Lycana
bekommt, für die er berüchtigt ist.«
Alisa warf Ivy einen schnellen Blick zu, die steile Sorgenfalte auf ihrer Stirn ließ sie ihren Schritt beschleunigen.
»Gibt es etwas Neues?«, drängte Alisa, die neben Hindrik wie vom Sturmwind getrieben über das Feld flog, sodass ihre Füße kaum den Boden zu berühren schienen.
»Donnchadh und ein paar andere Lycana warten in der Grotte auf euch. Ihr seid die Letzten, die an Bord kommen müssen, ehe wir in See stechen.«
Ivy schloss an seiner anderen Seite zu ihm auf. »Was? Wir verlassen Dunluce Castle? Das war nicht geplant! Zumindest jetzt noch nicht.«
»Die mutigen Lycana fliehen vor fünf fremden Vampiren! Ich fasse es nicht«, rief Franz Leopold aus.
Luciano sagte nichts. Er war zu sehr damit beschäftigt, mit den anderen Schritt zu halten.
»Und? Tut sich etwas?« Eine Gestalt trat auf den Beobachter zu, der seit mehr als einer Stunde völlig reglos auf dem schmalen Felsvorsprung stand.
»Jovan, du bist zurück. Haben sie die Verfolgung aufgegeben?« Der große, hagere Mann sprach mit hartem Akzent. Sein Haar und die buschigen Brauen waren dunkel und seine Wangenknochen sprangen scharf in dem kantigen Gesicht hervor. Im Gegensatz zu dem Mann, den er Jovan genannt hatte, war er keinesfalls schön zu nennen.
Der andere lachte hart. »Ja, Danilo, sie haben aufgegeben. Im Wasser haben sie unsere Spur verloren. Wobei ich mich immer noch frage, warum wir durch den Bach gehen mussten.«
Danilo sah den anderen Vampir mit unergründlicher Miene an. »Weil die Lycana bemerken sollten, dass sich die Fährte im Wasser verliert. Gerade sie wissen, dass es noch andere Wege gibt, spurlos zu verschwinden. Warum sollten wir ihnen mehr über uns verraten als im Moment notwendig?«
Jovan nickte langsam. »Ja, du hast recht. Es ist immer gut, noch ein paar Überraschungen bereitzuhalten.«
Drei weitere Vampire gesellten sich zu ihnen. Eine der Frauen war ebenso groß und hager wie Danilo und auch ihre Züge glichen den seinen. Allerdings war ihr Haar länger, die Brauen nur feine, gebogene Striche auf der weißen Haut.
»Ah, Tonka, da bist du ja. Hat sie Kontakt aufgenommen?« Die Vampirin nickte. »Gut. Gibt es etwas Neues?«
Tonka lächelte kalt. »Sie rüsten sich zum Auf bruch. Was soll man auch sonst von ihnen erwarten? Sie sind wie ihre keltischen Vorfahren. Die saßen auch nur in ihren Festungen, jede Familie für sich ein kleines túatha - Königreich«, übersetzte sie, als sie den fragenden Blick des Vampirs bemerkte, ein großer Mann, massig wie ein Bär mit schwarz glänzendem Haar.
»Es gab keine Dörfer und keine Straßen, von Städten gar nicht zu reden. Jeder kochte sein eigenes Süppchen. Man stritt sich und bekämpfte einander um ein paar Frauen oder Schafe und ließ die Eroberer ungehindert das Land überfluten - erst die Wikinger, dann die Normannen oder Angelsachsen, wie sie sich später nannten. Statt sich gegen die Eindringlinge zusammenzuschließen, zogen sich die Iren in die Wälder und Moore zurück, und das tun sie auch heute noch, wenn sie sich bedroht fühlen, Menschen wie Vampire.« Sie lachte. »Wir haben das Wild aufgescheucht. Nun müssen wir ihm nur noch folgen, und dann haben wir sie genau da, wo wir sie haben wollen!«
»Du weißt eine Menge über diese verachtenswerte Familie und ihr rückständiges Land«, bemerkte Piero, der Bärengleiche, der den Worten der alten Vampirsprache einen weichen, melodischen Klang gab.
»Ja, ich habe alles genau geplant. Man darf nichts dem Zufall überlassen, sondern muss über seine Gegner Bescheid wissen - oder soll ich sagen, über seine Opfer?« Sie verzog den Mund, dass ihre gefährlich spitzen Raubtierzähne zu sehen waren. Die zweite Vampirin, die sich im Hintergrund gehalten hatte, lachte laut. Sie war kleiner als Tonka und Danilo und kräftiger gebaut. Ihr Haar war grau und ihr Gesicht wie zerknittertes Pergament.
»Macht sich der ganze Clan nach Westen auf?«, wollte Piero - wie er sich vor seinen neuen Verbündeten nannte - wissen.
Tonka sah ihn verächtlich an. »Nein, natürlich nicht. Das wäre nicht in unserem Sinne. Der größte Teil bleibt zurück, um die Eindringlinge zu fangen, die es gewagt haben, die altehrwürdigen Hallen von Dunluce zu entweihen.« Wieder dieses wölfische Grinsen. »Sie schicken nur die wertvollen Erben mit ein paar Begleitern weg.«
Danilo nickte. »Gut, dann werden auch wir uns jetzt auf den Weg machen.«
»Wir sollten hoffen, dass sie nicht zu
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