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Lydia Strong 01 - Im Herzen die Sünde

Lydia Strong 01 - Im Herzen die Sünde

Titel: Lydia Strong 01 - Im Herzen die Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Unger
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einem tibetischen Mönch bekommen hatte und deren Farben sich in den samtigen Sofakissen in Gold, Grün und Rot wiederholten. Als Sofatisch diente eine riesige, schwere Holztür aus dem achtzehnten Jahrhundert. Lydia hatte sie bei einer Auktion in einem spanischen Schloss ersteigert und mit Mahagonifüßen ergänzt. An der Wand über dem Sofa hingen zahlreiche Schwarz-Weiß-Fotografien von Alvarez Bravo, Ansel Adams, Tara Popick und Herb Ritts, der Lydia für ein Porträt im New York Magazine abgelichtet hatte. Auf dem Tisch stand ein schmiedeeiserner Leuchter, und ein breiter Orientteppich mit verschnörkeltem Muster bedeckte den Holzfußboden.
    Der schwere Mahagonischreibtisch verschwand beinahe unter Bergen von Notizen, Lokalzeitungen aus dem ganzen Land und DVD s. Das Stuhlpolster war mit dem gleichen italienischen Leder bezogen wie Sofa und Sitzhocker. Über dem Schreibtisch hingen die Auszeichnungen, die Lydia im Laufe der Jahre erhalten hatte, darunter der Pulitzer-Preis.
    Dieses Zimmer – still, warm, heimelig – war wie ein Mutterleib. Hier fand Lydia Trost, Ruhe und Inspiration. Seit dem Umbau des Hauses vor zwei Jahren hatte sie unzählige Stunden im Ledersessel zugebracht und aus dem Fenster gestarrt. Hier war sie ganz sie selbst und entspannte sich. Die einzigen Menschen, die ihr Heiligtum kannten, waren Jeff und ihre Großeltern, die sie regelmäßig besuchten. Lydia setzte sich an den Schreibtisch, schaltete den Computer ein und begann ihre Recherche.
    Die Menschen, von denen in den Artikeln berichtet wurde, schienen niemandem etwas zu bedeuten. Shawna Fox war eine Ausreißerin. Offenbar ermittelte die Polizei in ihrem Fall nur halbherzig. Sie hatte Streit mit ihren Pflegeeltern gehabt, was die Ermittler zu der Annahme verleitete, dass sie freiwillig abgehauen war, so wie aus den drei Familien davor. Ihr Freund Greg Matthews beharrte darauf, dass sie ihn niemals sitzen gelassen hätte, aber keiner schien auf ihn zu hören.
    Christine und Harold Wallace waren ehemalige Junkies, die ihr halbes Leben in irgendwelchen Entzugskliniken verbracht hatten. Wahrscheinlich wäre ihr Verschwinden niemandem aufgefallen, wären sie nicht mit der Miete in Verzug geraten. Sie hatten ihr ganzes Hab und Gut zurückgelassen, darunter ihre Brieftaschen und ein Auto. Der Vermieter hatte die Vermisstenanzeige aufgegeben. Keine der verschwundenen Personen wurde in der Zeitung näher beschrieben, und dem Albuquerque Journal war nur der Einbruch beim Großhändler für Krankenhausbedarf eine kleine Notiz wert gewesen.
    Über den Sohn der Kongressabgeordneten fand man natürlich jede Menge Artikel, über seinen Kampf gegen die Leukämie, den entlaufenen Hund, und es wurde berichtet, wie tapfer die Familie den Schicksalsschlag ertrug. Die übliche Tränendrüsengeschichte. Was den ausgeweideten Hundekadaver im Kirchgarten betraf, stieß Lydia im Internet nur auf einen einzigen Artikel im Santa Fe New Mexican .
    Womit haben wir es hier zu tun, Sherlock?, hörte Lydia ihre innere Stimme fragen, die teils ihre eigene, teils die ihrer Mutter war. Sie war manchmal scherzhaft, manchmal vorwurfsvoll – und manchmal konnte sie richtig zickig werden.
    Die Fakten waren dünn, und doch empfing Lydia die Schwingungen. Die Psychologen des FBI hätten die drei Vermissten als »Hochrisiko-Opfer« bezeichnet – Menschen wie Prostituierte, Drogenabhängige und Ausreißer, deren Lebenswandel sie zu einer leichten Beute machte. Zudem lagen Brandstiftung und Tierquälerei vor, zwei von drei klassischen Warnzeichen für einen Serientäter. Jemand hatte Krankenhauszubehör gestohlen, und dann war ein Hund nach allen Regeln der Kunst ausgeweidet worden. Lydia dachte an die Kirche, den Blinden, den sie im Traum gesehen hatte. Die einzige Verbindung zwischen der Kirche und den ungelösten Fällen war der Hund im Kirchgarten. Und dennoch …
    Lydia gab den Namen der Gemeinde in die Suchmaske ein und rechnete damit, nur wenige Treffer zu erzielen, Hinweise auf Bingo-Nachmittage und Wohltätigkeitsveranstaltungen. Aber es erschienen zweihundertdreiundvierzig Einträge, die auf überregionale Zeitungen und Zeitschriften verwiesen.
    Juno Alonzo, der blinde Gitarrist der Kirche, war so etwas wie eine Berühmtheit. Manche Leute hielten ihn für einen Heiler mit übersinnlichen Kräften. Juno lebte in der Kirche, seit er ein kleiner Junge war. Sein Onkel, Pater Luis Claro, hatte ihn nach dem Tod der Mutter aufgezogen.
    Sein Leben schien recht unspektakulär

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