LYING GAME Und raus bist du
Bodyspray, Haargel und so weiter. Er hatte sie so hoffnungs voll und eifrig angeschaut, dass Emma es nicht übers Herz gebracht hatte, ihm einen Korb zu geben, obwohl sie nichts lieber getan hätte. Sie wollte sich gerade nicht um Garrett kümmern, sondern lieber nach Suttons Mörder suchen.
Nachdem sie an der Kasse lange hinter einer alten Dame gewartet hatten, die unbedingt mit einem Scheck bezahlen wollte, erreichten Emma und Garrett schließlich den Catalina State Park. Von Garretts Ellbogen baumelte eine Tüte mit Apfelschaumwein, schwarzen Oliven, Crackern, Trauben, Studentenfutter, teurer australischer Lakritze und einem großen Stück Brie. Die Luft war kühl und frisch und roch nach Sonnencreme. Wanderer liefen an ihnen vorbei den Pfad entlang. Nach ein paar weiteren Kurven kamen sie beim Aussichtspunkt an und ließen sich auf einem großen Felsbrocken nieder. Emma konnte bis zum Fuße des Berges sehen. Garretts Auto wirkte von hier oben wie ein Spielzeug.
»Ein schöner Abend, um draußen zu essen«, murmelte Garrett und fuhr sich durch sein blondes Haar. Er zog seinen langärmligen Pulli aus und legte ihn als Picknickdecke auf den Boden. Seine gebräunten Oberarme waren sehr muskulös. Er öffnete den Schaumwein, der mit einem satten Plopp aufging.
»Hm«, nickte Emma. Sie starrte ins Leere. In ihrem Gehirn rollten Steppenhexen durch den Bereich, in dem sich eigentlich Gesprächsthemen befinden sollten. Worüber sprachen Garrett und Sutton normalerweise miteinander? Hatten sie ein privates Vokabular? Warum waren sie zusammen? Wenn Sutton ein normales Tagebuch geführt hätte, wäre Emma auf diesen Abend besser vorbereitet gewesen.
Seufzend nahm sie die Cracker, die Oliven, das Studentenfutter und die Lakritze aus der Tasche und formte geistesabwesend auf einer Serviette aus einem Cracker, zwei Oliven, einer Erdnuss und einem Stück Lakritz ein lächelndes Gesicht. Sie dachte an Ethan und stupste Garrett an. »Wie gefällt dir mein neuer Freund?«
Garrett schaute ihr Werk einen Moment lang an und nickte. »Süß«, sagte er.
»Willst du dir auch einen basteln?«
»Ich kann nicht einmal einen Kreis zeichnen«, wehrte Garrett achselzuckend ab.
Emma schob sich eine der Oliven in den Mund. So viel also zu gemeinsamen Interessen.
Aber ich freute mich darüber, dass Garrett ihr gleichgültig war. Ich wusste zwar nicht mehr genau, warum ich ihn liebte oder weshalb ich ihn als beschädigt betrachtete, aber das änderte an meinen Gefühlen nichts. Und sogar im Tod wollte ich ihn ganz für mich allein.
Emma lehnte sich zurück und starrte zum Horizont. Dabei berührte sie die Kratzer an ihrer Kehle, das Souvenir von gestern Nacht. Winzige rote Schrammen umringten ihren Hals, und ihre Luftröhre schmerzte immer noch vom Druck der Halskette. Sie hatte ein paar Tabletten genommen und die Kratzer mit dem Dior-Make-up übertüncht, das sie in Suttons Bad gefunden hatte. Hoffentlich fielen sie Garrett nicht auf. Sie spürte immer noch den heißen, schweren Atem des Angreifers in ihrem Nacken, schloss die Augen und stöhnte leise.
»Alles okay?«, fragte Garrett.
Emma nickte. »Ja, ich bin nur müde.«
»War die Pyjamaparty gestern lustig?«
Emma dachte einen Moment lang nach. »Hm, den Pyjama habe ich nicht gebraucht. Ich habe die ganze Nacht kein Auge zugemacht.«
»Ist das gut oder schlecht?«
Emma nestelte an Suttons Medaillon und schwieg. Das Schmuckstück fühlte sich fremd und klobig an.
»Komm schon.« Garrett gab ihr einen Stups. »Du kannst mir ruhig erzählen, was bei euren verrückten Pyjamapartys so abgeht. Ich finde sowieso, du erzählst mir zu wenig.«
Emma griff nach einem zweiten Cracker. Plötzlich hatte sie eine Idee. Garrett konnte ihr bei ihren Nachforschungen durchaus nützen.
»Na ja, ›lustig‹ ist nicht das richtige Wort«, sagte sie langsam. »Es war eher … anstrengend. Manchmal glaube ich, dass meine Freundinnen mich hassen. Ich glaube, sie würden mir ein Messer in den Rücken rammen, wenn sie könnten.« Es fühlte sich merkwürdig an, aus Suttons Tagebuch zu zitieren.
Ein paar College-Studenten, die stark nach Hasch rochen, bogen um die Kurve. Der Wind drehte, und plötzlich roch es nach Achselschweiß. Garrett biss in eine Traube, ein bisschen Saft rann ihm übers Kinn. »Redest du von diesem einen Abend?«
Emma richtete sich ruckartig auf. »Welchem Abend?«
»Dem Abend, von dem du mir nichts erzählen willst.«
Emma riss die Augen auf. Wovon sprach er?
»Oder
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