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Lycana

Lycana

Titel: Lycana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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die ihr keine Deckung bieten konnten.
    Sie haben den Rand des Nebelfelds bald erreicht, meldete Franz Leopold. Ivy sprang mit einem riesigen Satz über eine Mauer und rannte weiter. Die Werwölfe hinter ihr brachen durch den Nebel. Rufe ertönten. Sie hatten Ivy entdeckt. Die ersten Schüsse peitschten über das Gras. Ivy beschleunigte ihre Schritte noch mehr, doch der Stein wog schwerer in ihren Armen, als sie es sich je vorgestellt hätte.
    Plötzlich hörte sie ein Rauschen in der Luft über ihr. Sie vernahm Franz Leopolds erstickten Schrei in ihren Gedanken. Ivy hechtete hinter einen Busch, als ein riesiger Vogel wie ein Pfeil herabgeschossen kam und neben ihr landete. Ivy hatte nicht gewusst, dass es solch eine Kreatur überhaupt gab.
    Gib mir den Stein, hallte eine Stimme in ihrem Geist, die sie kannte. Du hast den cloch adhair aus den Mauern des Klosters befreit, die ich nicht überwinden konnte, doch nun überlass ihn mir und bring dich in Sicherheit. Ich werde alles zum Guten wenden.
    Ivy verneigte sich und legte den Stein vor dem riesigen Greif auf den Boden.
    »Gibt es solch einen Vogel wirklich?«, fragte sie neugierig.
    Sie spürte, wie er innerlich lächelte. Man sagt es. In einem Land weit im Westen jenseits des Meeres, wo die Berge Feuer speien und bis in den Himmel ragen.
    Er schloss seine mächtigen Krallen um den Stein. Ivy verschwendete keine Zeit und wandelte sich wieder zu einem Falken, denn schon konnte sie die Stimmen der sich nähernden Werwölfe hören.
    »Dort hinter dem Busch muss sie sein. Jetzt haben wir die elende Diebin!«
    Ivy stieg pfeilschnell in die Luft und gesellte sich zu Franz Leopold. Sie hörte die Werwölfe vor Erstaunen aufschreien, als sich der Kondor mit kräftigen Flügelschlägen erhob. Bis sie sich von ihrer Verwunderung erholt hatten, war es zu spät, ihn mit einem Schuss vom sich zunehmend erhellenden Himmel zu holen.
    Franz Leopold fluchte. Nun haben wir ihn doch noch verloren.
    Nein, ich habe ihn dem Einzigen übergeben, der diese verzwickte Lage zu einem friedlichen Ende bringen kann, widersprach sie, während sie mit ihm in Richtung Seeufer flog, wo sich die Vampire aller Gruppen bereits versammelten.
    Sieh, dort hinten kommt Seymour angelaufen. Franz Leopold flog noch einmal eine kleine Schleife und sah den Werwölfen nach, die geschlagen zum Kloster zurücktrotteten.
    Ivy richtete ihren Blick auf den weißen Wolf, der nun seinen Schritt zügelte und sich nach der Gestalt umwandte, die gerade das Kloster verließ. Den Stab in der Hand, den Kopf hoch erhoben, folgte Tara ihrem Sohn. Ivy landete und wandelte sich zurück.
    »Den Göttern sei Dank! Ihr seid ihnen entkommen«, begrüßte Ivy Tara und den Wolf und umarmte beide.
    Die Druidin schüttelte den Kopf. »Nein, nicht entkommen. Wir sind gegangen. Nachdem Mac Gaoth gefallen ist und eines der  jüngeren Mitglieder der Sippe Áthair Faolchu von seinen Fesseln befreit hat, gab es niemanden mehr, der uns aufhalten wollte. Doch nun eilt euch. Dort in den verlassenen Steinhütten findet ihr Schutz für den Tag. Seymour und ich werden eure Ruhe bewachen, und wenn die Sonne untergegangen ist, werden wir alle zusammenkommen, um einen neuen Pakt zu schließen.«
    Ivy nickte. »Ja, Turlough wird kommen und den Stein bringen. Hast du ihn in dieser Greifsgestalt gesehen? Unglaublich!«
    Tara lächelte. »Ja, er ist ein ungewöhnlicher Vampir und ein ebenso außergewöhnlicher filí.«
     
    Die Nacht zu Samhain brach an und die Verhandlungen begannen. Auf beiden Seiten waren Verluste zu beklagen. Außer Francesco hatten die silbernen Kugeln noch zwei Lycana vernichtend getroffen, vier weitere waren verletzt. Tara hatte noch am Morgen die zerstörerischen Kugeln entfernt und auch Malcolms Arm mit ihrer wundersamen Tinktur behandelt, sodass es ihm und den anderen bald wieder besser gehen würde. Die Werwölfe hatten neben Mac Gaoth drei junge Sippenangehörige verloren, die eine Gruppe von Lycana außerhalb des Klosters angegriffen hatten und von ihnen getötet worden waren. Außerdem lagen in dem Wäldchen am Ufer zwei tote Menschen. Ein älterer Mann und eine Frau. Die anderen hatten die Vampire gehen lassen. Auch das Mädchen und der Junge, die Ivy und Franz Leopold aus dem Kloster hatten fliehen sehen, waren entkommen.
    Nun, da es auf Mitternacht zuging, saßen alle im Kreis um den Stein, den Turlough auf eine Steinplatte gelegt hatte. Es wurde Zeit, aufzubrechen. Noch einen Tag wollten die Lycana nicht

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