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Lykandras Krieger 1 - Wolfsängerin (German Edition)

Lykandras Krieger 1 - Wolfsängerin (German Edition)

Titel: Lykandras Krieger 1 - Wolfsängerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Dirks
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diese Frau. Und vielleicht konnte er ihre Erregung wie ein Wolf riechen.
    Die Vorstellung, dass die Verwandlung in einen Wolf wie guter Sex sei, klang angenehm. Sogar sehr. Es entsprach nicht den gängigen Mythen und überraschte sie. Da sie nach Aussage ihres Vaters als Wolfsänger eine Art Zwischending war, was auch immer man sich darunter vorstellen sollte, würde ihr dieses Gefühl einer Verwandlung wohl verwehrt bleiben. Sie ertappte sich dabei, dass sie das als bedauerlich empfand. Es warsicher nett, auf diese Weise täglich ein Hochgefühl dieser Art zu erleben, aber der Preis dafür war vielleicht doch etwas hoch.
    Das brachte sie zu ihrer nächsten Frage. „Wie wird man eigentlich ein Werwolf?“ Tremonde war ihr die Antwort darauf schuldig geblieben, doch vielleicht war Remierre offener.
    Er hob eine Braue und sah sie einen Augenblick lang an, ehe er seine Aufmerksamkeit wieder auf den LKW, der gerade vor ihnen kroch, richtete.
    „Entweder man wird als Werwolf geboren, hierbei genügt es, wenn ein Elternteil ein Werwolf ist. Oder man erhält drei Bisse.“ Er machte eine bedeutsame Pause. „Bei Vollmond“, fügte er dann hinzu. „Wird man als Werwolf geboren, altert man bis zum 30. Lebensjahr ganz normal, danach hört der Alterungsprozess auf. Wird man durch einen Biss zum Werwolf, so bleibt man auf ewiglich in dem Alter, in dem man den letzten Biss erhielt.“
    „Bisse bei Vollmond. Ich verstehe.“ Ihr kam eine Idee, die so naheliegend war, dass sie sich wunderte, warum weder de Sagrais noch ihr Vater darauf gekommen waren. „Kannst du meinen Vater nicht durch deinen Biss retten?“
    „Nein“, war seine prompte Antwort. Er schien zu merken, dass sie ihn fragend ansah. „Diese Bisse können tödlich enden, besonders für jemanden wie Tremonde, dessen Körper geschwächt ist. Davon abgesehen würde die Wirkung erst nach der dritten Vollmondnacht eintreten. So viel Zeit bleibt ihm nicht mehr. Es tut mir leid. Ich wollte ihn schon eher verwandeln, aber er lehnte es ab, und ich kann ihn nicht dazu zwingen. Wahrscheinlich war die Aussicht die Ewigkeit als alter Mann zu verbringen eher erschreckend für ihn als erstrebenswert.“
    Joli nickte verstehend, doch auch ein wenig enttäuscht. „Die Sache mit dem Vollmond habe ich noch nicht ganz verstanden. Ich dachte früher immer, dass ein Werwolf nur bei Vollmond seine Gestalt verändert. Aber bei dir war es anders. Du hast dich am helllichten Tag verwandelt. Wie kommt das?“
    „Hat dir Tremonde nicht die alte Legende erzählt? Von Lykandra und Pyr. Er liebt diese Geschichte.“
    „Doch, hat er.“
    „Dann weißt du auch, dass ich zwei Gestalten annehmen kann. Die des Wolfs und eine, die vom Mondzyklus abhängig ist.“
    „Es gibt eine zweite Gestalt? Nein, das hat er mir nicht erzählt, wie sieht die aus?“
    Seine Miene schien sich zu verdüstern. „Das wirst du zu gegebener Zeit erfahren“, sagte er und so wie es aussah würde er augenblicklich in Schweigemodus verfallen. Joli wollte sich damit aber nicht zufrieden geben.
    „Remierre, ich habe diesen Stein in meiner Brust kleben und mein ganzes Leben umgekrempelt, im Gegenzug erhalte ich wichtige Informationen immer nur häppchenweise.“
    Er schenkte ihr einen entschuldigenden Blick. „Später erfährst du mehr, versprochen. Für den Augenblick spielt es keine Rolle.“
    Dann sah er wieder auf die Fahrbahn. Sie fragte sich, warum er es nicht verriet, wenn es keine Rolle spielte. Vielleicht hatte sie einen wunden Punkt getroffen und er mochte diese zweite Gestalt nicht sonderlich. Eine kleine Weile fuhren sie schweigend weiter.
    „Wie funktioniert eigentlich die Verwandlung bei Vampiren? Ich meine, wie wird ein Mensch zum Vampir? Sind auch drei Bisse nötig?“
    Er atmete tief durch. Joli fürchtete, ihm mit dieser Frage wieder zu nahe getreten zu sein, auch wenn sie nicht wusste wodurch genau.
    „Man muss das Blut des Vampirs trinken.“
    Das Erstaunen stand ihr sicherlich ins Gesicht geschrieben. „Ist es nicht umgekehrt? Verwandelt man sich nicht, wenn man gebissen wird?“
    „Nein. Sonst gäbe es auf der Welt weit mehr Vampire als Menschen, meinst du nicht?“
    Sie nickte. Ja, da war etwas dran. Wenn jeder Vampir pro Nacht an zwei Menschenhälsen saugte, die Opfer sich umgehend selbst in Vampire verwandelten und auf die Jagd gingen, gäbe es innerhalb kürzester Zeit ein Vampirüberbevölkerungsproblem und zu wenig Nahrung für alle. Ihre Neugierde war längst noch nicht befriedigt.

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