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Lykandras Krieger 1 - Wolfsängerin (German Edition)

Lykandras Krieger 1 - Wolfsängerin (German Edition)

Titel: Lykandras Krieger 1 - Wolfsängerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Dirks
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hatte den gestrigen Abend entgegen ihrer Gewohnheit nicht vor dem Computer oder mit einem Buch verbracht, sondern darüber nachgedacht, ob sie seiner Bitte nach einem baldigen Treffen nachkommen sollte oder nicht. Sie war noch immer unschlüssig. In Gedanken ging sie noch einmal den Inhalt des Briefs durch.
    ‚Liebe Joselin, du wirst sicher überrascht sein, diese Zeilen lesen und nicht wissen, wer der Mann ist, der sie dir sendet. Daher will ich mich kur vorstellen. Ich weiß, das alles kommt überraschend für dich, doch es bleibt nicht die Zeit für lange Erklärungen. Mein Name ist Phillip Tremonde. Ich bin dein leiblicher Vater. Mir ist bewusst, dass ich viele Fehler gemacht habe, doch nun bin ich am Ende meines Lebens angekommen und verspüre den Wunsch, die Fehler wieder gut machen. Ich möchte dich treffen. Bitte rufe mich an, meine Nummer lautet
... ’,
    So, oder so ähnlich, hatte er sich ausgedrückt. Wie selbstverständlich alles für ihn schien. ‚Triff mich, ich will meinen Fehler wieder gut machen’. Sollte sie es ihm tatsächlich so einfach machen? Aber wenn er nun sterbenskrank war, wie er es andeutete, so war das vielleicht die letzte Möglichkeit ihn zu treffen und mehr über ihre Wurzeln zu erfahren.
    „Machen Sie für heute Feierabend, Joli. Karla wird sicher gleich kommen“, sagte Doktor Mark und legte fürsorglich die Hand auf ihre Schulter.
    Joli nickte dankbar. Sie ging in die Umkleide, zog sich den blauen Tierarztoverall aus, schlüpfte in ihre Alltagskleidung und verließ die Praxis, um sich in ihr Lieblingscafé zu setzen. Es war bereits Nachmittag und das
Expresso
war rappelvoll. Nirgends sonst gab es so viele interessante Kakaovariationen. Sie setzte sich unter einen Sonnenschirm auf den letzten, freien Stuhl und bestellte eine heiße Schokolade mit Chili. Dann griff sie in ihre Handtasche und zog das Handy sowie den zerknitterten Brief ihres Vaters hervor. Sie strich das Papier glatt, welches sie nicht in den Umschlag zurückgetan, sondern unachtsam in die Tasche gestopft hatte, und las noch einmal sein Schreiben. Was sollte sie nur tun? Sie war so unendlich neugierig auf diesen Mann.
    Sie überlegte ob es ihren Adoptiveltern recht sein würde, wenn sie Herrn Tremonde ohne vorherige Absprache mit ihnen traf. Sie waren sehr verständnisvoll und hatten sie dazu erzogen, eigene Entscheidungen zu treffen. Sein Name klang französisch. Ein weiterer Punkt, der sie neugierig machte. Es musste sich um eine offene Adoption gehandelt haben. Anders war nicht zu erklären, dass Herr Tremonde ihre Adresse kannte. Wahrscheinlich waren es sogar ihre Adoptiveltern gewesen, die sie ihm gegeben hatten. Folglich würden sie sicher nichts gegen den Kontaktversuch einzuwenden haben.
    „Ihre Schokolade“, sagte der Kellner und stellte die Tasse samt Untersetzer auf den roten, runden Plastiktisch.
    Sie legte das Handy auf ihren Schoss und rührte mit dem Löffel das schaumige Getränk um. Manchmal musste man etwas riskieren. Wenn sie die Chance auf ein Treffen nicht nutzte, würde sie es später vielleicht bereuen. Was hatte sie zu verlieren? Sollte er sich als Stinkstiefel entpuppen, konnte sie immer noch gehen. Sie griff erneut nach ihrem Handy und gab die Telefonnummer ein, die er in ordentlicher Handschrift aufgeschrieben hatte. Zumindest war der Brief nicht mit der Maschine getippt, stellte sie beiläufig fest. Ein kleines Detail, das seinem Schreiben eine persönliche Note gab. Sie hielt das Handy ans Ohr und lauschte dem Freizeichen, das nur vom starken Pochen ihres Herzens übertönt wurde. Ihre Kehle fühlte sich schmerzhaft trocken an und das Schlucken fiel ihr schwer. Nur die Ruhe, er wollte etwas von ihr, nicht umgekehrt.
    „Sie sind mit dem Anschluss von Remierre de Sagrais verbunden“, erklang eine alte, doch erhaben klingende Stimme.
    Joli drückte vor Schreck auf den roten Knopf, der die Verbindung trennte. Sie hatte den seltsamen, französischen Namen kaum verstanden, doch sie war sicher, der Mann hatte sich nicht als Phillip Tremonde vorgestellt. In ihrer Aufregung hatte sie mit Sicherheit die falsche Nummer gewählt. Sie schob die Brille ihren Nasenrücken hinauf und räusperte sich. Irritiert sah sie auf ihr Display und verglich die Zahlen mit jenen, die auf dem Marienkäferdruck standen. Alles war korrekt. Verunsichert klickte sie auf die Wahlwiederholung.
    „Sie sind mit dem Anschluss von Remierre de Sagrais verbunden.“ Die Stimme klang genauso wie das Mal zuvor. Als käme

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