechtzeitig bei der Höhle anlangen.
    Die Wölfe winselten. Tara legte der Stute die Hand an die Mähne.
    »Komm, meine Liebe, dann wollen wir sehen, welch Untat in dieser Nacht verübt wurde.« Denn dass hier ganz in der Nähe großes Leid geschehen war, spürte sie immer deutlicher.
    Sie kamen durch das dichte Gebüsch nur langsam voran, doch schon bald begann Tara zu ahnen, wohin die Wölfe sie führten. Es konnte allerdings nicht Peregrines Blut sein, das ihr Herz schwer werden ließ. Seit seinem Tod waren viele Nächte vergangen. Und doch hingen Schmerz und Trauer um ihn noch wie Nebelfetzen in den Zweigen.
    Noch ehe die Wölfe sie auf die Lichtung hinausführten, wusste die Druidin, wen sie finden würde. Dennoch entfuhr ihr beim Anblick des geschundenen Leibes ein Aufschrei des Entsetzens. Tara ließ sich vom Pferd gleiten und eilte zu der Stelle, an der Áines Körper zusammengesunken war. Der Angriff konnte noch nicht  lange her sein. Das Blut war noch nass und glänzte in schwarz schimmernden Lachen, die über den ganzen Kampfplatz verteilt waren. Tara legte Áine die Hände auf den reglosen Leib, der

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