LYING GAME - Weg bist du noch lange nicht
nicht.«
Laurel schaute ebenfalls Emma an und nickte. Emma war aufgefallen, dass Suttons Position als Boss des Lügenspielclubs bedeutete, dass die anderen sich ihr immer unterordneten.
Aber ich war mir nicht so sicher, dass ihnen das so gut gefiel. Charlotte starrte Emma so müde an, als habe sie die Nase gestrichen voll von Sutton Mercers willkürlichen Regeln und Anordnungen.
»Wo warst du denn vorhin?«, unterbrach Madeline und setzte sich neben Emma auf die Bank. »Wir wollten uns doch im The Hub treffen?«
Emma kniff die Augen zusammen. »Wir wollten uns im Hub treffen?«
So hieß der Schulladen neben der Cafeteria, in dem auch Kaffee ausgeschenkt wurde. Ansonsten gab es dort nur Hollier-Sweatshirts, Tombola-Lose und Bleistifte.
»Na um den Ball zu organisieren! Schon mal was von Tradition gehört?« Madeline nahm einen Becher Kaffee von einem Papptablett und reichte ihn Emma.
»Egal. Ich habe dir einen Latte mitgebracht. Du bist heute ein bisschen abgelenkt, oder? Kann das damit zu tun haben, dass du gestern im Knast warst?«
Laurel öffnete mit einem lauten Zischen ihre Dose Sprite light. »Ich habe es ihnen heute Morgen erzählt.« Sie schaute Emma fest in die Augen und klimperte unschuldig mit den Wimpern, als wolle sie sagen: Und rate mal, was ich ihnen noch erzählen werde.
»Du hattest das ja offenbar nicht vor.« Charlotte legte die Hände auf eine Tupperdose mit Spinatsalat. »Was war denn los?«
Madeline strich über die zackige Klinge ihres Plastikmessers. »Seit wann klaust du denn ohne uns?« Sie wirkte verärgert, als habe Emma sie ausgeschlossen.
»Und lässt dich dabei auch noch erwischen?« Charlotte schnalzte mit der Zunge. »Wir hatten Clique doch schon in der achten Klasse gemeistert!«
»Laurel sagte, du hättest eine Tori-Burch-Clutch mitgehen lassen.« Madeline rümpfte die Nase. »Sutton, Tori ist es nicht wert, geklaut zu werden.«
Emma zog den Deckel ihres Bechers ab und Dampfschwaden stiegen ihr ins Gesicht. »Ihr wisst doch, wie es ist, wenn man etwas einfach haben muss«, sagte sie gleichmütig. »Ich wäre auch damit durchgekommen, wenn das Miststück an der Kasse ihren Job gemacht hätte, statt mich dauernd anzuglotzen. Ich glaube, die ist in mich verknallt.«
»Sutton schwimmen die Felle davon«, trällerte Charlotte und biss krachend in ein Stück Karotte. Sie wirkte beinahe glücklich darüber, dass Emma erwischt worden war.
Emma nahm einen kleinen Schluck Latte und verzog das Gesicht – der Kaffee war kochend heiß. »Ich habe mir leider den Halloween-Ball versaut. Ich habe Hausarrest bis ins nächste Jahrtausend.«
»So ein Quatsch. Natürlich gehst du hin.« Madeline schob sich eine mit Joghurtglasur überzogene Rosine in den Mund. »Wir finden schon einen Weg. Und zum Camping kommst du natürlich auch mit.«
Dann kicherte sie und deutete auf etwas hinter Emma. »Die Hofdamen aus der Hölle auf zwölf Uhr.«
Obwohl die Zwillinge sich sonst genau gegensätzlich kleideten – Gabby machte einen auf Fifties-Hausfrau mit Haarband und Stickereien und Lili stand auf den Taylor-Momsen-Look und trug immer karierte Flanellhemden, Mikrominis und tonnenweise Kajal –, trugen sie heute beide enge rosafarbene Kleider mit Tüllröckchen und dazu meterhohe Plateausandalen, deren Riemchen sich um ihre dünnen Knöchel wanden. Wie üblich umklammerten beide ihre iPhones. Alle – von den Orchestermitgliedern in der Ecke bis zu den abgerissenen Künstlertypen bei der Mauer – starrten sie an.
»Hallo, Mädels«, zwitscherte Gabby, als sie beim Tisch angekommen war.
»Ciao!«, sagte Lili. »Hat jemand gerade Camping gesagt? Wo gehen wir denn dieses Jahr hin?«
» Wir campen auf dem Mount Lemmon«, sagte Charlotte spitz. »Wo ihr campt, weiß ich nicht.«
»Wie schade«, sagte Lili genauso spitz. »Weil nur wir die besten heißen Quellen dort kennen.«
»Und wir haben einen süßen kleinen Hibachi-Grill. Wir könnten Marshmallows rösten«, fügte Gabby hinzu.
»Offenes Feuer in der Wüste ist vielleicht nicht die allerbeste Idee«, grinste Laurel.
Emma fuhr sich mit der Zunge über die Zähne, starrte auf die Mädels und dachte daran, wie ihr Auto langsam an Suttons Haus vorbeigerollt war. Hatten die beiden gestern Abend vor Suttons Haus gestanden und sie und Ethan beim Schwimmen beobachtet?
Madeline musterte die Kleider der Zwillinge. »Der Hofstaat wurde bereits gewählt, Ladys. Ihr müsst euch nicht mehr wie Tanzschul-Barbies anziehen.«
»Vielleicht stehen wir
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