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LYING GAME Und raus bist du

LYING GAME Und raus bist du

Titel: LYING GAME Und raus bist du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shepard Sara
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Augen-auf-im-Straßenverkehr-Poster und Listen mit gesuchten Personen. Das Schwarzweißfoto eines jungen Mannes mit dunklem Haar und seelenvollem Blick stach Emma sofort ins Auge. Vermisst seit dem 17. Juni. Thayer Vega. Dasselbe gruselige Poster hatte Emma auch auf Suttons Facebook-Profil gesehen.
    Ein älterer Mann mit Trenchcoat und wirrem Haar hatte die einzige Bank in Beschlag genommen. Als er Emma sah, hellte sich sein Gesicht auf und er schenkte ihr ein breites »Ich-bin-ein-Typ-der-seine-Kronjuwelen-kleinen-Mädchen-zeigt«-Lächeln.
    »Kann ich dir helfen?«
    Emma drehte sich um. Ein junger Polizist mit weißblondem Bürstenschnitt betrachtete sie von seinem Schreibtisch aus. Der kleine Ventilator auf seiner Tischplatte blies ihr schale Luft ins Gesicht. Der Bildschirmschoner seines Monitors zeigte zwei glotzäugige kleine Kinder in Baseball- und Gymnastikkleidung. Emma betrachtete die Handschellen an seinem Gürtel und sein Pistolenhalfter. Sie befeuchtete ihre Lippen und machte ein paar Schritte auf ihn zu.
    »Ich möchte jemanden als … vermisst melden. Es könnte sich um einen Mord handeln.«
    Blondies blasse, beinahe unsichtbare Augenbrauen schossen hoch.
    »Wer wird denn vermisst?«
    »Meine Zwillingsschwester.« Und dann sprudelte alles, was geschehen war, aus Emma heraus wie Blut aus einer Wunde.
    »Gestern Abend dachte ich noch, es sei alles ein Missverständnis und Sutton gehe es gut«, schloss sie. »Aber heute Morgen habe ich das hier bekommen.« Sie zog den Brief heraus und strich ihn auf dem Schreibtisch des Beamten glatt. Sutton ist tot. Spiel weiter mit … oder du bist als Nächste dran. In dem kalten Neonlicht wirkte der Brief beängstigend real.
    Blondie bewegte beim Lesen die Lippen. »Sutton«, flüsterte er dann. Es war, als habe jemand ein Licht über seinem Kopf angeknipst. Er hob den Hörer seines Telefons ab und drückte einen Knopf. »Quinlan? Hast du gerade Zeit?«
    Er legte wieder auf und deutete auf den orangefarbenen Stuhl neben seinem Tisch. »Bleib hier«, sagte er. Dann nahm er den Brief, durchquerte den Saal und verschwand in einem kleinen Büro, auf dessen Tür »Detective Quinlan« stand. Emma starrte auf die Silhouette des Beamten, die im Profil durch das große, erleuchtete Bürofenster zu sehen war. Seine Hände bewegten sich schnell, während er sprach.
    Die Tür zum Büro des Detective öffnete sich, und der blonde Polizist kam heraus. Quinlan, ein größerer, älterer, dunkelhaariger Mann mit einem Aktenordner unter dem Arm und einer Kaffeetasse mit dem Wappen der Universität von Arizona in der Hand, folgte ihm.
    Als er Emma neben dem Schreibtisch sitzen sah, schnitt er eine Grimasse.
    »Wie oft sollen wir dieses Spielchen denn noch spielen?«, fragte er und wedelte Emma mit dem Brief vor der Nase herum.
    Emma sah sich um. Mit wem redete er? Außer dem Exhibitionisten auf der Bank war nur noch sie im Raum. »Wie bitte?«
    Quinlan stützte sich mit den Unterarmen auf die Lehne ihres Stuhles auf. »Obwohl ich sagen muss, eine falsche Morddrohung ist auch für dich ein neuer Tiefpunkt, Sutton.«
    Suttons Name traf Emma wie ein Schlag in den Bauch. »Nein. Ich bin nicht Sutton. Ich bin ihre Zwillingsschwester Emma. Hat er Ihnen das nicht gesagt?«
    Sie deutete auf den blonden Polizisten. »Sutton ist etw as Schlimmes zugestoßen, und jetzt bedroht derjenige, der es getan hat, auch mich! Ich sage Ihnen die Wahrheit!«
    »So wie letztes Jahr, als du angeblich eine Leiche beim Mount Lemmon gefunden hast?« Quinlans Kiefermuskeln verspannten sich. »Oder damals, als du behauptet hast, deine Nachbarin hätte neunzig Chihuahuas in ihrem Haus? Oder als du geschworen hast, du hättest im Müllcontainer hinter Trader Joe’s ein Baby weinen hören?« Er deutete auf den Aktenordner. »Dachtest du, ich lasse deine Eskapaden einfach unter den Tisch fallen?«
    Emma starrte auf den Ordner, auf dem in dicken schwarzen Buchstaben der Name Sutton Mercer stand. Sie musste an ihren Pflegebruder David in Carson City denken. David hatte alle paar Wochen den Notruf angerufen und ihnen gesagt, die Dixiklos auf einer Baustelle in der Nähe würden brennen. Er liebte Feuerwehrautos. Irgendwann kam ihm die Feuerwehr auf die Schliche und glaubte kein Wort, als David eines Tages anrief und schreiend von einem Buschfeuer berichtete, das im Hintergarten wütete. Das halbe Haus der Familie war bereits den Flammen zum Opfer gefallen, als endlich ein Löschwagen anrückte. David war damit offiziell

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