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Lycana

Lycana

Titel: Lycana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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spannend sein?« Tammo sah sie misstrauisch an.
    Ivy schmunzelte. »Ruad teilte mit der Meerfrau Albhine das Lager und versprach ihr ewige Treue, doch dann segelte er davon und vergaß sie. Als Ruad sieben Jahre später wieder über das Meer fuhr, wartete Albhine auf ihn und zeigte ihm seinen Sohn, den sie geboren hatte. Wieder versprach er, sie bald heimzuholen, doch sie las die Lüge in seinem Herzen. Da erwürgte sie den Knaben vor den Augen seines Vaters und zerschmetterte sein Schiff an einem Felsen, dass er und seine Männer den Tod in den Fluten fanden.«
    Tammo fasste sich unwillkürlich an den Hals. »Ja, nicht schlecht«, sagte er hoheitsvoll. Allerdings gab der Dichter eine wesentlich ausführlichere Version zum Besten, und so verstrich mehr als eine Stunde, bis der letzte Ton verklang und er die Leier sinken ließ. Ernst erhoben sich die Lycana, verneigten sich und zollten dem filí ihren Respekt. Dann forderte Donnchadh die jungen Vampire auf, ihre Särge aufzusuchen.
    »Es wird Zeit für euch, meine Schützlinge. Die Nacht verrinnt. Ruht euch aus bis zum Abend, dann wartet eine weitere Lektion auf euch.«
    »Wenn es nur nicht wieder Schafe sind«, brummte Franz Leopold und verließ noch vor den anderen den Saal.
     
    Sie liefen durch das nächtliche Moor. Ihre Pfoten trommelten über den hier oben an den Hängen steinigen Boden. Peregrine hatte ein verirrtes Schaf gerissen. Großzügig hatte er Áine das frische Blut überlassen und sich dann über die Reste hergemacht.  Nun verschwand der Mond bereits hinter den Bergspitzen der Twelve Bens, und die beiden Wölfe machten sich Seite an Seite auf den Weg ins Tal. Je tiefer sie kamen, desto vorsichtiger mussten sie sein. Der Boden wurde schwarz, feucht und schlüpfrig, und immer wieder mussten sie unter Riedgras versteckten Tümpeln ausweichen, in deren Morast sie vermutlich versunken wären.
    Du musst nicht mit mir gehen. Es ist spät geworden. Wir können uns hier trennen. Sie sandte ihre Gedanken an seinen Geist.
    Der große graue Wolf schüttelte den Kopf. Die Zeit kümmert mich nicht. Ich bringe dich bis zur Mine wie immer. Und wenn du nicht so eigensinnig wärst, dann würde ich dich bis zu den Toren der Burg begleiten.
    Sie gab einen Laut des Erschreckens von sich und sah ihren Begleiter vorwurfsvoll an. Das haben wir bereits oft genug besprochen. Du weißt, was geschehen würde. Ein Werwolf und eine Vampirin? Fordere sie nicht heraus!
    Er blieb neben ihr stehen und leckte ihre Schnauze. Meinst du, ich habe Angst?
    Ihr Kläffen klang wie ein trauriges Auflachen. Ich sollte mich eher fragen, ob ich um dich Angst habe oder um die, die sich heute meine Familie nennen, mein wilder Kämpfer. Wenn du mich liebst, dann nimm jetzt Abschied von mir und kehre in die Berge zurück.
    Zu meinesgleichen. Es klang traurig.
    Ja, zu deinesgleichen. Sie hielt an, entfernte sich ein wenig von ihm und verschwand in der Nebelwolke, die ihm so vertraut war. Als die junge Frau hervortrat, hatte auch ihr Begleiter seine Wolfsgestalt abgelegt. Während ihre Haut rein weiß schimmerte, ihr Haar seidig glatt und ihr Gewand ohne jeden Fleck war, sah man ihm an, dass er die Nacht im Moor verbracht hatte. Seine eingefallenen Wangen waren verschmiert, trockene Blätter hatten sich in seinem verfilzten Haar verfangen, seine Kleider hingen schmutzig und zerrissen von seinem mageren Körper herab.
    »Was findest du nur an einer Kreatur wie mir«, sagte er mit einem Seufzer, als er ihren liebevollen Blick bemerkte.
    »Ich habe keine Ahnung«, antwortete sie mit einem schelmischen Lachen, trat näher, zog ihn an sich und küsste ihn. »Vielleicht bin ich verrückt oder sehne mich nach Erlösung, oder ich liebe einfach nur das Prickeln der Gefahr.«
    »So wird es wohl sein. Pass auf dich auf, meine schöne Áine, bis wir uns wiedersehen, denn was soll ich ohne dich auf dieser Erde anfangen?« Zu seiner Überraschung hatte sie sich abgewandt und schien ihm gar nicht mehr zuzuhören. »Was hast du?«
    »Still! Kannst du es nicht spüren? Da sind Menschen unterwegs!«
    Peregrine zuckte mit den Schultern. »Ja, und? Es sind die Minenleute. Vielleicht fangen sie heute schon vor dem Morgengrauen mit ihrer Arbeit an. Unter Tage ist es sowieso dunkel und sie sind auf das Licht ihrer Lampen angewiesen.«
    Áine schüttelte nachdrücklich den Kopf. »Nein, das sind nicht die Arbeiter der Mine. Ich kenne sie. Die Fenster ihrer Hütten sind schwarz. Noch liegen sie in tiefem Schlaf. Nimm die

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