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Lycana

Lycana

Titel: Lycana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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sein Gewehr lud und dann nach einem neuen Ziel Ausschau hielt.
    Ivarr hob die Schultern. »Egal was sie planen, sie können die Klostermauern nicht überwinden.«
    »Ja, so war es seit jeher«, bestätigte Mac Gaoth, doch dann erstarrte er. »Was ist denn das?«
    Ivarr folgte seinem Blick die Mauer entlang. Zähe Nebelschwaden quollen um die Ecke und lösten sich langsam auf. »Jetzt kommt auch noch Morgennebel auf«, schimpfte der Werwolf.
    »Ich will verdammt sein, wenn das gewöhnlicher Morgennebel ist«, fluchte Mac Gaoth. »Er kommt nicht vom See!«
    Er packte sein Gewehr und lief auf die andere Seite des Klosters. Zu Nellies Enttäuschung herrschte er sie an, ihm zu folgen. Auch Ivarr kam mit und beugte sich neben Mac Gaoth aus einem Fenster, vor dem nur noch weißes Wabern zu erkennen war.
    »Wie ungewöhnlich«, murmelte Ivarr.
    Mac Gaoth beugte sich noch weiter aus dem Fenster. »Ja, ungewöhnlich!«, schnaubte er. »Der Nebel fließt aus der Schießscharte dort drüben. Diese verfluchte Druidin! Sorge dafür, dass das aufhört!«
    »Ich? Aber wie soll ich das anfangen? Ich kann sie nicht einmal anfassen.«
    »Dann töte Seymour, wenn nötig. Das wird sie zur Vernunft bringen.«
    »Seymour ist einer der Unseren«, entgegnete Ivarr entsetzt, verstummte aber unter Mac Gaoths Blick.
    »Er ist ein Verräter wie Peregrine, den wir seiner gerechten Strafe zugeführt haben. Er hatte den Tod verdient! Seymour ist nicht besser oder hat er sich etwa nicht von Anfang an mit den Lycana gegen uns verschworen? Also tue, was ich dir sage! Ich muss nach dem Stein sehen. Vielleicht haben sie einen Handlanger gefunden, der für sie die Klostermauern überwinden kann, und versuchen, den Stein zu stehlen.«
    Ivarr eilte davon, während Mac Gaoth auf die Kirche zulief. »Wenn du trödelst, jage ich dir eine Kugel in den Leib!«, schrie er Nellie an, die absichtlich ein wenig zurückblieb. Rasch holte sie wieder auf. In dieser Stimmung war es vermutlich wenig ratsam, ihn zu reizen.
    Als Nellie hinter dem Werwolf durch den Bogen stürmte, erhaschte sie gerade noch einen silbernen Schemen, der durch das Fenster verschwand. Ihr Blick fiel auf den leeren Altar. Mac Gaoth brüllte. Dieser Schrei hatte nichts Menschliches an sich. Es war das Toben einer Bestie. Nellie taumelte zur Seite. Er rief nach den anderen Werwölfen. Eilige Schritte schallten durch das Kloster.
    »Komm mit!«, brüllte Mac Gaoth und zerrte Nellie auf ein Fenster zu. Mit einem riesigen Sprung war er draußen. Nellie kletterte über die Brüstung und ließ sich ins Gras fallen. Sie achtete nicht auf ihr aufgeschlagenes Knie, rappelte sich auf und lief ihm nach. Sie sah, wie er anhielt und das Gewehr zum Schuss hob.
    »Nellie, runter!«, erklang Cowans Stimme hinter ihr. Sie warf sich, ohne zu zögern, auf den Boden. Zwei Schüsse krachten. Nellie sah, wie Mac Gaoths Körper zuckte. Er ließ das Gewehr fallen. Eine Hand griff nach der ihren und zerrte sie hoch.
    »Schnell!«, drängte Cowan. »Komm hoch und lauf! Der Nebel gibt uns Deckung.«
    Hand in Hand rannten sie los. Nellie sah Mac Gaoth mit dem Gesicht im Gras liegen. Er rührte sich nicht mehr. Seine Jacke war am Rücken zerfetzt. Blut quoll aus der Wunde, wo die Kugel eingedrungen war.
    »Ich habe ihn mitten ins Herz getroffen«, sagte Cowan stolz. »Ja, das war ein Fehler, mir ein Gewehr zu überlassen. Er hat uns unterschätzt.«
    Nellie schwieg. Sie konzentrierte sich darauf, zu laufen und nicht zu stolpern. Hinter ihnen hörten sie wieder Schüsse, doch der Nebel war zu dicht, als dass die Schützen sie hätten sehen  können. Cowan schlug einen Bogen nach rechts. Sie mussten zu dem Hain zurückkehren, wo sie ihren Vater und die anderen zurückgelassen hatten, und gemeinsam mit ihnen fliehen. Wenn sie noch dort waren. Wenn sie noch lebten!
     
    Den Stein an die Brust gedrückt, rannte Ivy in einem weiten Bogen nach Süden, wo sie mit den anderen Lycana zusammentreffen würde. Über ihr flog Franz Leopold. Ihre Verfolger konnte sie im Nebel nur erahnen, doch sie wusste, dass sie ihnen noch auf den Fersen waren und nicht so schnell aufgeben würden. Was, wenn sie die Werwölfe mit ihren Gewehren direkt zu den Lycana führte?, fragte sich Ivy bang. Sollte sie den Plan ändern und den Stein woandershin bringen?
    Plötzlich durchbrach sie den Nebel und lief in den klaren, bereits grauen Morgen hinaus. Ivy schlug einen Haken um ein Gebüsch herum. Sie durfte nicht den direkten Weg über die Weiden nehmen,

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