Lycana
uns beeilen. Luciano, lauf in die Halle und sieh, ob du ein anderes Gewand für Ivy findest, und bring etwas mit, womit wir ihre Hand verbinden können. Ich helfe Ivy mit ihrem Haar und Gesicht. Sei unbesorgt, wir werden das gut hinbekommen - und ich denke nicht, dass irgendjemand von Leo erfahren wird, dass du nicht reinen Blutes bist.«
»Was?« Malcolm trat in die Halle und blinzelte verwirrt. »Habe ich richtig gehört?«
Alisa fluchte. »Was willst du hier? Es hat dich keiner eingeladen!«
Ihr Zorn ließ ihn ein wenig zurückweichen. »Rowena und ich haben Mervyns Wunden noch einmal mit der Tinktur bestrichen und frisch verbunden. Sie blutet nur noch leicht, schmerzt ihn aber noch sehr. Und nun wollte ich nachschauen, ob ich Ivy mit ihren schlimmen Brandwunden helfen kann. Aber das ist offensichtlich nicht nötig.«
»Wage es nicht, sie deshalb zu verachten! Und solltest du ihr Geheimnis ausplaudern, ist dir unsere ewige Feindschaft sicher.«
Malcolm schien ein wenig verwirrt. »Ich verachte sie nicht. Ich stelle erfreut fest, dass sich ihre schweren Wunden geschlossen haben und ihre Hand nicht mehr verkrüppelt ist. Da ist sie besser dran als Mervyn, glaubt mir.«
Alisa war verblüfft. Mit dieser Reaktion hatte sie nicht gerechnet.
»Du starrst mich so an? Ich verstehe, du denkst schlecht von uns - und vielleicht mit Recht, wenn wir Ireens unglaublichen Verrat berücksichtigen. Ich fühle die Schuld, die wir auf uns geladen haben, und ich werde alles daransetzen, es wiedergutzumachen. Ich gebe zu, auch ich hielt die Lycana stets für eine minderwertige Familie, denn das ist es, was man uns von Kindesbeinen an erzählt hat. Die Feindschaft ist alt - vielleicht reicht sie zurück in die Zeit, als die Normannen hier an der Küste landeten, um die Kelten zu unterwerfen. Sie waren immer die Unterlegenen! Und so dachten wir von den Lycana, dass sie nur ein rückständiges Überbleibsel seien. Nun, ich konnte mich in den vergangenen Wochen davon überzeugen, dass ihr über erstaunliches Wissen verfügt, und Kräfte, denen man Respekt zollen muss.« Er verbeugte sich leicht in Ivys Richtung.
»Ja, aber …« Alisa sah ihn aus weit aufgerissenen Augen an.
»Die Sache mit dem reinen Blut?« Malcolm machte eine wegwerfende Handbewegung. »Einige unserer angesehensten Vyrad sind nicht reinen Blutes. Denkt nur an Lord Byron. Er wird von uns hoch geschätzt, ja gar verehrt! Wir haben schon früh erkannt, dass wir von der langen Erfahrung und dem Wissen unserer Servienten lernen können. So, aber nun würde ich vorschlagen, ihr kümmert euch weiter darum, dass Ivys Geheimnis sicher ist, während ich dafür sorge, dass ihr nicht gestört werdet.«
Ein Strahlen erhellte Alisas Gesicht, und ohne darüber nachzudenken, schlang sie die Arme um seinen Hals. »Malcolm, du bist wunderbar!«
»Äh, danke.«
Verlegen ließ sie ihn wieder los und sagte schroff: »Also los! Wir müssen fertig werden und dann nach Mervyn sehen.«
Mervyn ging es dafür, dass ihn eine silberne Klinge verletzt hatte, erstaunlich gut. Die Tinktur der Druidin, die das schädliche Silber aus dem Fleisch zog, vollbrachte wahre Wunder. Als Ivy kurz darauf mit einem neuen Gewand, verbundener Hand, einseitig gekürztem und geschwärztem Haar und gerußter Wange in die obere Halle zurückkehrte, saß er auf seinem geschlossenen Sarg und unterhielt sich mit Sören. Alisa und Ivy waren erleichtert, ihn auf dem Weg der Besserung zu sehen. Mervyn grinste ein wenig schief und griff sich an die verbundene Schulter.
»Es brennt wie die Hölle, aber ansonsten fühle ich mich schon wieder recht ordentlich.«
Alisa nickte mitfühlend. »Ja, der Schmerz des Silbers ist nicht zu verachten. Ich habe ihn in Rom selbst zu spüren bekommen.« Sie drückte Mervyn aufmunternd den gesunden Arm. »In ein oder zwei Nächten ist es vorbei und du wirst nicht einmal eine Narbe davontragen.«
Zornige Stimmen drangen vom Fuß des Turmes zu ihnen herauf und ließen sie zu den schmalen Fensterschlitzen eilen.
»Das sind Luciano und Franz Leopold, die sich dort unten anbrüllen«, sagte Alisa und war schon auf der Treppe. Ivy und Seymour folgten ihr.
»Welche Dämonen sind in euch gefahren?«, fauchte Alisa und griff nach Lucianos Ärmel. Der Nosferas sah aus, als wolle er sich jeden Moment auf Franz Leopold stürzen.
»Lass mich los. Ich mach diesen verfluchten Mistkerl fertig. Wie kann er es wagen, solche Dinge zu sagen!«
»Was habe ich denn Schlimmes über deine
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