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Lykos (German Edition)

Lykos (German Edition)

Titel: Lykos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Björn Harmening
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dieses Zahnes angeht?“
„Ja, ich für meinen Teil absolut!“
„Und die Größe des Tieres muss demnach ebenfalls mehr als ungewöhnlich sein?“
„Ja!“
„Aber woher soll ein derartiges Tier denn kommen? Und wohin verschwindet es in einer Stadt, ohne jemals entdeckt zu werden, obwohl es doch auffällig sein muss?“
„Gehen sie bitte nicht davon aus,  das Tier der alleinige Täter ist“, warf der Veterinär ein. „Irgend jemand führt es und lässt es dann auf die Opfer los. Vielleicht ist es ein krankes oder mutiertes Tier, möglicherweise aus einem Zirkus, der hier in der Nähe gastiert. Ich kann es leider auch nicht sagen. Ich bin wie gesagt ebenso ratlos wie sie. Aber meine Ergebnisse lassen keinen Zweifel zu.“
Straub ging an den Flipchart und schrieb das Wort „Zirkus“ auf das Papier. Dann umkreiste er das Wort und sagte dann: „Gut, gehen wir ruhig einmal davon aus,  ihre zugegeben immer noch sehr ungewöhnliche Theorie stimmt. Welche Motive sollte jemand haben, ein derartiges Tier auf die Menschen hier loszulassen?“
„Es ist mehr als ungewöhnlich. Vermutlich wirklich sehr krank und deshalb extrem aggressiv. Oder es wird ständig als Attraktion begafft und sein Herr hasst die Menschen deshalb.“
„Meine Herren, meine Herren, bitte!“, unterbrach der Vorgesetzte von Straub das Zwiegespräch. „Wollen wir wirklich allen Ernstes so weiterdiskutieren, als würde ein Monster hier in Salzgitter sein Unwesen treiben?“, fragte er mit hochgezogenen Augenbrauen, was bei ihm immer ein Zeichen großer Skepsis war.
„Nichts Übernatürliches, wenn du das meinst, Reinhard“, erwiderte Straub. „Aber welche Möglichkeit gäbe es anhand der dargestellten Untersuchungsergebnisse denn noch?“
„Lykantrophie!“ sagte plötzlich der bisher unbeteiligt gebliebene Psychologe Professor Krauser und erhob sich. Er setzte seine Brille ab und ließ sie spielerisch zwischen Daumen und Zeigefinger seine linken Hand hin und herschaukeln. Das tat er immer, wenn er in größerer Runde etwas sagte oder in einer seiner Vorlesungen stand. Es war so etwas wie ein beruhigendes Ritual, seine Finger waren beschäftigt, während er sprach. „Lykantrophie ist eine psychische Erkrankung, bei welcher der Patient ernsthaft glaubt, sich in einen Werwolf zu verwandeln. Wie bei vielen derartigen Erkrankungen entwickeln die betroffenen Personen unglaubliche Kräfte und handeln manchmal tatsächlich so, wie man es von einem derartigen Monster erwarten würde. Sie heulen den Mond an, winden sich, knurren und greifen in manchen Fällen auch tatsächlich Menschen an. Es gibt historisch belegte Fälle, bei denen mehrere Menschen den Tod durch Lykantrophen fanden. In Frankreich ist beispielsweise der Fall von Jean Grenier bekannt, der Anfang des 17. Jahrhundert mehr als 50 Menschen tötete. Er zog sich das Fell eines Wolfes über und verübte seine Taten. 1987 wurde das Schicksal eines Unternehmers aus Großbritannien bekannt, der seit seinem neunten Lebensjahr regelmäßige Anfälle mit ähnlichem Verhalten bekam und dann entsprechende Kräfte, die er gegen andere Menschen einsetzte, entwickelte. Vielleicht sollten wir in diese Richtung ermitteln, wobei die Vermutung eines Zirkustieres als Medium für gewisse bei den Opfern gefundene Artefakte ja nicht falsch sein muss.“
„Ausgeschlossen“, meldete sich der Tierarzt wieder zu Wort und machte mit der Hand eine fortwischende Bewegung in der Luft. „Wie ich bereits erwähnte, ist der Zahn frisch ausgerissen worden. Die Pulpa war noch intakt und ich habe Spuren von Blut im Inneren des Stückes gefunden, das nicht von dem Opfer stammt.“
„Dann hat der Täter zuvor einem Tier den Zahn gezogen und ihn dann bei dem Opfer platziert. Ähnlich ist er im ersten Fall mit dem Wolfsfell vorgegangen. Übrigens eine typische Vorgehensweise bei psychisch gestörten Straftätern. Es soll mit den fremden Teilen die Schuld auf eben dieses andere Ich gelenkt und die Authentizität des Fremden, des Übernatürlichen in ihm drin belegt werden“, erwiderte der Psychologe.
„Und die deutlichen Spuren eines tierisches Gebisses?“, fragte Dr. Leuschenberger.
Bevor Professor Krauser antworten konnte und diesen sich anbahnenden Expertenstreit ausweitete, mischte Peter Straub sich ein und schrieb mehrere der bisher gefallenen Begriffe auf den großen Papierbogen und umkreiste sie ebenfalls. „Wir sollten in diesem wirklich mehr als ungewöhnlichen Fall damit beginnen, logische

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