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Lykandras Krieger 1 - Wolfsängerin (German Edition)

Lykandras Krieger 1 - Wolfsängerin (German Edition)

Titel: Lykandras Krieger 1 - Wolfsängerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Dirks
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Schleife an ihrem Rücken zu lösen. Das Nachthemd fiel zu Boden. Langsam stieg sie in die Hose und zog sie bis zu ihrem Bauch. Die Länge war perfekt. Lediglich die Weite machte Probleme.
    „Leider war das die kleinste Größe, die noch im Lager war“, hörte sie Patricia sagen, während sie sich das T-Shirt über den Kopf zog.
    „Geht schon.“
    „Es ist nicht der letzte Schrei, aber für unsere Zwecke reicht es. Ich hoffe, Sie haben genügend Elan mitgebracht?“
    Joli schwante Schreckliches. Dennoch nickte sie, denn sie wollte ab jetzt nicht mehr anecken. Je kooperativer und einsichtiger sie sich zeigte, desto schneller hielt sie sicherlich ihre Entlassungspapiere in der Hand.
    „Dann folgen Sie mir. Die anderen warten bereits.“
    Gemeinsam liefen sie durch den schier endlosen, kahlen Flur. Joli rechnete fest damit, dass die Bewegungsgruppe an der frischen Luft stattfand, immerhin hatte Elli eine große Eiche erwähnt und das konnte nur bedeuten, dass sich die Gruppe außerhalb des Hauses traf. Sie war umso überraschter, als Patricia vor einer Tür mit der Aufschrift ‚Bewegungsraum’ stehen blieb und diese aufschloss.
    „Tritt ein, bring Glück herein“, sagte die Therapeutin und machte eine einladende Handbewegung.
    Irritiert tat Joli, was man von ihr verlangte. Im Gegensatz zu den meisten Räumen in der Klinik, die Joli bislang gesehen hatte, war dieser mit einem weichen, blauen Teppich ausgelegt. In der hinteren Ecke lagen ein paar grüne Matten. Weit und breit entdeckte sie keine Sportgeräte.
    „Hier ziehen wir normalerweise unsere Schuhe aus, Joli, damit wir den schönen Teppich nicht strapazieren“, sagte Patricia in einer Art, als spräche sie mit einem Kind.
    Vorbildlich zog die Therapeutin ihre Turnschuhe aus und stellte sie an den Rand. Joli blickte zu den anderen Patienten, die in der Mitte des Raumes im Kreis saßen. Die meisten barfüßig, einige wenige hatten ihre Socken anbehalten.
    „Joli! Komm zu mir, komm zu mir!“ Elli sprang auf und winkte ihr aufgeregt zu.
    „Sie haben schon eine Freundin gefunden, dass ist aber schön.“ Patricias warmes Lächeln bewirkte das Gegenteil von dem, was sie beabsichtigte, denn es ging Joli gehörig auf die Nerven.
    „Setz dich zu mir!“, rief Elli und hüpfte aufgeregt auf und ab.
    „Ich bin ja schon auf dem Weg.“ Joli schlüpfte aus ihren Schuhen. Seufzend stapfte sie zu Elli, setzte sich neben sie und flüsterte: „Unser Plan scheint gründlich in die Hose gegangen zu sein.“
    „Wie kommst du denn darauf?“
    „Ich dachte, dein Freund wartet an der großen Eiche auf dich?“
    „Ja.“ Elli kicherte. „Das tut er.“
    „Siehst du, das ist das Problem. Wir sind eingesperrt und können gar nicht zur großen Eiche gehen.“ Selbst im Bewegungsraum waren die Fenster vergittert. Man fühlte sich in dieser Klinik, als säße man im Gefängnis. Jagdschlossatmosphäre? Fehlanzeige.
    „Ich gebe ihm ein Handzeichen. Du wirst schon sehen.“
    Joli hob zweifelnd eine Augenbraue. Es würde viel zu sehr auffallen, wenn Elli ihrem Freund durch ein vergittertes Fenster hindurch Handzeichen gab. Ganz zu schweigen davon, dass es fraglich war, ob er ihre Zeichen überhaupt verstand.
    „Wir wärmen uns nun auf, meine Lieben. Stehen Sie auf und gehen Sie langsam im Kreis. Ganz gemütlich, als würden Sie spazieren.“
    Joli hatte etwas erwartet, dass mehr Ausdauer forderte. Aber hier konnte sie mithalten.
    „Na los, hopp, hopp, meine Damen und Herren. Wir wollen etwas für unsere Körper tun. Und nichts ist besser, als genügend Bewegung. Das trainiert die Muskeln und die Kondition.“
    „Wenn wir am Fenster vorbei laufen, halten wir an“, flüsterte Elli.
    „Und dann?“
    „Dann zeige ich dir Gabriel.“
    Joli nickte verunsichert und erhob sich, um ihre Runden zu drehen. Der Mann vor ihr bewegte sich derart langsam, dass sie Mühe hatte, ihre aufkeimende Aggression zu unterdrücken. Dabei war es nicht einmal seine Schuld. Patricia gab das Tempo vor.
    „Während wir langsam gehen, strecken wir die Arme in die Höhe! So hoch wir können. Versuchen Sie nach der Decke zu greifen. Gehen Sie auf die Zehnspitzen. Machen Sie sich ganz groß. Und noch größer.“
    „Jetzt!“, rief Elli und zwickte Joli in den Oberarm. In einem Anflug von Wahnsinn rannte Joli ihr nach.
    „Da ist er! Da ist er, kannst du ihn sehen?“, rief Elli, vor Aufregung war sie völlig außer sich. Sie drückte die Kuppe ihres Zeigefingers energisch gegen die

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