LYING GAME - Mein Herz ist rein: Band 3 (German Edition)
gedacht, du wärst die Einzige?« Laurels Gesicht verzog sich höhnisch. »Lass ihn bloß in Ruhe. Dich braucht er jetzt wirklich nicht. Du hast schon genug angerichtet.«
Emma starrte sie an. »Wovon sprichst du?«
Bezog sich Laurel darauf, dass Sutton Thayer angefahren hatte? Woher konnte sie das wissen?
Laurel verschränkte die Arme vor der Brust und verdrehte die Augen.
»Ich habe es so satt. Ich weiß es. Ich weiß, was du verbirgst.«
Emma blinzelte. Die Nachtluft hing schwer und still zwischen ihnen. Dann ergriff sie Panik. Verbirgst? Sprach sie von Emmas wahrer Identität? Hatte sie herausgefunden, wer sie war? Hatte Thayer es ihr gesagt?
»Du hast vor, einfach weiter so zu tun, als hättest du keine Ahnung, wovon ich spreche, richtig?«, fragte Laurel mit großen Augen.
Leise Kratzgeräusche drangen aus dem Unterholz, als ein Tier durch die Kakteen huschte. Emma fröstelte plötzlich und sie versuchte, gelassen zu wirken. Sie wollte sich ihre Angst auf keinen Fall anmerken lassen.
»Ich habe ihn schließlich gerettet«, schrie Laurel.
Sie schüttelte ihr honigblondes Haar zurück und starrte Emma an, als erwarte sie eine Verteidigungsrede.
Emma hörte ein Summen. Sie wusste nicht, ob es Musik von der Party oder ein ferner Schwarm Wüstenkäfer war. Wovor hatte Laurel ihn gerettet? Vor Sutton?
»Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst, Laurel«, sagte sie schließlich so herablassend sie konnte.
Laurel legte den Kopf schief und bohrte ihre Absätze in den Erdboden. »Ich habe gesehen, dass du dich im Gebüsch versteckt hast, nachdem Thayer im Sabino Canyon angefahren wurde. Er hat es abgestritten, aber ich weiß, dass ihr zusammen dort wart.« Sie verlagerte ihr Gewicht und kreuzte die Arme vor der Brust. »Warum hast du dich versteckt? Warum hast du ihn mir angehängt? Damit ich ihn ins Krankenhaus bringe? War das zu stressig für dich?« Sie senkte das Kinn und schüttelte den Kopf. »Oder war es einfach wie sonst auch immer?« Sie starrte Emma lange an und sagte dann leise: »Dass du die Suppe, die du dir eingebrockt hast, nicht selbst auslöffeln wolltest?«
»Nein!«, schrie ich meine Schwester an. »Ich habe mich versteckt, weil ich Angst hatte, du würdest Thayer verraten, wenn du gewusst hättest, dass ich bei ihm war. Ich habe nur getan, was für ihn am besten war!«
Aber natürlich hörte sie mich nicht. Ich dachte wieder an die Erinnerung, die ich gerade gesehen hatte, und kam mir so dumm vor, weil ich davon überzeugt gewesen war, dass Thayer mich kaltblütig ermordet hatte. Jetzt war mir klar, dass er mich nur beschützen wollte. Ihn auf dem Boden liegen zu sehen, verdreht und verletzt, schmerzte so, als sei es erst gestern passiert. Wer hatte ihn mit meinem Auto angefahren und war dann einfach abgehauen? Hatte dieser Jemand uns davor verfolgt? Das würde bedeuten, dass Thayer meinen Mörder kannte, auch wenn er von meinem Tod nichts wusste.
Emma blinzelte, als Laurel fertig gesprochen hatte. Sie versuchte zu verstehen, was ihre Schwester meinte. Ein Teil ergab Sinn – Thayer war von einem Auto angefahren worden und hinkte deshalb. Aber sie hörte zum ersten Mal, dass auch Laurel dabei gewesen war. Und ihren Worten nach zu urteilen, war Sutton nicht diejenige, die Thayer angefahren hatte.
»Was weißt du noch?«, fragte sie langsam. »Was hast du noch gesehen?« Wenn Laurel gesehen hatte, dass Sutton sich versteckte, hatte sie womöglich auch noch jemand anderen dort gesehen. Suttons wahren Mörder.
Das Heulen eines Kojoten drang zwischen den Felsen hindurch. Laurel schaute in die Richtung des Geräuschs und seufzte. »Falls du mich fragen willst, ob ich euch beim Knutschen erwischt habe, lautet die Antwort nein. Und ich weiß auch nicht, wer ihn angefahren hat. Er wollte mir nicht erzählen, was passiert ist. Weißt du etwas darüber? Zwingst du ihn etwa dazu, stillzuhalten?«
»Ich weiß gar nichts«, sagte Emma, und das entsprach der Wahrheit. Laurels Seidenkleid blähte sich im Wind. Sie fuhr sich mit den Händen über ihre nackten Arme. »Du löcherst mich seit einem Monat darüber, was ich am 31. August gemacht habe, und versuchst mich dazu zu bringen, dir zu verraten, dass ich Thayer getroffen habe. Weil du dachtest, ich hätte dich nicht gesehen. Deshalb hast du mich immer wieder nach diesem Abend gefragt, richtig? Weil du wissen wolltest, ob ich dich gesehen habe. Ja, das habe ich. Ich habe gesehen, wie du dich im Gebüsch versteckt und Thayer im Stich gelassen hast,
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