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Lycana

Lycana

Titel: Lycana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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viele erfahrene Beschützer bei sich haben«, sagte Piero und richtete seinen Blick auf ein Schiff, das nun am Fuß der Klippe auftauchte. »Die Servienten der jungen Vampire nicht zu vergessen.«
    Danilo machte eine wegwerfende Handbewegung. »Das ist ganz und gar gleichgültig. Sie werden uns nicht aufhalten.«
     
    Die beiden Schiffe der Lycana segelten hart am Wind nach Nordwesten, um die nördlichste Spitze Irlands zu umrunden. Alisa, Ivy, Franz Leopold und Luciano reisten mit ihren Schatten in der Begleitung von Donnchadh, Catriona und zwei weiteren Lycana auf dem kleinen Küstensegler, der sie bereits nach Dunluce Castle gebracht hatte. Die anderen waren in einem größeren und dennoch schnelleren Schiff vor ihnen. Der Rumpf war schmaler, seine beiden Masten höher, daher hatte es nicht in die Grotte einfahren können. Es ankerte stets in der Bucht im Westen unterhalb eines felsigen Bogens aus weiß schimmerndem Fels. Die Vampire und ihre Särge mussten mit Ruderbooten vom Steg zum Schiff gebracht werden, wo sie ungeduldig warteten, bis Hindrik mit den Freunden endlich an Bord der Cioclón sprang und Donnchadh den Befehl zum Auf bruch gab. Ein kräftiger Wind blähte die Segel und brachte sie rasch voran. Als der Himmel verblasste, lösten sich im Westen die Felsen von Malin Head aus dem Dunst. Alisa betrachtete die Wellen, die an den Felsen zerbarsten und ihre Gischt hoch in den Nachthimmel schleuderten.
    »Was ist das für ein Turm?«, fragte sie Ivy.
    »Es ist ein Wachturm, den die Engländer zu Anfang des Jahrhunderts aus Angst vor einer Landung der Franzosen gebaut haben. Man traute es Napoleon durchaus zu, dass er sein Augenmerk auf Britannien richten und eine Invasion in Irland beginnen könnte. Schließlich waren die Franzosen und die Spanier katholische Glaubensbrüder der Iren, die man im Kampf gegen die verhassten Anglikaner gern unterstützen wollte. Schon Königin Elisabeth I. fürchtete sich vor kaum etwas so sehr wie vor der Spanischen Armada. Zeit ihres Lebens hat sie alles daran gesetzt, dass Irland für die Spanier nicht zum Tor nach England wurde.«
    »Haben die Spanier es wenigstens versucht?«, fragte Alisa.
    »Versucht ja, aber gelungen ist ihnen die Landung nicht. Bis auf kleine Verbände ab und zu, die nichts auszurichten vermochten. Die stürmische See wurde ihnen zum Verhängnis! Die stolze Armada der Spanier versank in einem Orkan vor der irischen Küste.  Und was taten die Iren, nachdem sie sahen, dass die Spanier nicht mehr dazu taugten, sie vom englischen Joch zu befreien? Sie plünderten die Wracks und verkauften die Seeleute und Soldaten, die sich lebend ans Ufer retten konnten, in britische Gefangenschaft. Nun, so hatten sie wenigstens ihre Beutel ein wenig aufgefüllt, wenn schon der große Befreiungskrieg ins Wasser fiel!«
    »Die Menschen hier haben eine seltsame Vorstellung von Ehre und Treue«, meinte Franz Leopold, der in der Nähe stand und ihnen zugehört hatte.
    Catriona kam an Deck und schickte alle in ihre Kisten. Auch Murrough, der wieder ihr Bootsführer war, begab sich zur Ruhe.
    »Lassen sie das Schiff nun einfach treiben, bis es dunkel wird?«, fragte Alisa verwirrt. »Wir sind auf offener See. Da kann man nicht ankern.«
    »Nein, wir werden weitersegeln«, bestätigte Ivy. »Es gibt Mittel und Wege, nicht vom Kurs abzukommen.«
    Alisa wollte sich damit nicht begnügen, aber Catriona begleitete Ivy zu ihrer Kiste, und Hindrik stand mit ernster Miene neben der ihren, sodass ihr nichts anderes übrig blieb, als sich zur Ruhe zu legen.
     
    Eine neue Nacht senkte sich über das Meer. Ivy stand an der Reling und sah auf die Wellen mit ihren weißen Kronen hinab. Ihre Stirn legte sich in Falten und glättete sich dann wieder. Franz Leopold beobachtete sie eine Weile, dann trat er an ihre Seite.
    »Was denkst du?«
    »Ich habe mich gerade gefragt, ob die fremden Vampire je vorhatten, zu ihren Kisten in der Hütte zurückzukehren.«
    »Wir Vampire benötigen einen dunklen Ort, an den wir uns während des Tages zurückziehen können! Diese Kisten schienen mir durchaus dafür geeignet und wurden von ihnen zuvor ja auch zu diesem Zweck gebraucht«, dozierte Franz Leopold mit erhobenem Zeigefinger.
    Ivy lachte auf, wurde dann aber gleich wieder ernst. »Ach Leo, wann begreifst du, dass auch andere durchaus ihren Geist zu nutzen verstehen. Es könnte sich eines Tages als tragischer Fehler erweisen, wenn du nicht nur deine Freunde, sondern auch deine Gegner

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