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Lycana

Lycana

Titel: Lycana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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schief und seufzte. »Nein, mein Freund, das glaube ich nicht!«
    Vielleicht um das leidige Thema zu wechseln, nickte Oscar in Richtung des Blatt Papiers, das Bram vor sich liegen hatte:
    »Was schreibst du da? Gehst du nun doch unter die Dichter? Sage mir nicht, dass das auch ein politisches Flugblatt werden soll!«
    Bram lachte auf. »Aber nein! Sei unbesorgt.« Hastig faltete er das Blatt zusammen und verbarg es in seiner Brusttasche. Die eigentliche Antwort blieb er dem Freund schuldig, und der dachte auch nicht mehr daran, weiterzufragen. Das Pferd wurde gesattelt und in den Hof geführt, das Gepäck in die Kutsche geladen. Dann schwang sich Oscar in den Sattel, der offensichtlich alles daransetzte, keine weiteren Diskussionen mit seiner Mutter führen zu müssen. Bram blieb also nichts anderes übrig, als sich zu der Lady in die Kutsche zu setzen. Das Gefährt rumpelte aus dem Dorf hinaus und folgte der Straße nach Süden. Bald schon passierten sie den nächsten Weiler. Bram spürte, wie sein Herz schneller schlug. Er legte die Hand auf die Brusttasche, in der der zusammengefaltete Brief steckte. Was war das wieder für ein Hirngespinst? Und doch drängte jede Faser in ihm, es zu tun. Jetzt! Es war die letzte Gelegenheit.
    »Äh, Lady Wilde. Könnten wir bitte kurz anhalten? Ich habe etwas zu erledigen.« Er klopfte mit dem Stock gegen die Wand und der Wagen hielt an.
    »Es wird nicht lange dauern«, versprach er der erstaunt dreinblickenden Dame und verschwand in der Dunkelheit. Bram Stoker rannte den Weg entlang. Bald schon war er so außer Atem, dass er seinen Schritt zügeln musste. Auf der anderen Seite des Flusses tauchten die Zinnen der Turmburg über den Baumwipfeln auf, und wieder spürte er dieses Gefühl von Gefahr, das ihn warnte und ihm riet, davonzulaufen. Doch er hatte nicht vor, die Burg aufzusuchen. Sein Ziel war der alte Friedhof. Je näher er ihm kam, desto langsamer ging er voran. Er merkte, dass er sich nur noch auf Zehenspitzen vorschob, eifrig bemüht, kein Geräusch zu machen. Sein Atem klang unnatürlich laut in seinen Ohren und er konnte jeden seiner Herzschläge hören. Da tauchte die bröckelnde Mauer aus Feldsteinen auf, die den kleinen Friedhof umgab. Bram Stoker blieb stehen.
    War er eigentlich von allen guten Geistern verlassen? Was tat er hier? Wie kam er auf den Gedanken, sie könnte hier sein? Er klammerte sich an ihre Worte. Sie würden einander wiederbegegnen. Das Schicksal habe es so vorgesehen. Langsam schob er sich weiter. Er ersehnte und fürchtete den ersten Blick über die Mauer.
    Plötzlich erstarrte er. Laute Stimmen schallten zu ihm herüber. Bram lauschte. Die Stimmen junger Männer, die verdammt wütend klangen. Was war dort los? Ohne darüber nachzudenken, in welche Gefahr er sich begeben könnte, hastete Bram bis zur Mauer und duckte sich hinter einen Busch. Vorsichtig lugte er über die mit Moos überzogenen Granitbrocken. Zwei junge Burschen, so um die vierzehn oder fünfzehn Jahre alt, standen einander gegenüber. Der eine war groß, schlank, dunkelhaarig und fast überirdisch schön. Der andere war nur mittelgroß und ein wenig untersetzt. Sein kurzes schwarzes Haar stand wild nach allen Seiten ab. Der Schöne hielt einen Degen in der Hand. In ihren Mienen  konnte Bram lesen, dass der Streit bitterer Ernst war. Handelte es sich um Vampire? Er vermutete es, obwohl das Licht so trüb war, dass er nicht erkennen konnte, ob sie einen Schatten warfen. Dann quietschte das Tor und zwei Mädchen kamen angehastet. Die eine groß, ein wenig burschikos mit rötlich blondem Haar - die andere war Ivy. Allein der Anblick der silbernen Locken ließ sein Herz in einen seltsamen Rhythmus verfallen. Als sie sich ihm zuwandte und er ihre linke Seite zu sehen bekam, setzte sein Herz allerdings ganz aus. Herr im Himmel, was war mit ihrem Gesicht passiert und ihrem Haar? Vor Schreck zerknitterte er den Brief in seiner Hand, auf dessen Rückseite mit großen Buchstaben An Ivy-Máire geschrieben stand.
     

NOCH MEHR GEHEIMNISSE
    Als die beiden Vampirinnen den kleinen Friedhof unweit der Burg erreichten, war ihnen sofort klar, dass sich die Wut auf beiden Seiten keineswegs abgekühlt hatte. Luciano und Franz Leopold standen einander gegenüber, nur wenige Schritte voneinander entfernt. Sie starrten sich nur an, doch die Luft schien, von ihrem Hass erfüllt, zu vibrieren. Der Dracas hielt die Spitze seines Degens auf Lucianos Herz gerichtet, was den Nosferas aber nicht zu kümmern

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