Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lycana

Lycana

Titel: Lycana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
Vom Netzwerk:
Lächeln.
    »Ja, und dennoch sind nur wenige von ihnen übrig geblieben. Vielleicht sind die drei dort vor der Burg die letzten, denen die alte Magie noch innewohnt. Ich hoffe, ihr schafft es, sie vor den hungrigen Äxten der Menschen zu beschützen!«
    Áine lächelte schief. »In der Nacht ja, doch die Menschen ziehen selten bei Nacht los, um Holz für ihre Feuer, Werkzeuge oder Häuser zu schlagen.«
    Tara runzelte die Stirn. »Ihr lasst es ja auch nicht zu, dass sich Menschen bei Tag zufällig in die Burg verirren, während ihr in euren Särgen ruht. Da wird es euch doch möglich sein, diese Bäume zu schützen!«
    Die Vampirin hob die Schultern. »Das musst du nicht mit mir besprechen. Ich bin nichts als eine Servientin. Rede mit Gareth oder am besten gleich mit Donnchadh, wenn es für dich so wichtig ist.«
    »Für mich?«, rief die Druidin. Es war einer der seltenen Momente, in dem sie die Fassung verlor. »Für uns alle ist es wichtig. Für unser Land!«
    Áine wandte sich dem Tor zu. »Nun ja, da wirst du recht haben. Sprich mit Gareth. Ich muss jetzt gehen. Ich wünsche dir gute Tage und Nächte, bis wir uns wiedersehen.«
    Tara hielt sie zurück. »Áine, wohin gehst du?«
    Ein Ausdruck von Verärgerung huschte über das junge Frauengesicht. »Druidin Tara, ich wüsste nicht, dass ich dir Rechenschaft über mein Tun ablegen müsste!«
    Die alte Frau seufzte. »Ach Áine, ich fürchte um dich - und um deinen Begleiter, mit dem du heute Nacht wieder die Moore aufsuchen willst.«
    »Das geht dich nichts an«, sagte die Vampirin.
    »Du bringst ihn und dich selbst in Gefahr. Du weißt, dass keine Seite eure Entscheidung billigen wird. Ihr könnt es nicht ewig geheim halten - wenn es das überhaupt noch ist.«
    »Das geht dich nichts an«, wiederholte sie trotzig.
    »Nein, ihr wisst um die Gefahr, mehr kann ich nicht tun. - Nur den einen Rat will ich dir noch geben: Halte dich von der Hütte fern. Da braut sich etwas zusammen, das blutig enden wird, und es wäre unklug, sich ohne Notwendigkeit zwischen die Fronten zu begeben. Es interessiert dich und weckt deine Neugier, ich weiß, aber denke daran, es ist nicht mehr deine Welt.«
    Die Druidin hätte Widerspruch erwartet, aber Áine presste nur die Lippen aufeinander. Sie hob zum Abschied die Hand und dann war sie auch schon über den Fluss hinweg im dichten Gebüsch verschwunden. Kopfschüttelnd sah ihr Tara nach.
    »Möge die Nacht dich beschützen«, murmelte sie. Dann verließ sie ebenfalls den Burghof, wenn auch viel langsamer. Sie zog ein goldenes, sichelförmiges Messer aus ihrem Gürtel und ritzte einen der alten Eibenstämme. Dabei murmelte sie in der alten Sprache die Beschwörungsformel, die nur noch wenige kannten, und begann, einen mächtigen Schutzring um die Burg und die heiligen Bäume zu errichten.
     Áine lief durch die Nacht. Die Luft war frisch und roch würzig, und so vergaß sie schnell ihren Groll auf die alte Frau. Die Nacht war so schön und flüsterte ihr süße, verführerische Versprechen zu. Irgendwo dort draußen war Peregrine und er wartete auf sie! Áine beschleunigte ihren Schritt. Wie der Sturmwind rauschte sie durch die Zweige und erreichte kurz darauf ihren Treffpunkt, aber sie konnte weder den Wolf noch den Mann entdecken, obwohl der Platz noch immer nach ihm roch: die schwarze Erde, die Steine, die Büsche. Sie atmeten glückliche Erinnerungen.
    Ruhelos schritt Áine auf und ab. Wo er nur blieb? Düstere Gedanken wucherten wie Unkraut. Er hatte es sich anders überlegt und war nicht mehr bereit, das Risiko auf sich zu nehmen. Er war in eine Falle gelaufen, gejagt und gefasst worden. Irgendwo dort draußen im Moor beendete er sein Leben oder hatte es bereits verloren. Er würde nie mehr zu ihr kommen!
    »So ein Unsinn!«, sagte sie barsch. »Er verspätet sich, na und?  Das muss nichts bedeuten.« Doch so leicht ließ sich das Gift der Furcht nicht vertreiben. Sie musste sich ablenken.
    »Es ist nicht mehr deine Welt«, hatte Tara gesagt. Gut, sie würde sich nicht einmischen. Doch man könnte ein wenig lauschen, falls sie sich heute Nacht wieder in der Hütte trafen. Was konnte es schaden, das zu überprüfen? Áine witterte noch einmal in die Richtung, aus der Peregrine kommen würde, und machte sich dann zu der Hütte auf.
    Ja, die Menschen waren wieder da. Sie sah den Lichtschimmer unter dem Türschlitz und zwischen den nicht ganz geschlossenen Vorhängen. Und sie roch ihre Gegenwart. Áine musste keine besondere

Weitere Kostenlose Bücher