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Lycana

Lycana

Titel: Lycana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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den Mooren geben? Feen und Hexen und blutsaugende Vampire?«
    Oscar schüttelte den Kopf. »Aber ja! Ihre Geschichten haben mich als Kind vor dem Einschlafen begleitet. Ich höre noch immer die Stimme meiner Mutter, wenn sie die Todesfee mimte oder eine Hexe!« Seine Mutter lachte.
    »Mr Stoker, Sie sind offensichtlich auch ein Fantast. Ich frage  mich, wie Sie es schaffen, Irvings Theater in London zu leiten, wenn Feen und Vampire durch ihre Gedanken geistern. Wollen Sie sich nicht wie Oscar vermehrt der Literatur zuwenden? Ich glaube, das würde zu Ihnen passen.«
    Bram seufzte und zog eine tragische Miene. »Nichts wäre mir lieber, Lady Wilde, doch ich habe eine Frau zu ernähren und vermutlich bald auch ein paar Kinder und muss mein Augenmerk daher auch auf solch prosaische Dinge wie Geldverdienen richten.«
    Lady Wilde ging nicht darauf ein. Über diese Dinge sprach man in der besseren Gesellschaft nicht. Stattdessen lächelte sie den Gast huldvoll an. »Wir würden uns freuen, wenn Sie uns nach Westen begleiten. Wann können Sie reisefertig sein? Wir planen, um die Mittagszeit abzufahren. Meine Kutsche ist bereits bestellt. Oscar wird reiten. Er kann sich nicht dazu durchringen, seiner Mutter in der Kutsche Gesellschaft zu leisten.« Sie schenkte ihrem Sohn einen vorwurfsvollen Blick.
    Bram Stoker sprang auf. »Ich kann in einer Stunde mit meiner Tasche zurück sein. Mehr werde ich nicht brauchen. Allerdings müsste ich mir noch ein geeignetes Pferd besorgen.«
    »Sie sind in meiner Kutsche herzlich willkommen, Mr Stoker!«
    So einigten sie sich darauf, dass sie abwechselnd reiten würden. In Connemara könnten sie sich dann immer noch nach einem weiteren Pferd umsehen, sollte es sich als notwendig erweisen.
    »Dann werde ich mich jetzt empfehlen, damit ich die Abreise nicht verzögere«, sagte Bram und beugte sich über die Hand der Lady. Er sah zu seinem Freund auf.
    »Bis in einer Stunde also!« Leichtfüßig eilte er hinaus. Er spürte, wie das Reisefieber sein Herz schneller schlagen ließ. Die Abenteuerlust hatte ihn erfasst, und er ahnte, dass diese Reise so manche Überraschung für sie bereithalten würde.
     

JUNGE WÖLFE
    Als Franz Leopold am Abend die Augen aufschlug, wusste er sofort, dass etwas nicht stimmte. Er konnte die Erregung der anderen Vampire spüren, die bereits aus ihren Särgen gestiegen waren. Noch ehe er den Deckel aufstemmen konnte, wurde er bereits geöffnet, doch es war nicht Matthias, der seinem Herrn behilflich sein wollte. Ivy sah mit ernster Miene auf ihn herab.
    »Was ist los?«, drängte er und glitt aus dem Sarg. Zum ersten Mal war er froh, dass er sich nun nicht erst mit Seidenhemd und Weste, Hose, Frackjacke und seinen Lackkalbslederschuhen aus Mainz ankleiden lassen musste. Es wunderte ihn, dass das einfache Gewand der Lycana, das er seit Tagen am Leib trug, weder sonderlich verknittert noch schmuddelig war und nach wie vor angenehm auf der Haut lag, obwohl es vergangene Nacht in dem Tümpel durchnässt worden war.
    »Was ist denn los?«, rief Alisa, die nun mit Luciano herbeieilte. Sie sah sich aufmerksam um.
    »Seymour hat Spuren entdeckt, die hier nichts zu suchen haben!« Die Irin klang bedrückt.
    »Unsere Verfolger?«, wollte Franz Leopold wissen.
    »Das können wir noch nicht genau sagen. Seymour hat zwei fremde Wölfe gewittert - allerdings nur an wenigen Stellen. Es gibt keine durchgehende Spur vom Höhleneingang aus.«
    »Und wenn es einfach nur ganz gewöhnliche Wölfe waren?«, schlug Luciano vor. »Hier ist überall Wasser. Ist es da nicht normal, dass sich der Geruch ab und zu verliert?«
    Ivy schüttelte den Kopf. »Nein, es ist Magie im Spiel. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob wir es mit Vampiren in Tiergestalt zu tun haben.«
    »Was denn sonst?«, wollte Luciano wissen.
    »Werwölfe«, sagten Franz Leopold und Alisa wie aus einem Mund.
    Ivy nickte ein wenig unglücklich.
    »Ich glaube, das ist es, was Donnchadh und Catriona fürchten.«
    »Warum?« Franz Leopold sah sie fragend an. »Ich dachte, der Krieg zwischen Lycana und Werwölfen gehört der Vergangenheit an.«
    Ivy wiegte den Kopf hin und her. »Das ist schon richtig. Doch der Friede ist zerbrechlich und bedarf immer wieder heikler Verhandlungen. Außerdem dürft ihr euch die Werwölfe nicht als einen Clan vorstellen, der gemeinsame Ziele verfolgt. Die mächtigste Sippe ist die von Áthair Faolchu, die unter den Felsen der Twelve Bens über den Mooren von Connemara lebt. Doch es gibt

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