LYING GAME - Weg bist du noch lange nicht
einfach auf den Look.« Lili stemmte die Hände in die knochigen Hüften. »So, Mädels. Wisst ihr schon, wie unsere Zeremonie ablaufen wird?«
»Dann strengt euch mal an«, warf Gabby ein und kaute heftig auf ihrem Kaugummi herum. Es duftete nach Wassermelone. »Diener … super Essen, geile Musik … und vielleicht die Aufnahme in den Lügenspielclub als Sahnehäubchen?« Gabby zählte ihre Wünsche an den Fingern ab.
»Wir haben ein paar richtig gute Ideen in petto«, sagte Lili und ihre hellen Augen glitzerten.
»Wir wären ein Gewinn für die Gruppe«, sagte Gabby leise und starrte Emma direkt an. Emma wich ein bisschen zurück und ihr Herzschlag beschleunigte sich. Gabby zog ein kleines Döschen aus einer Tasche in ihrem Kleid, klappte den rosaroten Deckel auf und legte sich eine kleine Tablette auf die Zunge. Ihr Kehlkopf hob sich, als sie schluckte. Dabei sah sie unverwandt Emma an, als wolle sie ihr wortlos etwas mitteilen.
»Das mit dem Lügenspielclub wird nichts«, sagte Emma und versuchte, gelassen und selbstsicher zu klingen. Sutton hatte Gabby und Lili bislang nicht in den Club aufgenommen – vielleicht aus gutem Grund.
Gabby musterte Emma, als wäre sie auf einen Zweikampf aus. »Wir werden ja sehen«, sagte sie, plötzlich eiskalt.
Lili berührte ihre Schwester sanft am Handgelenk. »Bleib ruhig, Gabs«, sagte sie leise. Dann zog sie Gabby davon. »Keine Autogramme«, rief sie ihren glotzenden Mitschülern zu und hielt sich die Hand vors Gesicht, als sei eine Horde Paparazzi hinter ihr her. Sobald Lili Gabby losließ, wirbelte diese herum, formte aus Daumen und Zeigefinger eine Pistole, legte auf Emma an und tat so, als drücke sie ab. Emma klappte vor Überraschung der Kiefer herunter.
Im selben Augenblick sah ich mich, wie ich die Zwillinge bei einer Pyjamaparty aus meinem Zimmer drängelte und dabei trällerte: »Sorry, Mädels, wir haben private Lügenspielclub-Angelegenheiten zu besprechen. Bleibt im Wohnzimmer bei den anderen Losern.« Gabby hatte ihr iPhone so fest umklammert, dass ihre Knöchel weiß hervortraten. Lili hatte sich zu ihrer vollen Größe aufgerichtet: »Merk dir eines, Sutton: Es wird nicht immer so bleiben« , zischte sie.
Aber jetzt verdrehte Madeline die Augen und sagte kopfschüttelnd: »Irgendetwas ist in die beiden gefahren. Sie benehmen sich noch verrückter als sonst.«
»Definitiv«, sagte Charlotte, trank ihren Kaffee und starrte auf die Tür, durch die die Zwillinge verschwunden waren. »Aber in einem Punkt haben sie recht: Wir müssen ihre Zeremonie planen.«
»Lasst uns das am Samstag machen.« Madeline stopfte ihre leere Tupperdose in ihre Tasche. »Bei mir?«
»Ich kann nicht«, sagte Emma. »Ich habe Hausarrest, wisst ihr noch?«
Charlotte schnaubte. »Und seit wann hindert dich das?«
Es klingelte und alle erhoben sich, warfen ihre Essensreste in den Abfall und gingen zurück in die Schule. Laurel und Charlotte marschierten in verschiedene Richtungen davon, aber Madeline blieb stehen und wartete, bis Emma ihre Tasche gepackt hatte.
Sie bogen um eine Ecke und gingen durch den Musiktrakt. Schiefe Noten drangen durch offene Türen. Am Ende des Flures verteilte die falsche Hexe weiter ihre Flyer für den Halloween-Ball. Ihre Pappnase fiel ihr fast aus dem Gesicht, und ein paar Kids kicherten, als sie an ihr vorbeigingen. Madeline warf Emma einen Seitenblick zu.
»Was ist eigentlich mit dir los?«, fragte Madeline und verlangsamte ihre Schritte.
»Wie meinst du das?«, erwiderte Emma überrascht.
Madeline umrundete ein Mädchen, das mit einem Tubakasten kämpfte. »Du bist seit einiger Zeit irgendwie … schräg drauf. Misstrauisch, ständig ohne Erklärung unerreichbar, klaust alleine … Char und ich sind der Meinung, dass ein Alien von dir Besitz ergriffen hat.«
Emma spürte, wie sie tiefrot wurde. Beruhig dich, sagte sie zu sich selbst. Sie zog an Suttons Kette und versuchte, ihre Fassung wiederzugewinnen. Und dann hatte sie eine Idee. »Ehrlich gesagt bin ich ein bisschen sauer, weil du und Char in letzter Zeit so dicke seid«, sagte sie mit gepresster Stimme und versuchte, bitter und eifersüchtig zu klingen. »Ist sie deine neue beste Freundin?« Sie betrachtete Madelines langen Ballerinakörper in den engen Cargohosen, zu denen sie einen grauen Pulli mit Fledermausärmeln trug. Hoffentlich würde sie anbeißen.
Madelines feine Gesichtszüge verspannten sich. »Char und ich waren schon immer gut befreundet.«
»Ja, aber irgendetwas hat
Weitere Kostenlose Bücher