Lykos (German Edition)
begrüßte Holger Lirsch sie beide und berichtete kurz den bisherigen Stand der Dinge: „Das Opfer heißt Margot Weber, 52 Jahre alt, verheiratet und wohnhaft in der Julius-Leber-Straße oben in Fredenberg“, begann er und nickte mit den Kopf in die angegebene Richtung. „Wir haben ihren Mann bereits aufgesucht und lassen ihn derzeit psychologisch betreuen. Die Frau war gegen vier Uhr auf dem Weg zur Arbeit und muss aus irgend einem Grund hier angehalten und ausgestiegen sein. Vermutlich war die Ampel rot und der Täter hat sie aus dem Wagen herausgezerrt oder mit irgendwas gelockt.“ Lirsch ging mit Peter Straub und Angela Damm um den Golf herum und zeigte ihnen die Leiche.
Die beiden Beamten atmeten bei dem Anblick tief durch und wussten sofort, sie es nach dem Leichenfund des vergangenen Monats nun mit einem weiteren Fall des gleichen Musters zu tun hatten.
„Die Serie“, bemerkte Angela Damm dumpf.
„Ja, die Serie“, nickte ihr Kollege und trat näher an den Leichnam heran. Das Opfer lag auf dem Bauch, wobei der Kopf unnatürlich zur Seite gedreht worden war und man der Frau offensichtlich die Kehle zerfetzt hatte. Die Wunde deutete auf sehr große Gewalteinwirkung hin und selbst Peter Straub musste bei dem Anblick schlucken. Große Teile der Rückenhaut waren ebenfalls blutig gerissen worden, zudem lag der rechte Unterschenkel abgetrennt etwa einen Meter neben der Leiche. Sowohl der abgetrennte Stumpf, als auch der übrige Körper der Toten wiesen Bissspuren auf, die gerade vermessen und fotografiert wurden.
„Wo arbeitete sie?“, fragte der Oberkommissar seinen Kollegen Lirsch.
„In der Anwaltskanzlei von Breuer und Kant in der Chemnitzer Straße“, antwortete der Gefragte, nachdem er in seine Notizen gesehen hatte. „Sie putzte dort mehrmals in der Woche.“
Straub nickte wortlos und wandte sich dem Wagen des Opfers zu. Die beiden Beulen auf der Motorhaube fielen ihm auf und er fragte danach.
„Scheinen frisch zu sein. Der Lack ist abgeplatzt aber es ist noch kein Rost zu sehen. Vielleicht hat der Täter das Opfer zum Aussteigen provoziert, in dem er die beiden Dellen hineinschlug“, vermutete Lirsch, während er sich die Beschädigungen an dem Fahrzeug näher betrachtete.
„Muss sehr kräftig gewesen sein. Ich als Frau würde da nicht aussteigen, wenn mir so ein Kerl die Motorhaube zerbeult“, bemerkte Straub kritisch.
„Karate-Angela schon, was?“, erwiderte Lirsch scherzend und blickte die Kollegin lachend an.
Sie antwortete mit einem schiefen Grinsen, wurde dann jedoch wieder ernst. „Peter hat recht“, sagte sie. „Der Typ hat sich vielleicht erst entfernt und ist dann zurückgekommen, als sie sich aus dem Auto getraut hat.“
Im selben Moment kam einer der Kollegen von der Spurensicherung mit einem Handy, das er in dem Umkreis, welcher standardmäßig abgesucht wurde, gefunden hatte. „Die letzte gewählte Nummer ist der Notruf 110“, sagte der Mann und hielt den drei Beamten das Gerät hin.
„Dann bitte untersuchen, wann der Anruf eingegangen ist“, bat Straub und Holger Lirsch notierte sich das. „Damit ist klar, sie sich bewusst in einer Notsituation befunden hat. Aber offensichtlich hat sie hier draußen telefoniert. Ich schätze, Angela mit ihrer Vermutung richtig liegt und die Frau sich für den Moment sicher gefühlt hat und deshalb ausstieg. Der Täter ist zurückgekehrt und hat sie ganz offensichtlich von hinten angefallen. Also muss er sie beobachtet haben, um eine günstige Gelegenheit zu finden. Lass noch mal einen größeren Radius absuchen, Holger.“
„OK“, nickte Lirsch und gab seinen Kollegen der Spurensicherung entsprechende Anweisungen. Während sich die Beamten nochmals ans Werk machten, kam ein Funkspruch für Lirsch herein, der die Polizisten regelrecht aufschreckte. Im Standpark war eine weitere Leiche gefunden worden, die ähnlich schwere Verletzungen aufwies, wie es in der Nachricht hieß.
So schnell wie möglich eilten Straub und Damm in ihren Wagen und fuhren den neuerlichen Tatort an. „Bereite alles für eine Soko vor“, rief Peter Staub seinem Kollegen Holger Lirsch durch das offene Wagenfenster noch zu, während Angela Damm mit quietschenden Reifen losfuhr.
Fünf Minuten später befanden sie sich im Stadtpark und betrachteten die männliche Leiche, die von einer Gruppe Schüler gefunden worden war. Der etwa siebzig Jahre alte Mann – sein Ausweis lautete auf den Namen Gerhard Lugmann - war ähnlich zugerichtet, wie die
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