Lycana
Durchgang zu, doch Ivy starrte noch immer auf das Meer. »Komm, sonst schlafen wir hier noch ein und dann wird es für uns kein Erwachen mehr geben.«
»Ich möchte wissen, was das für ein Boot ist. Den Lycana gehört es nicht, und auch keinem Fischer, den ich kenne.«
»Ja, und?«
»Wenn ich mich nicht täusche, hält es direkt auf den Eingang der Grotte zu. Wie geschickt es um die Felsen manövriert. Der Steuermann scheint etwas von seinem Handwerk zu verstehen.«
Widerstrebend kam Franz Leopold zurück und betrachtete das Fischerboot. Ja, es kam auf die Grotte zu. »Was kann es hier wollen?«
»Hier gibt es nichts außer ein paar Fischerhütten - und die Burg Dunluce!«
»… zu der ein direkter Zugang von der Grotte aus existiert!«, ergänzte Franz Leopold, auf den Ivys Unruhe trotz der bleiernen Müdigkeit übergriff. »Was können wir tun? Es ist fast Tag.«
»Ja, ich weiß, aber sollen wir uns einfach in unsere Särge legen, während dort unten irgendwelche fremden Menschen oder Vampire anlanden und in die Burg einzudringen versuchen? Können wir sicher sein, dass sie nichts Böses im Schilde führen?«
Franz Leopold schüttelte den Kopf, wobei ihm ein wenig schwindelig wurde, und ließ es zu, dass Ivy ihn über den Küchenhof zog. Sie eilten durch den Torbogen in den großen Hof, wobei es Franz Leopold vorkam, als würde er durch Wasser waten. Ivy führte ihn durch das Gebäude, das an der Nordseite des Manor House angebaut war, und dann durch einen kurzen, überwölbten Gang, der am Fuß einer der runden Türme endete. Ivy streckte gerade die Hand aus, als die Tür aufschlug und ihnen eine Gestalt entgegentaumelte.
»Ireen?«, rief Ivy erstaunt.
»Sie haben sie vernichtet, einfach so! Ich konnte nichts tun«, stammelte sie. Entsetzen verzerrte ihre Miene.
Franz Leopold umschloss ihren Arm. »Wer sind sie? Und wer wurde vernichtet? Sprich in klaren Sätzen!«
»Ich weiß nicht, wer sie sind und woher sie kommen. Gwenda wollte mich beschützen, und nun ist sie vernichtet!«
»Gwenda? Dein Schatten?«, versicherte sich Ivy. Ireen nickte.
Franz Leopold tauschte einen Blick mit der Lycana. Er fühlte sich plötzlich wieder hellwach. »Wer? Wer hat ihr das angetan? Waren es Menschen?«
Ireen hob nur hilflos die Schultern.
»Wir sollten in Erfahrung bringen, was dort unten vor sich geht!«, knurrte Franz Leopold.
Ivy nickte. Ihre Miene zeigte Entschlossenheit. »Ja, das sollten wir!«
»Nein!«, schrie Ireen und klammerte sich an Ivy. »Sie werden auch euch abschlachten, wenn sie euch sehen!«
»Wir werden achtgeben, dass sie uns nicht zu sehen bekommen«, entgegnete Franz Leopold. Ivy schickte Ireen zu ihrem Sarg. Sie wirkte erleichtert, dass sie nicht aufgefordert wurde, mitzukommen. Der Schock schien sie ihrer letzten Kräfte beraubt zu haben. Ihr Blick irrte rastlos umher. Sie wankte und musste sich an den Mauersteinen festhalten.
»Geht nicht!«, sagte sie kläglich, schlich dann aber mit hängendem Kopf davon.
»Wir nehmen die Wendeltreppe. Sie führt uns direkt in die Grotte. Es gibt genug Vorsprünge und Nischen, von denen aus wir unentdeckt herausfinden können, wer in Dunluce eingedrungen ist.«
Franz Leopold schwieg. Die Erschöpfung kehrte mit Macht zurück. Er benötigte all seinen Willen, um nicht auf der Stelle einzuschlafen. Ivy zog ihn weiter. Er ließ die Hand an der Wand entlanggleiten, um den Schwindel zu besiegen, und dennoch sah er wie durch Nebel und hörte ihre Stimme aus weiter Ferne.
»Wir müssen noch näher heran.« Er spürte ihre zierliche Hand in der seinen, die ihn mit erstaunlicher Kraft vorwärtszog.
Ich kann nicht mehr. Der Ärger über seine Schwäche, der wie eine Welle durch seinen Geist schwappte, ließ ihn für einige Augenblicke wieder klarer sehen. Er sah das Boot an der Anlegestelle liegen und zwei Männer mit einer warmen Aura längliche Kisten ausladen. Nahe am Steg lag ein Körper in einer Blutlache. Er regte sich nicht mehr. Nur das Blut floss noch immer. Der abgeschlagene Kopf starrte sie aus blicklosen Augen an.
Ivy kroch noch ein Stück näher. »Bei allen Dämonen der Nacht, in den Kisten ruhen Vampire - fremde Vampire, oder bist du anderer Meinung, Seymour?«
Der Wolf gab eine Reihe von seltsamen Tönen von sich, dann sprach Ivy schnell ein paar Sätze in Gälisch. Sie wollte gerade noch näher heranschleichen, als Seymour nach ihrem Gewand schnappte und sie festhielt.
»Was?« Sie fuhr herum und starrte Franz Leopold an, der in
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