Lykandras Krieger 2 - Blutsklavin (German Edition)
Artemis gefangen wurde, um sie so vor Baal zu schützen.
Noch einmal tauchte das totenbleiche Gesicht Pyrs vor ihrem geistigen Auge auf. Ihre starren Augen schienen sie direkt anzublicken und ihr grausames Lachen hallte in ihren Ohren wider.
Plötzlich traf es Theresa wie ein Schlag und sie wusste, was ihre Vision zu bedeuten hatte. Alles fügte sich zusammen wie bei einem Puzzle. Wenn die Geschichte von Ivari wirklich stimmte, wenn es einem Verstorbenen tatsächlich gelungen war mit Hilfe der Fackel in das Reich der Lebenden zurückzukehren, dann gelang es den Vampiren vielleicht auch Pyr zurückzuholen.
Deswegen hatten sie Broody in einen Vampir verwandelt. Er besaß, was sie für die Umsetzung ihres Planes brauchten.
Bei dem Gedanken an die schrecklichen Bilder kroch tiefes Unbehagen wie Eiseskälte ihre Füße hinauf. Ihr Magen krampfte sich zusammen und ihr wurde übel. Die Luft war plötzlich so stickig, sie konnte nicht mehr richtig durchatmen und schnappte hektisch nach Luft. Jetzt nur nicht hysterisch werden!
Sie kroch aus dem Bett und ihr Blutdruck sank abrupt in den Keller, so dass ihr schwindelte. Mit einer Hand hielt sie sich am Nachtschränkchen fest, die andere presste sie auf ihren Bauch. Verzweifelt versuchte sie, tief durchzuatmen. Nachdem sich ihr Kreislauf stabiler anfühlte, wankte sie zum Fenster und öffnete es. Frische Luft drang ein. Ah, wie gut das tat. Sie blickte zu den dunklen Wolken, die sich verhängnisvoll über den Himmel schoben, als wären sie bereits die Vorboten dieser düsteren Zukunft.
Was sollte sie tun? Sollte sie die Menschen warnen? An wen, außer an Aurora, konnte sie sich wenden? Bei der Polizei würde man sie auslachen. Kein Mensch würde ihr Glauben schenken. Ihre Freundin Aurora war die Einzige, die von der Existenz der Vampire wusste.
Sie hörte draußen einige junge Leute, die offenbar noch um die Häuser zogen und unbeschwert lachten. Die ahnten nichts von dem, was ihnen bald blühte.
Die Übelkeit kam zurück, aber dieses Mal konnte Theresa sie unterdrücken. Wenn sie es genau betrachtete, waren ihr die meisten Menschen im Laufe der Zeit gleichgültig geworden. Sie hatten in Theresa nie jemand Gleichwertiges gesehen. Wie viel Verachtung ihr wegen ihrer Andersartigkeit entgegengeschlagen war. Keiner hatte sich je gefragt, warum sie war, wie sie war. Es war ihnen egal. In dieser Welt dachte jeder nur an sich. Und für einen kurzen Moment fragte sie sich, ob die Welt eine Herrschaft von Königin Pyr nicht verdient hätte. Aber dann dachte sie wieder an ihre kleine Schwester. Sie hatte immer zu ihr gehalten und nichts an ihrem Wesen deutete darauf hin, dass sie genauso war, wie die meisten anderen. Ebenso hatten ihre WG Freundin und auch Aurora ihr gegenüber immer nur Freundschaft und Freundlichkeit gezeigt. Und nicht zuletzt war da noch der freundliche Mann aus dem Einkaufszentrum, der ihr ganz uneigennützig aus der Klemme geholfen und ein kleines Vermögen für ein Kleid ausgegeben hatte. Es ihr geschenkt hatte. Nein, so schwarz wie ihr die Welt auch vorkam, es gab noch immer Menschen, die ihr etwas bedeuteten. Diese kannten wiederum Menschen die ihnen etwas bedeuteten. Nur weil ihr oft Kränkungen und Unverständlichkeit das Leben schwer gemacht hatten, wollte sie nicht, dass diesen wenigen Besonderen Leid widerfuhr. Genauso wenig wie den vielen Unschuldigen, die weder ihr noch anderen je etwas zuleide getan hatten. Aber auch sie würden Opfer der Vampire werden.
Es war an der Zeit, dass sie sich aus ihrer Opferrolle und dem ständigen Drehen um sich selbst herauszog.
Correys Euphorie war gedrosselt, nachdem er fast den ganzen Nachmittag vergeblich im Café auf die Wolfsängerin gewartet hatte.
Ihm wurde klar, dass er womöglich seine einzige Chance auf Rehabilitierung verspielt hatte. Während er in seinem Bett lag und das Wolfsauge in den Händen hielt, ließ er die Begegnung mit der jungen Frau Revue passieren. Sie hatte nicht den Eindruck auf ihn gemacht, sie würde seine freundliche Hilfsbereitschaft ausnutzen und ihn versetzen wollen. So viel Menschenkenntnis traute er sich zu. Vielleicht war ihr etwas dazwischen gekommen, das keinen Aufschub duldete. Es konnte viele Gründe geben. Wie sollte er sie jetzt ausfindig machen? Er hatte weder einen Namen, noch eine Telefonnummer oder Adresse, um sie zu kontaktieren. Vielleicht würden ihre empathischen Fähigkeiten sie noch einmal zusammenführen, so Lykandra wollte. Jede Wolfsängerin wurde mit
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