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Lycana

Lycana

Titel: Lycana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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stürzte zu Boden. Alisa hätte geschrien, wenn es ihr möglich gewesen wäre. Sie hörte noch mehr Schüsse und sah, wie sich die jungen Vampire zu Boden warfen. Ob sie getroffen waren, konnte sie nicht sagen. War ihrem Bruder etwas zugestoßen oder Malcolm? Was war mit Francesco? Im Sturzflug schoss sie hinab. Die anderen folgten ihr.
     
    »Könnt ihr schießen?«, fragte Mac Gaoth Nellie und Cowan, als sie die Ruine des Klosters betraten. Einige junge Männer, die ähnlich hager und verwahrlost wirkten wie er, begrüßten ihn. Auch sie umgab der scharfe Raubtiergeruch wie eine Aura. Zwei graue Wölfe überquerten den Hof eines Kreuzgangs und verschwanden in einer dunklen Kammer. Cowan erstarrte und rieb sich die Augen, Nellie jedoch wunderte sich nicht. Sie hatte das Unfassbare akzeptiert.
    »Könnt ihr mit einem Gewehr schießen?«, wiederholte Mac Gaoth und ließ die beiden Bündel auf ein geschwärztes Steinpodest fallen. Der trichterförmige Kamin darüber zeigte, dass es sich um eine alte Feuerstelle handelte. Der Vorbau mit der niederen steinernen Kuppel konnte ein Backofen gewesen sein. Vermutlich war dies die ehemalige Küche des Klosters.
    »Ja, wir können schießen«, antwortete Cowan, der die beiden Schachteln neben den Gewehren abstellte. »Vater hat es Nellie und mir schon früh beigebracht. Wir haben nicht nur gelernt, ein Gewehr zu laden und abzufeuern, wir treffen auch noch!« Stolz schwang in seiner Stimme mit, was Nellie in dieser Situation für äußerst unangebracht hielt.
    Mac Gaoth grinste breit. »Sehr schön. Dann werdet ihr euch jeder ein Gewehr nehmen und meinen Männern, die es noch nicht gelernt haben, das Schießen beibringen.«
    Vielleicht lächelte Cowan für einen Moment zu zufrieden, denn der Werwolf überlegte es sich anders. »Oder nein, du, Cowan, erklärst meinen Leuten, was sie wissen müssen, während Nellie an meiner Seite bleibt. Denk daran, Cowan, ein Ruck, und alles ist vorbei.«
    Um seine Worte zu bekräftigen, legte er noch einmal die Hand in Nellies Nacken. Cowan blieb nichts anderes übrig, als zu gehorchen. Mac Gaoth rief einige Männer und zwei Frauen mittleren Alters herbei, die das gleiche wilde Aussehen wie Mac Gaoth hatten. Einige suchten sich nur eine Waffe aus und nahmen sich Munition, andere hatten offenbar noch nie mit einem Gewehr geschossen und ließen es sich von Cowan erklären. Er öffnete eines der Munitionspäckchen, um sie einige Probeschüsse abgeben zu lassen.
    »Was ist denn das?«, wunderte er sich.
    Mac Gaoth grinste breit. »Silberne Geschosse, mit denen man magische Wesen töten kann. Eine gut gezielte silberne Kugel kann einen Werwolf und sogar einen Vampir vernichten. Wusstest du das nicht?«
    In jeder anderen Situation hätte Cowan gelacht, jetzt aber schluckte er nur trocken. »Ich werde es mir merken«, sagte er tonlos.
    »Zum Üben nehmt ihr normale Munition«, wies Mac Gaoth an. Dann führte er Nellie durch den Kreuzgang davon. »Du wirst nicht von meiner Seite weichen, egal was passiert«, schärfte er ihr  ein. »Ich sage es dir nur einmal. Mir ist es völlig egal, ob du die heutige Nacht überlebst oder als Futter für meine Brüder endest! Ist das klar?«
    Nellie nickte und rückte noch ein Stück näher an ihn heran, obwohl sein Geruch ihr Übelkeit verursachte. Mac Gaoth eilte zu einem kleinen steinernen Gelass. Nellie schlüpfte hinter ihm durch die niedere Tür. Sie brauchte eine Weile, bis sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Ein alter Mann, ähnlich hager wie Mac Gaoth, stand hoch aufgerichtet an der Wand. Seine Füße waren an einen eisernen Ring gefesselt. Daneben erkannte sie einen jüngeren Mann mit silbrig weißem Haar. Er zerrte wütend an seiner Kette und beschimpfte Mac Gaoth als Verräter und Vertragsbrüchigen, der sich gegen den Führer der Sippe erhoben habe. Neben ihm stand eine kleine, alte Frau, die alles andere als hilflos und zerbrechlich wirkte. Sie hielt einen Stab in der Hand. Zu ihren Füßen lagen zwei Wölfe.
    »Seymour, spare deine Kräfte«, sagte sie beruhigend zu dem Silberhaarigen. Zwei Männer mit ähnlicher Statur wie Mac Gaoth standen vor der alten Frau, die eisernen Spitzen zweier Lanzen auf ihre Brust gerichtet.
    »Warum habt ihr sie nicht gefesselt?«, herrschte Mac Gaoth die beiden Wächter an.
    »Sie wollte es nicht zulassen.«
    »Sie wollte es nicht zulassen? Habe ich gesagt, ihr sollt nach ihren Wünschen fragen? Sie ist eine alte Frau!«
    »Sie ist eine Druidin!«,

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