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Lykos (German Edition)

Lykos (German Edition)

Titel: Lykos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Björn Harmening
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silbernen Tischen und den OP-Leuchten darüber war für Leuschenberger nicht neu. Auch der untersuchende Pathologe, Dr. Brecht, war ihm bereits bekannt. Die beiden Opfer wurden nacheinander untersucht, wobei vor allem die Bisswunden von dem Tierarzt begutachtet werden sollten.
Dr. Brecht befreite den ersten Leichnam von dem grünen Tuch, das ihn bedeckte und legte den stark verwundeten Körper frei. Leuschenberger atmete tief durch und schüttelte den Kopf. „Mein Gott, wer macht so etwas?“, murmelte er. Der alte Mann auf dem Tisch besaß praktisch am gesamten Körper mittlere bis schwere Wunden, die allein für sich schon tödlich gewesen waren. Der Bauchbereich war regelrecht ausgeweidet. Alle wichtigen Organe wie Nieren, Galle, Darm und Leber waren herausgerissen oder fehlten sogar gänzlich. Die Extremitäten waren durch tiefe Schnitte gezeichnet und die Kehle des Opfers sah aus, wie herausgebissen. Vor allem die vielen halbkreisförmigen Wunden mit deutlichen Zahnabdrücken waren es, die Leuschenberger betrachten sollte. Die zerfetzte Kehle war die deutlichste Spur dabei. Der Durchmesser der Wunde maß in der Länge dabei über dreizehn Zentimeter, wie der Veterinär feststellte – zu groß für einen Menschen mit normalem Kiefer und Gebiss. Zudem war die Breite der Bissstelle dafür wiederum zu schmal. „Die Zahnstruktur deutet auf lange Reißzähne, nicht auf Mahlzähne hin“, gab er bei seiner Betrachtung in das Diktiergerät zu Protokoll. Seine anfängliche Skepsis war wie fortgeblasen – diese Wunden hatte auf jeden Fall ein Raubtier verursacht, kein Mensch. „Aber es muss ein sehr großes Raubtier sein. Ein Hund oder Wolf kommt dabei nicht in Frage. Von der Größe her würde ich das eher einem Bären zuschreiben, aber wo sollte der herkommen? Ich stehe wirklich vor einem Rätsel“, bemerkte er.
„Ein sehr großer Hund, etwa eine Dogge oder ähnliches kommt nicht in Frage?“, wollte Dr. Brecht, der Pathologe wissen.
„Nein, nein ... das passt überhaupt nicht in das Muster. Selbst ein aggressiver oder verhaltensgestörter Hund würde so etwas nicht machen. Er würde es überhaupt nicht schaffen, derartige Wunden zu schlagen“, erwiderte Leuschenberger.
„Ich erwähnte das auch nur im Zusammenhang mit dem ersten Fall vergangenen Monat. Dort haben wir bekanntlich Fellreste eines Wolfes gefunden, wie sie mir ja bestätigt hatten.“
„Ja, aber ein Wolf kommt für diese Tat überhaupt nicht in Frage. Er ist weder von seiner Wesensart, noch physisch überhaupt dazu in der Lage, so etwas zu tun. Obwohl er ein weitaus kräftigeres Gebiß als jeder Hund hat. Aber derartige Wunden? Nein, dazu müsste schon ein ganzes Rudel hungriger Tiere hier durch die Stadt streichen. Ziemlich unwahrscheinlich, nicht wahr? Mich würde jetzt allerdings brennend interessieren, wie das erste Opfer ausgesehen hat“, bemerkte der Tiermediziner.
„Mit dem Leichnam kann ich natürlich nicht mehr dienen, da er für die Bestattung freigegeben wurde. Aber ich habe selbstverständlich Bilder, die ich ihnen holen lassen kann, wenn sie wollen.“
„Ja, das wäre nett.“
Dr. Brecht bat einen Assistenten darum, die Bilder des ersten Opfers zu holen. Währenddessen wurde die Leiche von Margot Weber herangeschoben und auf einen benachbarten Untersuchungstisch gelegt. Auch hier deckte der Pathologe das grüne OP-Tuch ab und ließ den Blick auf die nicht minder furchtbar zugerichtete Frau zu. Das Opfer lag diesmal jedoch auf dem Bauch, da die meisten Wunden am Rücken und den hinteren Oberschenkeln zu finden waren. Bezeichnend war jedoch auch hier wieder die herausgebissene Kehle, für die der Täter sogar den Kopf des Opfers verdreht hatte; offensichtlich in der Absicht, genau dort heranzukommen und den Biss zu vollziehen.
„Würden sie bestätigen,  der Biss in die Kehle vor den anderen Verwundungen stattgefunden hat?“, fragte Leuschenberger.
„Angesichts des massiven Blutverlustes in diesem Bereich, bedingt durch das zu dem Zeitpunkt noch schlagende Herz, nehme ich das an, ja“, antwortete der Pathologe.
„Hm ...“, brummte der Tierexperte und knetete nachdenklich sein Kinn, während er die zweite Leiche genauer betrachtete. Plötzlich fiel sein Blick auf ein Objekt in der Halswunde der Frau, das dort nicht hinzugehören schien. Er bat Dr. Brecht darum, es dort herauszuholen. Ein kleines helles, undefinierbares Stück ragte aus dem zerfetzten Fleisch.
„Objekt im Bereich HWS, dritter Wirbel, dorsal beim

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