Lykandras Krieger 2 - Blutsklavin (German Edition)
gewesen und würde immer so sein. Aber Theresa war selbst für eine Sterbliche auffällig fragil. Wie konnten diese Kreaturen Pyrs nur so mit etwas Wertvollem umgehen? Ihre ganze Gestalt, ihre Haut, ihre Seele, es schien ihm fast als wäre sie aus Porzellan. Eine falsche Bewegung und sie würde zerbrechen.
„Mir geht es gut“, sagte sie und klang zuversichtlich, was ihn erleichterte. „Und wie geht es dir?“ Sie kam näher und hakte sich bei ihm unter. Die Berührung wärmte sein Herz.
Er wusste, dass sie auf Keiths Todestag anspielte. Der 29. September. Merkwürdigerweise ging es ihm besser, als er erwartet hatte. Die Jahre zuvor hatte er sich zurückgezogen, seinen düsteren Gedanken nachgehangen und alles getan, um sich an seine Schuld zu erinnern, um zu büßen. Doch heute war das anders. Er war froh, dass sie bei ihm war. Ihre Gegenwart tröstete ihn. Auch die Tatsache, dass sie ihn mit keinem Wort schuldig gesprochen hatte. Sie war der festen Ansicht, dass er keine Schuld an dem Unglück trug. Sie war so ganz anders als Killian, der ihm immer wieder Vorwürfe gemacht hatte. Jahrzehnte lang, Jahrhunderte lang. Correy wusste, dass Killian ihn geliebt hatte, dennoch hatte er ihm nie verziehen. Sein einziger Freund war Remierre gewesen. Damals, als sie Remierre de Sagrais als Neuling in ihr Rudel aufgenommen hatten, war es das erste Mal, dass dieser unter Seinesgleichen lebte. Es fehlte ihm nicht nur an Erfahrung, er war auch noch sehr wild und aggressiv, wie die meisten jungen Werwölfe.
Correy hatte in Remierre sich selbst gesehen, denn auch Killian und er hatten zu Beginn nicht gewusst, was es mit ihrem Fluch auf sich hatte. Ihre Eltern hatten keine Gelegenheit gehabt, sie aufzuklären. Nur durch eigenständige Recherchen waren sie nach und nach hinter das Geheimnis gekommen. Sie hatten Anschluss an ein kleines Rudel gefunden, in dem sie unterwiesen worden waren. Einige Jahrzehnte waren sie dort geblieben, bis Killian sich von ihnen mit dem Vorhaben losgesagt hatte, ein eigenes Rudel zu gründen. Damals hatten sie sich noch Blacksmith geschrieben. Killian war auf die Idee gekommen, ihren Namen in Blackdoom zu ändern. Doom stand für Untergang oder Jüngstes Gericht. Black spielte auf die Fellfarbe seines Bruders an. Im Gegensatz zu Correy verwandelte sich dieser in einen schwarzen Wolf, die unter den Werwölfen selten waren.
Der Name sollte Programm werden. Killian war fest entschlossen jeden verfluchten Vampir auf der Welt zu jagen und zur Strecke zu bringen. Und es gelang ihm, mithilfe seiner damaligen Wolfsängerin, ebensolche Werwölfe um sich zu scharen, die nur dieses eine Ziel verfolgten. Sie alle waren von Zorn und Hass zerfressen und kannten kein Mitleid. Die Menschen waren ihnen gleichgültig. Doch Killian verachtete sie geradezu. Schnell machten Gerüchte innerhalb des Rudels die Runde, es wären Menschen gewesen, die Killian übel mitgespielt hatten. Die Werwölfe ahnten nicht, wie nah sie an der Wahrheit waren. Nur dass es Keith war, der unter ihren Händen gestorben war. Correy war Killian dankbar, dass er sein Geheimnis bewahrte.
Dennoch fühlte er sich unter den Werwölfen zusehends unwohler. Er war ruhiger als sie und konnte sich gegen seinen Bruder nur schwer durchsetzen. In Remierre hoffte er, einen Gleichgesinnten gefunden zu haben. Aber Killian traute es ihm nicht zu, den Neuling zu unterweisen. Also nahm er sich seiner selbst an. Zumal er ebenfalls ein schwarzer Wolf war und Killian sich mit ihm mehr verbunden fühlte als mit seinem eigenen Bruder. Natürlich hatte Remierre irgendwann gefragt, warum der Leitwolf Correy als seinen Lehrmeister nicht akzeptiert hatte und Killian war ihm die Antwort nicht schuldig geblieben.
„Er ist kein Anführer und trifft die falschen Entscheidungen.“
Diese Worte hatten Correy gekränkt, ihn aber nicht wirklich überrascht. Genau das hatte Killian ihn all die Zeit über spüren lassen. Trotz beginnender Aversionen war Correy dem Rudel treu geblieben. Vielleicht war er damals noch kein Anführer wie Killian gewesen, aber er war loyal. Und das war seine Stärke. Heute Nacht würde er endlich die Gelegenheit bekommen, sich vor Lykandra zu beweisen. Er würde zeigen, dass er ebenfalls ein Leitwolf war.
„Die Familie ist dir wohl sehr wichtig?“, rissen ihn Theresas Worte in die Gegenwart zurück.
„Nicht mehr.“
Killian hatte ihn verlassen. Nachdem das Rudel von den Vampiren überfallen und viele Werwölfe und Wolfsänger getötet worden
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