LYING GAME - Mein Herz ist rein: Band 3 (German Edition)
als er dich am dringendsten brauchte.« Sie verzog angeekelt das Gesicht. »Wie konntest du das tun? Und wie konntest du so schreien, als er in deinem Zimmer aufgetaucht ist? Versuchst du mit aller Macht, sein Leben zu ruinieren?«
»Es tut mir leid«, stammelte Emma.
»Das reicht nicht«, knurrte Laurel. »Du musst dich von ihm fernhalten. Das hat er mir gesagt. Immer wenn du in seiner Nähe bist, passiert etwas Schreckliches.«
»Moment, das hat er dir gesagt?«, fragte Emma nach.
»Wann hast du mit ihm gesprochen?«
Laurel stemmte die Hände in die Hüften. »Auf der Fahrt ins Krankenhaus. Ich bin diejenige, der etwas an ihm liegt, Sutton. Ich habe ihn ins Krankenhaus gebracht, wo er die ganze Nacht operiert wurde. Und ich habe auch seine Kaution bezahlt, falls dir das noch nicht klar ist. Während du dir eine schöne Zeit machst und mit deinem neuen Freund rumschäkerst.«
»Du warst das? Aber wie?«
Laurel starrte sie trotzig an. »Ich hatte mir etwas angespart, wenn du’s unbedingt wissen willst. Und mit dem Sparkonto, das Omi mir vor Jahren eingerichtet hat, und dem Geld, das bei meiner Spendenkampagne zusammenkam, hat es gerade so gereicht. Aber warum willst du das wissen? Thayer ist dir ja offensichtlich völlig egal. Also lass ihn einfach in Ruhe, okay?« Mit diesen Worten drehte sie sich um und marschierte zurück zur Party.
Emma rieb sich das Gesicht und ging noch einmal alles durch, was Laurel ihr gerade gesagt hatte. Schon wieder hatte sich das Blatt gewendet. Thayer … hatte Sutton gar nicht umgebracht? Er hatte sie quicklebendig zurückgelassen und dann hatte Laurel ihn ins Krankenhaus gebracht. Aber trotzdem blieben noch so viele Fragen offen.
Es musste Suttons Auto gewesen sein, das Thayer angefahren hatte, aber wer saß am Steuer? War noch jemand an diesem Abend im Canyon gewesen – jemand, der nicht wollte, dass die beiden zusammen waren? Oder hatte ein Fremder Suttons Auto gestohlen?
Wenn ich nur wüsste, vor wem Thayer mich hatte beschützen wollen. Vor wem wir weggerannt waren. Wer am Steuer gesessen und ihn kaltblütig gerammt hatte.
Aber ich wusste es nicht. Als Thayer und Laurel weggefahren waren, hatte sich meine Erinnerung in Dunkelheit aufgelöst. Und diese Dunkelheit brachte eine schreckliche Gewissheit mit sich: Emma und ich standen wieder ganz am Anfang unserer Ermittlungen.
30
Käse, Milch und Ex-Knackis
Am Samstagmorgen fuhr Emma auf den Parkplatz von Trader Joe’s und lenkte Suttons Volvo in eine Superlücke direkt vor dem Laden. Nachdem sie den Motor abgestellt hatte, faltete sie die Einkaufsliste auf, die Mrs. Mercer ihr am Morgen gegeben hatte. Auf ihr standen Dinge wie Tahini-Butter, Kimchi-Saft und ungesüßte Mandelmilch. »Du weißt ja, wie pingelig Omi ist«, hatte Suttons Mutter sie gewarnt, als sie mit ihr jeden einzelnen Posten durchgegangen war. »Kauf genau das, was ich dir beschrieben habe, sonst muss ich mich nächste Woche mit einer extrem schlecht gelaunten Schwiegermutter herumschlagen.« Die ganze Familie bereitete sich auf Großmutter Mercers Ankunft Anfang nächster Woche vor. Sie würde für die Geburtstagsparty ihres Sohnes anreisen. Offenbar war Omi nicht ganz leicht zu handhaben.
Emma beobachtete, wie lächelnde Kunden den Supermarkt mit ihren braunen Papiertüten verließen, und seufzte. Sie sahen so glücklich und sorglos aus. Sie war ziemlich sicher, dass sie heute die einzige Trader-Joe’s-Kundin sein würde, die den gestrigen Abend damit verbracht hatte, einen Mordverdächtigen von ihrer Liste zu streichen.
Als sie ausstieg, strich ihr warme Tucsoner Luft über den Nacken. Sie band ihr kastanienbraunes Haar zu einem Pferdeschwanz zurück und überprüfte ihr Spiegelbild im Autofenster. Als sie gerade auf den Eingang zugehen wollte, bemerkte sie eine vertraute Gestalt, die auf der anderen Seite des Parkplatzes aus einem marineblauen BMW stieg. Ihr Magen hob sich, und sie spürte, wie ihr Hitze in die Wangen stieg. Thayer.
Er hatte sie nicht gesehen. Emma hätte sich leicht umdrehen und abhauen können, aber jetzt, wo sie wusste, dass er unschuldig war, musste sie sich bei ihm entschuldigen. Mit unsicheren Beinen ging sie über den Parkplatz zu seinem Auto und zwang sich, weiterzugehen, bis sie ein paar Meter vor ihm stand. »Thayer?« Ihre Stimme zitterte. Irgendetwas an ihm machte sie immer noch sehr nervös.
Thayer drehte sich um und blinzelte in die Sonne. Sein weißes T-Shirt war zerknittert, und seine armeegrüne Cargohose
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