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Lycana

Lycana

Titel: Lycana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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verlassen konnten, wie sollte es ihr gelingen, die drei von hier wegzuschaffen, solange die Kinder mit ihren Waffen um sich schlugen? Es waren zu viele!
    Tonka zuckte mit den Schultern. Es lohnte nicht, dass sie noch einmal in den Kampf eingriff. Selbst wenn es ihr gelingen sollte, einige der Erben zu vernichten, der große Plan war gescheitert. Es war an der Zeit, einen neuen zu schmieden. Doch zuerst musste sie unauffällig von hier verschwinden. Sie kroch hinter die Trümmer des Wagens. Die Deichsel war ebenfalls gebrochen, und die beiden Pferde hatten sich aus ihren Geschirren befreit und liefen nun frei über den Hof. Doch wozu brauchte sie ein Pferd? Sie war kaum verletzt und hatte noch genügend Kraft für eine Verwandlung.
    Eine Fledermaus flatterte hinter den Wagenresten auf und flog über den Hof hinweg. Nun sah sie, dass ihren drei Begleitern nichts und niemand mehr helfen konnte. Tonka drehte noch eine Runde und flog dann davon, um sich einen sicheren Platz zu suchen, an dem sie den Tag überdauern konnte.
    Sie dachte an Danilo, Jovan und Vesna. Nicht dass sie Mitleid für sie empfand oder Trauer. Es ärgerte sie, dass sich die drei so einfach hatten besiegen lassen, wo sie doch immer mit ihren Fähigkeiten geprahlt hatten. Nun waren sie ausgelöscht, und es war an ihr, nach Hause zurückzukehren, um die Erben in ein neues Netz aus Intrigen und Anschlägen zu verstricken, das sie endgültig vernichten würde.
     

IVYS GEHEIMNIS
    Als Franz Leopold erwachte, stieg ihm als Erstes der Brandgeruch in die Nase, der den Turm wie eine klebrige Wolke bis in die kleinsten Ritzen durchdrungen hatte. Er dachte an Ivy und ihren mutigen Versuch, die Katastrophe zu verhindern. Wie leicht hätte sie dabei vernichtet werden können! Oder nicht? Konnte normales Feuer einen Vampir so vollständig verbrennen, dass er sich nicht wieder regenerieren konnte? Vermutlich. Die Explosion hätte sie in Stück reißen können!
    Er schloss gequält die Augen. Nein, an so etwas wollte er nicht denken. Es war schon schlimm genug, was das Feuer ihr angetan hatte. Er dachte mit Schaudern an ihre verbrannte Körperhälfte, die verkrüppelte Hand und das verkohlte Silberhaar. Aber es würde heilen. Jede Nacht ein wenig mehr.
    Wie würde er sie heute Abend vorfinden? Sicher waren die Schmerzen und der Schwindel bereits abgeklungen, doch es konnte nicht schaden, einen starken Arm um die Schulter zu wissen. Hoffnungsfroh klappte er den Deckel auf - nur um gerade noch einen silbernen Schimmer in der Treppenwindung verschwinden zu sehen.
    »Ivy?« Neben ihrem geöffneten Sarg entdeckte er Alisa, die der Freundin erstaunt nachblickte.
    »Was ist mit ihr?«, wollte Franz Leopold wissen.
    »Ich habe keine Ahnung!«, rief ihm Alisa zu und war im nächsten Moment ebenfalls die Wendeltreppe hinunter verschwunden.
    Luciano trat zu ihm. »Jedenfalls war sie unglaublich schnell!«, stellte er fest.
     
    Ivy hastete die Treppe hinunter. Sie hatte zu lange geschlafen. Vielleicht war ihr Körper doch noch ein wenig von den nächtlichen Ereignissen mitgenommen? Sie hatte sich darauf verlassen, dass sie wie üblich früher als die anderen aufwachen würde, um die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, doch dann hatte Alisa den Deckel ihres Sargs gehoben, als sie gerade erst die Augen aufschlug!
    »Seymour, halte sie auf!«, rief sie dem Wolf zu, der sich knurrend mitten auf der Wendeltreppe auf baute.
    Ivy stürzte in die Lagerhalle im unteren Stock. Das verbogene Metall, das gestern noch Áines Sarg gewesen war, ließ Mitleid mit der Lycana aufwallen. Ivy drängte es beiseite. Dafür war später noch Zeit. Jetzt musste sie handeln. Schnell handeln! Sie griff mit beiden Händen in den Ruß und schmierte ihn auf ihre linke Wange und in das viel zu üppige Haar. Ivy riss ihr kleines Messer vom Gürtel und schnitt sich ein paar Strähnen ab. Und die Hand? Was sollte sie mit ihrer Hand machen und dem Arm, dessen helle Haut zwischen den verkohlten Rändern ihres Gewandes hervorblitzte? Sie rieb mit einem Holzkohlestückchen über ihren Arm, wusste aber, dass das nicht reichen würde, die anderen zu täuschen. Sie musste ihn verbinden, neue Kleider darüberziehen. Aber woher sollte sie die nehmen? Mit zitternden Händen stand Ivy mitten in der Halle, vielleicht zum ersten Mal in ihrem Dasein völlig ratlos.
    »Ivy? Was machst du da?« Sie hörte die Asche unter Alisas Füßen knistern, drehte sich aber nicht um. Wie konnte sie sie wegschicken? Wie von sich

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