Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lykandras Krieger 1 - Wolfsängerin (German Edition)

Lykandras Krieger 1 - Wolfsängerin (German Edition)

Titel: Lykandras Krieger 1 - Wolfsängerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Dirks
Vom Netzwerk:
der Frau eine Verbündete gefunden, mit deren Hilfe es ihr gelingen konnte zu fliehen „Ich glaube Ihnen“, sagte Joli.
    Das Lächeln der Frau wurde größer. „Ich bin Elli“, flüsterte sie verschwörerisch, als würde sie mit der Offenbarung ihres Namens ein bedeutendes Geheimnis preisgeben.
    „Freut mich. Joli.“
    Als Joli merkte, dass Frau Glanz interessiert zu ihnen hinübersah, beschloss sie, sich wieder auf ihr Bild zu konzentrieren. Besser gesagt auf das weiße Papier, das sie noch nicht bemalt hatte. Rote Farbe tropfte von ihrem Pinsel auf die Tischplatte.
    „Ist alles in Ordnung, Frau Balbuk?“, fragte die Ergotherapeutin.
    „Alles bestens. Ich überlege nur, ob ich Karla im Profil oder von vorne male.“
    „Ein Profil macht sich immer gut.“ Mit diesen Worten drehte sich Frau Glanz wieder um und lief zu einem Schrank, um weitere Tuschkästen herauszunehmen und auf den verbliebenen Tischen zu verteilen.
    „Kannst du Gabriel irgendwie kontaktieren?“, flüsterte Joli und malte einen Kreis, der Karlas Gesicht darstellen sollte. Es würde doch eine Vorderansicht werden.
    „Ja, sicher kann ich das“, sagte Elli in normaler Lautstärke.
    „Ich glaube es ist besser, wir besprechen das leise.“ Warnend legte Joli den Zeigefinger auf die Lippen und blickte zur Ergotherapeutin.
    „Entschuldige.“
    „Schon gut. Also, wie kannst du ihn kontaktieren?“
    „Er hat sich als Wolf getarnt und wartet hinter der großen Eiche auf mich. Nachher, wenn wir bei der Bewegungsgruppe sind, stelle ich ihn dir vor, wenn du willst.“
    „Das wäre großartig, Elli, einfach großartig.“ Joli drückte voller Hoffnung Ellis dürren Unterarm.
    „Wir müssen uns beeilen, wenn es soweit ist. Ich hoffe, du bist schnell?“
    Joli schluckte. Schnell war nicht gerade ein Adjektiv, das sie benutzt hätte, um sich zu beschreiben. „Was hast du denn vor? Du willst hoffentlich keinen neuen Langstreckenrekord aufstellen?“
    „Das sicher nicht. Aber einen Kurzstreckenrekord.“ Sie widmete sich nun ihrem Gemälde und Joli beschloss, nicht weiter zu fragen.
    Nach der Ergotherapie wurden die Patienten in ihre Zimmer zurückgebracht, wo ihnen die Pflegerinnen das Mittagessen brachten. Schwester Ivonne betrat ihren Raum mit zügigen Schritten. „Ihr Mittagessen“, sagte sie schroff.
    Weil Joli sich an die Worte von Frau Glanz erinnerte, setzte sie ein besonders freundliches Lächeln auf und sagte in ihrem herzlichsten Ton: „Ganz lieben Dank, Schwester Ivonne. Was gibt es denn?“ Vielleicht gelang es ihr, die Schwester für sich zu erwärmen. Wenn sie es geschickt anstellte, konnte sie ihr möglicherweise bei ihrer Flucht nützlich werden.
    Schwester Ivonne, die schon wieder an der Tür stand, drehte sich noch einmal zu ihr um und erklärte mit abgehackter Stimme: „Tofuwürfel und Gemüse mit asiatischem Reis.“ Dann ging sie ohne ein weiteres Wort zu verlieren.
    Das klang verlockend. Die Realität sah wie so oft anders aus. Joli stieg aus ihrem Bett, setzte sich an den Tisch vor ihrem vergitterten Fenster und starrte auf eine winzige Gemüseportion und einen dafür umso gigantischer wirkenden, trockenen Klebereisberg. Die Tofuwürfel entdeckte sie nirgends. Sie griff nach der Gabel und probierte vorsichtig. Dass asiatischer Klebereis klebrig war, war bei dem Namen zu erwarten gewesen. Diese Sorte war jedoch so klebrig, dass man ihn nicht einmal hinunterschlucken konnte. Das Essen war ungenießbar.
    Wenn alles gut lief, konnte sie Remierre bald informieren und dann war es nur noch eine Frage der Zeit, bis sie aus diesem Irrenhaus heraus war. Sie fieberte der Bewegungsgruppe entgegen, weil sich hier die Möglichkeit ergeben würde, Ellis Werwolf zu kontaktieren, und atmete auf, als endlich eine sportliche Frau mit hohem Pferdeschwanz und frechem, modernem Pony hinein kam.
    „Hallo, ich bin Patricia, die Bewegungstherapeutin. Sie sind also die neue Patientin“, sagte sie ohne Umschweife und musterte Jolis blauen Bademantel. „In dem Aufzug wollen Sie doch hoffentlich nicht an der Bewegungsgruppe teilnehmen?“
    Joli schüttelte den Kopf. „Ich habe keine Ahnung, wo meine Kleidung ist.“
    „Na, das macht nichts. Ich bin gleich wieder da.“ Zwei Minuten später kehrte die Bewegungstherapeutin zurück und reichte Joli ein T-Shirt und eine weiße Stoffhose, die mindestens zwei Nummern zu groß war. „Schlüpfen Sie da mal rein.“
    Joli nickte und drehte sich um, um erst den Bademantel abzustreifen und dann die

Weitere Kostenlose Bücher