Lykandras Krieger 1 - Wolfsängerin (German Edition)
Kinn und hob es leicht an. Joli wandte ihm den Oberkörper zu und blickte zu ihm auf, während er sich zu ihr hinunter beugte. Sie konnte seinen Atem auf ihren Lippen fühlen und war so aufgeregt, dass sie glaubte, jede Sekunde in Ohnmacht zu fallen. Noch einmal spürte sie dieses aufregende Prickeln in ihrem Schoß, das jetzt noch intensiver wurde. Ihr Körper spielte verrückt, wenn sie in Rems Nähekam. Sie genoss dieses berauschende Gefühl, das sich in ihr ausbreitete. Sie wollte mehr davon. Sie spitzte die Lippen, in der Hoffnung, er würde sie nicht länger warten lassen. Jede Faser ihres Körpers sehnte sich nach diesem Kuss.
Rems Kopf ruckte zurück. „Was war das?“, fragte er leise und sah sich um.
Mit zittrigen Fingern setzte Joli ihre Brille auf. Auch sie hatte etwas gehört. Aber jetzt war der Wald ruhig und auf dem Friedhof herrschte eine sprichwörtliche Totenstille. Nicht einmal ein kühles Lüftchen wehte. Hin und wieder zwitscherte ein Vogel in der Ferne. Die Ruhe war gespenstisch.
Rems Kopf bewegte sich hin und her, als versuchte er irgendetwas zu orten.
Plötzlich erhoben sich vier Krähen zeitgleich in die Luft und flatterten aufgeregt zu einer entfernten Baumkrone.
„Irgendetwas hat sie aufgeschreckt“, sagte Rem nüchtern.
Joli blickte sich um. „Dort ist die Wölfin“, rief sie und deutete auf das schwarze Tier, das sich zwischen den Kiefern und Büschen versteckte und sie beobachtete. Als es jedoch merkte, dass man es entdeckt hatte, zog es sich rasch ins Unterholz zurück.
„Die hol ich mir“, sagte Rem, doch Joli hielt ihn am Arm zurück.
„Ist sie eine Werwölfin?“
„Das versuche ich herauszufinden. Ihr Geruch ist anders.“
„Nein, bitte. Lass uns gehen. Ich finde es hier unheimlich.“
„Also gut“, sagte er, schnappte sich seine Kleider und zog sich vor Jolis Augen an.
Es war ein hinreißender Anblick. Rem stand mit dem Rücken zu ihr. Ob er es absichtlich tat, um ihr somit seinen knackigen Po und sein breites Kreuz zu präsentieren, wusste sie nicht. Aber die Aussicht gefiel ihr. Mit einem kräftigen Ruck zog er die Jeans über sein ansehnliches Gesäß und schnallte den Gürtel um, bevor er in seine Stiefel schlüpfte und schließlich auch das T-Shirt überstreifte.
„Was ist ... mit deiner Unterhose?“, stammelte sie, darum bemüht, sich ihre Erregung nicht anmerken zu lassen.
„Die ist leider eine Nummer zu klein“, sagte er und drehte sich schelmisch lächelnd zu ihr um.
„Aber vorhin hat sie doch auch gepasst.“
„Stimmt. Vorhin. Aber jetzt nicht mehr.“
„Bist du eigentlich in der Gruft fündig geworden?“
Joli hatte das Bedürfnis ein Gespräch anzufangen, nachdem sie sich zum Abendessen im Restaurant ihres Gasthauses niedergelassen hatten. Die Stimmung zwischen ihnen war anders, seit dem Beinahekuss auf dem Friedhof. Ihre Sinne waren überempfindlich, sie spürte deutlich den Stoff ihrer Kleidung auf der Haut reiben, ihre Hände waren feucht.
Rem räusperte sich. „Bedauerlicherweise nicht. Dort unten befand sich nichts außer alter Knochen.“
„Das tut mir leid.“
„Das macht nichts.“
Er schien nach ihrer Hand greifen zu wollen, die auf dem Tisch ruhte, überlegte es sich aber anders und nahm seine Serviette, faltete sie auf und breitete sie mit Bedacht auf seinem Schoß aus und strich darüber. Joli verfolgte seine Bewegungen und wünschte sich das erste Mal in ihrem Leben, sie wäre als altrosa Stoffserviette geboren worden.
„Wir sind auf der richtigen Spur. Lykandra hätte uns nicht hierher geschickt wenn es keine Vampire in der Gegend gäbe. Wir müssen wachsam bleiben und Augen und Ohren offen halten.“
Joli nickte. Sie vertraute seiner Einschätzung.
Die Wirtin kam und nahm ihre Bestellungen auf. Joli beschloss die Gunst der Stunde zu nutzen und noch einmal nachzuhaken, was es mit seiner zweiten Gestalt auf sich hatte.
Nach kurzem Zögern sprach er.
„Na schön, wenn es dir wichtig ist und du es unbedingt jetzt wissen möchtest, erzähle ich dir davon.“
Joli verschränkte ihre Hände auf dem Tisch und setzte sich aufmerksam zuhörend auf.
„Es geschieht nur bei Vollmond. Wenn das Licht des Vollmondes meine Haut berührt, verwandle ich mich in eine Kreatur, wie du sie gewiss noch nicht gesehen hast.“ Sein kurzes Auflachen klang alles andere als fröhlich. Er sah sie nicht an, sondern schaute ins Leere „Gewaltige Klauen sprießen aus meinen Händen und scharfe Reißzähne wachsen aus meinem Mund. Ich
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