LYING GAME Und raus bist du
längsten Wimpern, die Emma je gesehen hatte. Aber auf einmal wirkte sein Blick nicht mehr so flirtend, sondern eher … neugierig.
Und plötzlich fiel mir etwas zu ihm ein. Es war nicht wirklich eine Erinnerung, sondern eine seltsame Mischung aus Dankbarkeit und Scham. Das Gefühl verschwand so schnell wieder, wie es aufgeflammt war.
Der Junge brach den Blickkontakt ab und rieb sich heftig den Kopf. »Sorry. Es ist nur … wir haben seit … du weißt schon … damals nicht mehr miteinander gesprochen. Ist eine Weile her.«
»Dann wäre jetzt doch eine gute Gelegenheit«, sagte Emma.
Der Hauch eines Lächelns erschien auf seinen Lippen. »Ja.«
Sie sahen sich wieder an. Glühwürmchen tanzten um ihre Köpfe, und auf einmal duftete die Luft nach Wildblumen.
»Sutton?«, rief eine Mädchenstimme in der Dunkelheit.
Emma drehte sich um. Der Junge erstarrte.
»Wo ist sie denn hingegangen?«, fragte jemand anderes.
Emma strich sich das Haar hinter die Ohren zurück und blickte zu Nishas Auffahrt. Dort standen zwei Gestalten. Liliannas schwarze Doc Martens prallten bei jedem Schritt dumpf auf dem Boden auf. Gabriella hielt ihr iPhone vor sich und leuchtete ihnen mit der Taschenlampen-App.
»Bin gleich da!«, rief Emma. Sie schaute den Jungen an. »Komm doch mit zur Party.«
Er rümpfte die Nase. »Nein, danke.«
»Ach, komm schon.« Sie lächelte weiter. »Dann erzähle ich dir von dem Schlampen-Stern und dem Streber-Stern …«
Die Mädchen standen jetzt vor dem Haus des Jungen.
»Sutton?«, schrie Lilianna und blinzelte ins Verandalicht.
»Wer ist das?«, rief Gabriella.
Bumm. Emma wirbelte herum. Der Typ war verschwunden, und der Kranz aus Trockenblumen, der an seiner Tür hing, zitterte noch. Dann wurde ein Schlüssel herumgedreht und die Jalousie an dem großen Panoramafenster rechts von der Tür runtergelassen. Okaaaaay.
Emma stieg langsam von der Veranda und ging durch den Vorgarten.
»War das Ethan Landry?«, fragte Gabriella neugierig.
»Habt ihr euch unterhalten?«, fragte Lilianna gleichzeitig. Sie klang aufgeregt. »Was hat er gesagt?«
Charlotte tauchte hinter den Twitter-Zwillingen auf. Ihre Wangen waren gerötet und ihre Stirn glänzte. »Was geht?«
Gabriella schaute von ihrer Tastatur auf. »Sutton hat mit Ethan geredet.«
»Ethan Landry?« Charlotte zog die Augenbrauen hoch. »Mr James Dean hat tatsächlich gesprochen?«
Ethan. Wenigstens wusste ich jetzt, wie er hieß. Und Emma auch. Aber dann fiel ihr auf, wie verwirrt die Mädchen dreinschauten. Typisch. Natürlich hatte sie sich sofort mit einem Jungen angefreundet, der nicht zu Suttons üblicher Gang gehörte. Mit diesem Gedanken zog sie ihr Handy wieder heraus. Sie hatte noch immer keine neuen Mails oder SMS .
Charlottes Blick bohrte sich wie ein weiß glühender Laser in Emma. Sie musste sich eine Erklärung einfallen lassen – und zwar schnell. »Ich glaube, ich habe zu viel getrunken«, murmelte sie.
Charlotte schnalzte mit der Zunge. »Ach, Süße.« Sie packte Emmas Arm und steuerte sie auf die lange Reihe am Bordstein parkender Autos zu. »Ich bring dich nach Hause.« Emma richtete sich erleichtert auf. Charlotte hatte ihr die Geschichte abgekauft. Dann wurde ihr klar, was Suttons Freundin ihr da gerade angeboten hatte. Sie würde sie zu Suttons Zuhause fahren. »Ja, bitte «, nickte sie und folgte Charlotte zu ihrem Auto.
Ich war ebenfalls erleichtert. Bei mir zu Hause würden wir vielleicht endlich ein paar Antworten bekommen.
7 – Das Schlafzimmer aus Emmas Träumen
Charlotte hielt mit ihrem großen schwarzen Cherokee am Bordstein. »Wir sind da, Madam«, sagte sie mit aufgesetztem britischen Akzent.
Sie hatte Emma zu einem zweistöckigen Haus mit Außenstuck und großen Bogenfenstern gefahren. Palmen, Kakteen und ein paar gepflegte Blumenbeete lockerten den gekiesten Vorgarten auf. Blumen in großen Steintöpfen säumten den Bogengang zur Eingangstür, die Veranda zierte ein Windspiel, und eine Sonnenskulptur aus Terrakotta hing über der Dreifachgarage. In den Briefkasten am Gehweg war der Buchstabe M eingraviert, und in der Auffahrt standen zwei Autos: ein VW Jetta und ein großes Nissan- SUV .
Mir fiel nur ein einziges Wort dazu ein: Zuhause .
»Da hat ein Zwilling definitiv den Kürzeren gezogen«, murmelte Emma halblaut. Hätte Becky nur sie zuerst ausgesetzt.
»Wie bitte?«, fragte Charlotte.
Emma zupfte an einem losen Fädchen an ihrem Kleid. »Ach, nichts.«
Charlotte berührte Emmas nackten Arm.
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