Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lycana

Lycana

Titel: Lycana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
Vom Netzwerk:
unterschätzt.«
    »Gut, dann lege mir deine Gedankengänge dar. Ich sage dir dann, ob sie es wert sind, dass wir sie weiterverfolgen, oder ob es sich dabei nur um die überspannte Fantasie eines weiblichen Gehirns handelt.«
    Ivy verzichtete darauf, auf diese neue Provokation einzugehen. »Sie müssen vorher gemerkt haben, dass sie Dunluce erst erreichen, wenn es zu spät ist, in jener Nacht noch etwas auszurichten.«
    »Sie haben die Unreine vernichtet«, widersprach Franz Leopold.
    »Aber war die Tat geplant? Für mich sieht es eher nach einer spontanen Reaktion aus. Sie wurden überrascht und haben gehandelt!«
    »Worauf willst du hinaus? Sie hätten die Spuren ihres Verbrechens nicht tilgen können, selbst wenn sie es versucht hätten. Der Geruch des Blutes lässt sich nicht einfach wegwaschen. Außerdem ist Ireen ihnen entwischt und konnte uns berichten.«
    Ivy wiegte den Kopf hin und her. »Das ist alles richtig, und dennoch frage ich mich: Warum sind die Seeleute zu dieser späten Stunde überhaupt in die Grotte gefahren und haben dort festgemacht?«
    Der Dracas hob die Schultern. »So lautete ihr Befehl. Das Meer ist unberechenbar. Da kann sich eine Reise leicht um ein paar Stunden verlängern.«
    »Und warum haben die Vampire den Befehl nicht geändert? Es wäre doch ein Leichtes gewesen, eine andere Bucht anzulaufen oder gar den nächsten kleinen Hafen, der nur wenige Meilen von Dunluce entfernt ist.«
    »Dann haben sich die Seeleute hier nicht ausgekannt.«
    Ivy warf ihm einen Blick zu. »Leo, von der Seefahrt verstehst du nichts. Sie wären nicht unbeschadet in die Grotte gekommen, wenn sie sich hier nicht gut auskennen würden. Die Seeleute kommen nicht aus einem fremden Land! Nein, ich denke, sie haben das gemacht, was die Vampire ihnen befohlen haben, und ich frage mich: Warum haben sie ihnen genau diese Anweisung gegeben? Dachten sie, wir könnten ihre Spuren nicht bis zu der Hütte verfolgen? Glaubten sie, wir würden die Ermordung eines fremden Schattens einfach so hinnehmen?«
    »Dann haben sie die Entdeckung der Spur eben in Kauf genommen. Sie wussten, dass sie ihre Kisten längst verlassen haben würden, ehe der erste Lycana bei der Hütte auftauchte.«
    Ivy nickte. »Ja, und deshalb hatten sie nie vor, dorthin zurückzukehren. Sie wussten, dass die Lycana sie dort erwarteten.«
    »Schon möglich. Wo liegt dein Problem?«
    Ivy holte tief Luft und ließ sie dann in einem Stoß entweichen, ehe sie weitersprach. »Ich frage mich, ob sie uns nicht ihre Anwesenheit wissen lassen wollten. Warum sonst haben sie den Körper der Servientin so schaurig drapiert, statt ihn dem Meer zu übergeben. Das ist die einzige logische Schlussfolgerung.«
    Nun sah Franz Leopold sie verblüfft an. »Aber warum sollten sie das tun?«
    »Das ist genau das, was mich beunruhigt«, antwortete Ivy. »Mir fallen nicht viele Möglichkeiten ein.«
    »Und wie lauten die wenigen?«, wollte Franz Leopold wissen.
    »Ein altes keltisches Sprichwort sagt in etwa: Wenn man auf den Busch schlägt, dann erwartet man, dass die Vögel darin auffliegen. Was, wenn unsere Reaktion genau die ist, die sie erreichen wollten?«
    Franz Leopold pfiff durch die Zähne. »Du meinst, sie haben das Wild aufgescheucht, um es zu vertreiben?«
    »Oder um es zu jagen!«
    »Dann glaubst du, dass nicht die Lycana ihr Ziel sind? Wir sind es, die Erben der Clans!«
    »Ich hoffe, ich irre mich«, sagte Ivy, doch Franz Leopolds Augen begannen zu leuchten.
    »Dann werden wir also bald wieder auf ihre Fährte stoßen. Das gefällt mir. Es war mir wie ein Schluck fauligen Bluts in meiner Kehle, so einfach wegzulaufen, ohne die Eindringlinge zu finden oder auch nur hinter ihre Absichten zu kommen. Freust du dich denn nicht?«
    Ivy schüttelte den Kopf. »Nein, ich hoffe, ich irre mich«, wiederholte sie.
     

ROCKFLEET CASTLE
    Sie segelten bereits viele Stunden, als Murrough eine Bucht ansteuerte. Es war schon spät in der Nacht, und die Menschen, die in den verstreuten Hütten wohnten, schliefen sicher längst. Allerdings war der Morgen auch noch nicht so nah, dass die Fischer sich bereits zu ihren Fanggründen aufmachten. Franz Leopold stand neben Ivy und Seymour am Bug, als Alisa und Luciano sich zu ihnen gesellten.
    »Wie konnten wir gestern nur das Mahl versäumen? Wenn ich nicht bald Blut bekomme, dann werde ich zum Berserker und stürze mich auf alles, was sich bewegt«, stöhnte Luciano und presste sich die Hand auf den Leib.
    »Dann müssen wir uns wohl

Weitere Kostenlose Bücher