Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lycana

Lycana

Titel: Lycana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
Vom Netzwerk:
widersprach der andere. »Die mächtigste, die ich kenne.«
    Für einen Moment dachte Nellie, Mac Gaoth würde nun selbst Hand anlegen, doch dann wich er zur Tür zurück.
    »Nun gut, dann fesselt sie eben nicht, aber gebt acht, dass sie euch nicht entwischt. Und wenn Seymour weiterhin Ärger macht, dann jagt ihm eine Kugel ins Herz. Wir haben dort draußen schöne silberne Kugeln!« Er grinste böse, der alte Mann stöhnte.
    »Mac Gaoth, besinne dich. Noch ist es nicht zu spät. Wir können uns zusammensetzen und den Vertrag erneuern.«
    Mac Gaoth war mit drei großen Schritten bei ihm und umklammerte den mageren Hals mit seinen kräftigen Händen. »Áthair Faolchu, deine Zeit ist um, weil du es in neunundneunzig Jahren nicht vermocht hast, Ordnung zu schaffen. Du hast es geduldet, dass Seymour uns verlässt und bei den Lycana haust - wie ein Diener! Oder soll ich besser sagen, wie ein Haustier?« Der Mann mit dem silbernen Haar knurrte. »Du hast es zu verantworten, dass der Reif, der den Werwölfen gehört, der Sippe entzogen wurde!«
    Nellie sah von einem zum anderen. Sie verstand kein Wort, hütete sich aber, sich durch eine Frage in Erinnerung zu bringen. Sie spürte den Blick der alten Frau auf sich ruhen.
    Draußen fielen Schüsse. Zuerst dachte Nellie, Cowan habe mit seiner Unterweisung begonnen, doch die aufgeregten Stimmen und die hektische Bewegung im Kreuzgang ließen alle aufhorchen.
    »Das kommt von draußen!«, rief einer der Wächter.
    Mac Gaoth nickte und grinste breit. »Ja, es hat begonnen. Nellie, an meine Seite!«, befahl er und lief hinaus. Er schnappte sich ein Gewehr und rief den anderen Anweisungen zu, wo sie sich verteilen sollten. Im Vorbeilaufen sah sie Cowan, der, sein Gewehr noch in der Hand, zwei anderen Werwölfen folgte.
    »Halte dich bereit«, raunte er seiner Schwester zu. Dann war er verschwunden. Nellie sah von einer Baumgruppe am Seeufer Pulverdampf aufsteigen. Dann antworteten die Gewehrläufe, die sich aus den Fenstern und Mauerschlitzen des Klosters schoben.
     

DER KAMPF UM ROSS ERRILY
    Alisa landete neben der gefallenen Gestalt im Gras. Sie war so entsetzt, dass sie gar nicht darüber nachdachte, ob ihr die Rückverwandlung ohne Hilfe gelingen konnte. Die Nebel hüllten sie ein, und sie spürte, wie ihr Körper wuchs und sich streckte.
    »Bleib unten!«, hörte sie Malcolms Stimme. Er warf sich auf sie und drückte sie mit dem Gesicht voran zu Boden. Alisa spuckte Gras und Erde, doch sie musste nicht fragen. Sie hörte die Geschosse über sich hinwegpeitschen.
    »Francesco ist getroffen. Das sieht bös aus. Ich glaube, da ist nichts mehr zu machen«, ertönte Tammos Stimme. Die Abenteuerlust hatte sie verlassen. Malcolm rutschte von ihr herunter und Alisa hob vorsichtig den Kopf. Sie sah, dass Rowena sich ebenfalls zurückverwandelt hatte, während Joanne und Fernand in die Richtung davonflatterten, wo sie Donnchadh und Catriona das letzte Mal gesehen hatten. Alisa blickte sich um.
    »Wir müssen zu der Mauer. Sie wird uns Deckung geben. Los, bleibt dicht am Boden. Die schießen verdammt gut!« Malcolm packte einen von Francescos schlaffen Armen, Luciano den anderen. Auf allen vieren robbten sie vorwärts, den schweren Körper hinter sich herschleifend. Alisa blieb an Tammos Seite. Endlich erreichten sie die aus lockeren Bruchstücken aufgeschichtete Mauer und kauerten sich dahinter. Die Schützen im Kloster schienen zu wissen, wo sie sich befanden, denn immer wieder schlug eine Kugel gegen die oberen Steine und spritzte dann in irgendeine Richtung davon.
    »Ich verstehe das nicht!«, keuchte Luciano und riss seinem Schatten Jacke und Hemd auf, um die Wunde in Augenschein zu nehmen. Alisa und Malcolm beugten sich über den massigen  Brustkorb, der in der Gegend des Herzens von einer Kugel durchschlagen war. Die Ränder hatten sich dunkel verfärbt und es roch verbrannt.
    »Ich verstehe das nicht«, sagte Luciano noch einmal. »Ich habe schon Schusswunden gesehen, aber die ist seltsam. Selbst wenn sie das Herz gestreift hat, müsste er noch wach sein.«
    Malcolm strich über die Wunde. Der Servient rührte sich nicht. »Hat jemand ein Messer?«
    Alisa reichte ihm das kleine Messer, das sie mit einigen anderen nützlichen Dingen in einem Beutel um die Hüfte trug. Fasziniert sah sie zu, wie Malcolm die Kugel aus der Brust holte. Er wischte das Blut ab und legte sie auf seine flache Hand. Silbrig schimmernd lag sie unter dem verblassenden Nachthimmel. Niemand sagte etwas,

Weitere Kostenlose Bücher