LYING GAME - Mein Herz ist rein: Band 3 (German Edition)
in der Nähe. Ich finde, wir sollten weitermachen. Die Wahrheit herausfinden. Bist du dabei?«
»Auf jeden«, flüsterte Emma. Sie legte ihre Wange auf Ethans Schulter. Er küsste ihre Stirn und sie hob ihr Kinn und suchte seine Lippen. Ethan erwiderte ihren Kuss, schlang ihr die Arme um die Taille und zog sie an sich. Seine Hand wanderte zu den weichen Haaren, die ihr Gesicht umrahmten, und er streichelte sie. Er küsste sie sanft, seine Lippen passten perfekt auf ihre. Emma hätte am liebsten die Zeit angehalten. Sie hatte noch nie einen echten Freund gehabt, und jetzt hatte sie etwas – jemanden –, der noch viel toller war, als sie sich jemals vorgestellt hatte.
Ein Auto fuhr in die Auffahrt und Emma und Ethan lösten sich voneinander. Die Tür des blauen BMW öffnete sich und Thayer hievte sich aus dem Wagen. Emma spürte, wie Ethan neben ihr erstarrte.
»Oh! Hi, Thayer!«, rief sie. Was machte der denn hier? Hatte er nicht heute Morgen erst gesagt, Mr. Mercer habe ihm den Umgang mit seinen Töchtern verboten?
»Wegen mir müsst ihr nicht aufhören«, sagte Thayer sarkastisch, die Arme vor der Brust verschränkt.
Er lief langsam auf die Veranda zu. Sogar hinkend bewegte er sich mit einem Selbstbewusstsein, das angeboren zu sein schien. »Was geht?«
»Wir hängen hier rum«, stammelte Emma.
»Wir?« Thayers grünbraune Augen wanderten zu einem Punkt neben Emma.
Als sie sich umdrehte, sah sie, dass Ethan gerade die Veranda verlassen hatte. Er ging eilig über die Auffahrt zu seinem Auto.
»Ethan?«, rief Emma. »Wo willst du hin?«
Aber er antwortete nicht. Es war, als könne er gar nicht schnell genug verschwinden. Er hantierte ungeschickt mit dem Schlüssel und stieg ins Auto. Dann gab er Gas und war einen Augenblick später verschwunden.
Emma starrte der Abgaswolke hinterher. Was sollte das denn? Neben ihr schnalzte Thayer tadelnd mit der Zunge. »Warum lasst ihr den armen Jungen eigentlich nicht in Ruhe?«
»Was soll das heißen?«, fuhr Emma auf.
Thayer hob beschwichtigend die Hände. »Reiß mir nicht gleich den Kopf ab.« Er stellte einen Fuß auf die Veranda, beugte sich vor und dehnte seine Wade. »Ehrlich, Sutton. Zuerst habt ihr dem armen Kerl sein Stipendium versaut, und jetzt tust du so, als seist du mit ihm zusammen?«
Emma starrte ihn an und versuchte zu begreifen, was er meinte. Dann fiel der Groschen. Thayer nahm an, dass es sich um einen Lügenspiel-Streich handeln musste, wenn Sutton Ethan küsste. Emma öffnete den Mund um klarzustellen, dass sie und Ethan definitiv ein echtes Paar waren, aber dann erinnerte sie sich an sein verletztes Gesicht auf dem Parkplatz und entschied sich, nicht noch Salz in die Wunde zu reiben.
»Was machst du hier?«, wechselte Emma das Thema. »Ich dachte, du hättest Angst vor meinem Dad.«
»Laurel hat mir gesagt, dass die Luft rein ist«, sagte Thayer achselzuckend. »Ich will sie besuchen – wir haben schon seit einer Ewigkeit nicht mehr gequatscht.«
Er ging an Emma vorbei ins Haus, blieb bei ihr aber kurz stehen. Es sah aus, als wolle er ihr etwas sagen.
Er war ihr so nahe, dass Emma seine Kiefernseife und den frischen Duft seiner Kleidung roch. Seine nackten Beine waren lang und muskulös, seine weißen Fußballschuhe zerkratzt und so dreckig, als sei er gerade vom Platz gekommen. Er erinnerte Emma an all die attraktiven, unerreichbaren Sportler, mit denen sie zur Schule gegangen war. Jungs, die sie nie auch nur eines Blickes gewürdigt hatten.
Schnell kehrte sie wieder in die Realität zurück. Gut, Thayer war wirklich attraktiv. Aber sie war mit Ethan zusammen.
Plötzlich begann Emmas Nacken zu kribbeln. Sie drehte sich um, weil sie das Gefühl hatte, beobachtet zu werden. Eine Brise wehte durch die Blätter der hohen Trauerweide. Ein paar Vögel flatterten auf und zwitscherten einander etwas zu. Emma schaute sich um und schließlich sah sie ein Gesicht am Wohnzimmerfenster. Es war Laurel. Sie starrte Emma und Thayer an. Emma winkte ihr zu, aber Laurel starrte einfach weiter. Der Ausdruck ihrer hellen Augen ließ Emma das Blut in den Adern gefrieren. Sie wirkten geradezu mörderisch wütend.
Epilog
Als ich sah, wie Laurel Emma anschaute, stieg eine Szene aus meiner letzten Erinnerung wieder in mir auf. Ich sah mich hinter einem Busch kauern, nachdem Thayer überfahren worden war. Ich war völlig verzweifelt, überwältigt von Schuldgefühlen und Angst um ihn. Und dann bohrten sich zwei Augen in meine. Laurel starrte mich mit
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