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Lycana

Lycana

Titel: Lycana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Blick auf den Altar mit dem einzigartigen Stein und auf die Druidin im Kreis der Werwölfe gewährte. Seymour hatte wie die anderen Werwölfe seine menschliche Gestalt angenommen. Es fiel Alisa noch immer schwer, in dem hageren jungen Mann den Wolf wiederzuerkennen, der sich stets an Ivys Seite aufhielt. Außer ihm waren fünf weitere Männer zu sehen, die ihr erstaunlich jung vorkamen.
    Alisa richtete ihre feinen Fledermausohren auf. Sie konnte zwar ganz deutlich hören, was gesprochen wurde, doch leider verstand sie die Bedeutung der gälischen Worte nicht. Seymours Stimme wurde lauter. Die Worte grollten wie Donner. Er zeigte auf den Stein und dann auf die Druidin, die als Einzige beherrscht wirkte. Einig waren sie sich nicht, das begriff Alisa, auch ohne Gälisch zu verstehen. Der Wind trug den hellen Ton einer Glocke heran. Alisa lauschte. Fünf Schläge. Die Frist war abgelaufen. Auch Seymour schien die Glocke gehört zu haben und legte die Hand auf Taras Arm, vermutlich um sie zum Aufbruch zu mahnen, doch da kam Bewegung in die jungen Männer der Sippe. Zwei griffen nach Seymour. Ein starker Kerl, neben dem Tara klein und zerbrechlich wirkte, hielt die Druidin fest. Seymour brüllte auf und riss sich los, doch nun sprangen zwei weitere Werwölfe herbei. Zu viert gelang es ihnen, Seymour niederzuringen. Tara richtete einige scharfe Worte an die neuen Sippenführer. Sie befreite ihren Arm und folgte hoch erhobenen Hauptes Seymour und seinen Bewachern in einen anderen Teil des Klosters. Alisa flog zu Ivy und Franz Leopold hinauf.
    Ich hatte so etwas befürchtet, dachte Ivy betrübt. Kommt, wir wollen sehen, wohin sie sie bringen.
    Der Stein ist jetzt unbewacht!, entgegnete Franz Leopold. Lasst uns hinunterfliegen und ihn holen.
    Und wie willst du ihn von hier wegbringen?, verlangte Alisa zu wissen. Er ist viel zu groß, als dass ein Falke ihn wegtragen könnte.
    Dann verwandeln wir uns zurück. Wir schnappen ihn, klettern aus dem Fenster und laufen davon. Wir sind außer Reichweite, ehe sie überhaupt merken, was vor sich geht. Was glaubt ihr, wie einfach die Verhandlungen mit den Werwölfen werden, wenn wir den Stein in unserem Besitz haben!
    Ivy und Alisa wollten gerade etwas erwidern, als die Stille der verblassenden Nacht durch einen Schuss zerrissen wurde. Ihm folgten zwei weitere. Die drei flogen erschreckt auf. Drei weitere Fledermäuse erhoben sich auf der anderen Seite des Turms. Aus der Luft sahen sie, dass sich die Lycana dem Kloster von allen Seiten näherten. Sie erkannten die beiden Gruppen der Erben, die von Francesco und Pietro angeführt wurden. Alles war so, wie Donnchadh es gesagt hatte, die Gewehrschüsse gehörten allerdings nicht dazu! Aus einem Hain sahen sie Pulverdampf aufsteigen, und als sie näher heranflogen, entdeckten sie eine Handvoll düsterer Gestalten mit Gewehren in den Händen - und der warmen Aura von Menschen! Wieder fielen Schüsse. Die Lycana, die den Schützen am nächsten waren, verwandelten sich und zogen sich geduckt zurück. Einige stiegen als Vögel in die Luft auf, um die Quelle der Schüsse zu erkunden. Sie waren sicher mehr erstaunt als beunruhigt. Gewöhnliche Kugeln konnten einen Vampir nicht töten. Ihn verletzen und schwächen und dadurch langsam wie einen Menschen werden lassen, das ja, aber nicht endgültig vernichten.
    Alisa flog dicht neben Fernand, Joanne und Rowena. Was sollten sie jetzt tun? Donnchadh und Catriona aufsuchen und ihnen sagen, dass Tara und Seymour gefangen genommen worden waren? Das konnten sie sich bestimmt denken. Nein, es war wichtiger, den vorrückenden Erben zu sagen, wo sich der Stein befand!
    Sie flogen eine Schleife und näherten sich der Gruppe, die von  Francesco auf das Kloster zugeführt wurde, während Ivy und Leo abdrehten und auf die zweite Gruppe zuflogen. Alisa ließ sich tiefer sinken. Sie erkannte ihren Bruder Tammo und Sören und weiter hinten Luciano. Geschickt nutzten sie jeden Busch, um möglichst lange unentdeckt zu bleiben. Eine Feldsteinmauer, die eine Weide mit Gänsen umgrenzte, bot ihnen die nächste Deckung. Die Tiere reckten ihre langen Hälse und schnatterten. Dann aber mussten die Vampire die Wiese bis zur nächsten Mauer ohne Schutz überqueren. Francesco lief los, die anderen folgten ihm. Wieder krachten Schüsse. Dieses Mal aber nicht aus dem Wäldchen hinter ihnen. Die Schüsse kamen aus dem Kloster! Alisa sah das Feuer in den Mündungen aufblitzen. Francesco zuckte zusammen, wirbelte herum und

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