Lykandras Krieger 1 - Wolfsängerin (German Edition)
geflohen, hätten sie seine wahre Natur erkannt, sie aber war bei ihm geblieben.
Einen Moment war er schwach geworden, doch er bereute ihn nicht. Ihre Arme um seinen Körper zu spüren, hatte ihn tief berührt und er vermisste das Gefühl bereits.
Langsam hob er den Kopf und blickte in seine Augen, als hoffte er dort eine Antwort darauf zu finden, wie er es Joli am besten beibrachte, dass sie nicht mehr sein durften, als ein Werwolf-Wolfsänger Gespann.
Er rieb sich über die Stirn. Er war immer noch hart und seine Hoden schmerzten, weil er sich nicht erlaubt hatte, zu kommen. In seinem Kopf hämmerte es, weil sich seine Gedanken überschlugen. Er hatte ihr gegenüber eine Verantwortung. Nicht nur deshalb, weil sie die Tochter seines alten Freundes Tremonde war, sondern auch weil sie als Team zusammenarbeiteten, was wiederum alles noch komplizierter machte, weil er dadurch gezwungen war, sie oft zu sehen. Es half alles nichts. Er musste mit ihr darüber sprechen, bevor sie sich falsche Hoffnungen machte. Sein Magen zog sich zusammen, als er durch die Badezimmertür in den Wohnbereich trat.
„Leg dich zu mir“, bat Joli leise.
Er blieb wie angewurzelt stehen, weil sie so zauberhaft aussah. Sie klopfte mit der flachen Hand auf seine Seite des Bettes.
„Das war wundervoll“, sagte sie. Es waren die gleichen Worte, die er kurz zuvor verwendet hatte. „Willst du nicht zu mir kommen?“
Er überlegte wie er anfangen sollte und schüttelte den Kopf, setzte sich aber auf die Bettkante. Irritiert richtete sie sich auf und sah ihn fragend an. Als er noch immer nichts sagte, da er nach den rechten Worten suchte, hakte sie nach.
„Warum nicht?“
Sie sah ihn an, als ahnte sie, dass etwas nicht stimmte. Unruhig spielte sie mit ihren Händen. Rem nahm all seinen Mut zusammen, denn er wollte das Unvermeidliche nicht länger als nötig hinauszögern.
„Wir hätten nicht mit einander schlafen dürfen“, sagte er ein wenig halbherzig, denn es war mitnichten das, was er tatsächlich empfand.
Joli schnappte nach Luft. Er sah das Entsetzen in ihren Augen und hätte sich am liebsten auf die Zunge gebissen, wenn er seine Worte dadurch hätte zurücknehmen können. Sie schluckte sichtlich. Als er ihre Traurigkeit bemerkte, wollte er sie in den Arm nehmen, aber das hätte sie nur noch mehr verwirrt und alles schlimmer gemacht als es ohnehin schon war. Vielleicht hätte er dann auch seinen eisernen Willen durchbrochen. Wenn er ihr zu nahe kam, erwachte in ihm ein unbändiges Verlangen nach ihr, das er nur schwer zügeln konnte. Einen Moment herrschte Schweigen.
„Das fällt dir jetzt ein? Ein paar Minuten nachdem du mir einen der besten Orgasmen meines Lebens beschert hast?“
„Es tut mir leid“, sagte er mit ehrlichem Bedauern und senkte den Blick. Sie ahnte nicht, wie sehr es ihn schmerzte, ihr wehtun zu müssen.
Sie stieg aus dem Bett und lief nervös durch das Zimmer. „Nenn mir einen guten Grund, warum du bereust, mit mir geschlafen zu haben.“ Ihre Stimme zitterte. „Einen guten Grund“, wiederholte sie leise.
Remierre atmete tief durch und zog die Bettdecke bis zu seiner Brust hoch. „Es gibt mehr als nur einen Grund.“ Sie sah ihn verständnislos an. „Du bist Tremondes Tochter. Ich versprach ihm, auf dich Acht zu geben. Anstatt mein Wort zu halten, entehrte ich dich.“
„Ich bitte dich“, sagte sie und blieb vor ihm stehen, „ich bin eine erwachsene Frau, ich kann selbst entscheiden, mit wem ich schlafe. Du brauchst dir deswegen keine Gedanken zu machen und erst recht kein schlechtes Gewissen meinem Vater gegenüber zu haben.“
Er suchte nach den richtigen Worten, schien aber alles nur noch schlimmer zu machen. „Du bist meine Wolfsängerin. Und es ist seit jeher ein ungeschriebenes Gesetz, dass die einzige Beziehung zwischen Wolfsänger und Werwolf eine professionelle ist.“
Sie stützte die Hände auf ihre Hüften und sah ihn trotzig an. „Das hättest du dir ein wenig früher überlegen können. Du warst derjenige, von dem die Initiative ausging.“
„Ich weiß. Es ist meine Schuld, nicht deine.“ Sie schüttelte verständnislos den Kopf und setzte zu einer weiteren Runde durch den Raum an. Er versuchte noch einmal es ihr zu erklären. „Ich bin kein Mensch. Ich bin ein Werwolf. Lykandras Fluch lastet auf mir. Ich lebe für meine Aufgabe, es bleibt kaum Zeit für andere Dinge.“
„Für mich klingst du wie mein Ex. Als er eine Bettgespielin brauchte, war ich gut genug für ihn.
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