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Lykos (German Edition)

Lykos (German Edition)

Titel: Lykos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Björn Harmening
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Zusammenhänge und Möglichkeiten zu finden, meine Herren“, fuhr er fort. Er wollte nun auf keinen Fall einen Streit zwischen den Fakultäten in seiner Soko ausbrechen lassen, denn er spürte, wie es zwischen dem Psychologen und dem Tierarzt zu Spannungen kam. Der Oberkommissar hatte vor, beide möglichen Stränge zu verfolgen. „Die psychische Erkrankung mit den dargestellten Verhaltensmustern ist neben den durch die Autopsie belegten Befunden eine Möglichkeit, die wir näher untersuchen müssen. Können sie ein erstes Täterprofil erstellen, Professor?“, fragte Straub den Psychologen.
„Ich habe bereits damit begonnen“, nickte Krauser und holte einen Notizzettel aus seinen Unterlagen hervor. „Der Täter wird mittelkräftig bis kräftig gebaut sein. Er geht kein Risiko ein, seine Opfer sind bisher alle älter und somit sichere Beute, wenn ich das mal so ausdrücken darf. Möglicherweise kommt er aus dem Obdachlosenmilieu, denn die Schwere der Taten lässt darauf schließen, dass er keinerlei soziale oder gesellschaftliche Bindung mehr hat. Alle bisherigen Taten hat er bei Vollmond begangen, was meine Vermutung der Lykantrophie weiter bestärkt. Er bewegt sich in einem engen Umkreis, ist also auf jeden Fall nicht motorisiert mobil, was ihn auch nur behindern würde. Ich würde also zunächst nach einem etwa 20-40 Jahre alten Mann, möglicherweise einem Obdachlosen mit deutlich verwahrlostem Umfeld und erkennbar psychotischem Verhalten suchen.“
„Vielen Dank, Herr Professor“, sagte Straub und wandte sich dann wieder dem Veterinär zu. „Dr. Leuschenberger, welche Möglichkeiten gibt es ihrer Meinung nach, sich hier in der Stadt heimlich einen Wolf zu halten und ihn so abzurichten,  er tatsächlich Menschen angreift und tötet? Weitere Frage: woher könnte man ein solches Tier beziehen? Ich nehme an, dass man Wölfe nicht einfach so züchten und verkaufen kann.“
„Nein, das kann man in Deutschland meines Wissens nach nicht. Es könnte höchstens theoretisch sein,  jemand diese Tiere illegal verkauft, oder sich jemand einen wildlebenden Wolf fängt und mit hierher bringt. Wie sie vielleicht wissen, gab es zunächst in Brandenburg Wiederansiedlungsversuche mit Wölfen. Auch aus Tschechien kommen gelegentlich Exemplare über die Grenzen in unsere deutschen Wälder. Inzwischen sind sie wieder bis nach Niedersachsen vorgedrungen. Es gibt mehrere Rudel in der Lüneburger Heide. Aber ich bleibe dabei,  es erstens ein ungewöhnlich großes Tier sein müsste, das auf jeden Fall auffallen und regelrecht Panik verbreiten würde. Zudem kann ein normaler Wolf, auch wenn er potentiell gefährlich für den Menschen ist, keine derartigen Wunden schlagen, wie in diesen Fällen.“
„Sie bleiben also dabei,  es ein ungewöhnliches Tier sein muss, das auf alle Fälle auffallen würde, wenn man es sieht?“
„Ja.“
„OK“, murmelte Straub und versuchte Verbindungen zwischen den vielen Begriffen, die er auf den Flipchart aufgeschrieben hatte, herzustellen. „Am besten wird es sein, wir fangen unser Puzzlespiel von zwei Seiten her an. Wir suchen in der hiesigen Obdachlosenszene nach einem psychisch gestörten Mann, der in Professor Krausers Muster passt – und wir suchen nach einer Möglichkeit, ein von Dr. Leuschenberger beschriebenes Tier aufzuspüren. Ich möchte,  alle Zirkusse, die im Umkreis von 50 Kilometern von hier gastieren, abgesucht werden. Ferner alle Privatzoos und Tiergehege im selben Gebiet. Außerdem sollten wir eine Liste mit allen Hundezüchtern erstellen, die große Hunde in ihrem Repertoire haben. Angela, nimmst du das in Angriff?“
Straubs Kollegin nickte ergeben und grinste dabei schief. Natürlich blieb die Kleinarbeit an ihr hängen. Aber sie wusste,  Peter Straub ihr diese Arbeit anvertraute, weil er ihre Gewissenhaftigkeit kannte und schätzte. Auch die Aufgabe der Auflistung aller in Frage kommenden Zirkusse würde schließlich auf ihrem Schreibtisch landen. Aber zumindest war ein Anfang gemacht und sie konnte sich in die Arbeit stürzen. Das war auf alle Fälle besser, als sich verunstaltete Leichen anzusehen und hilf- und ratlos davor zu stehen. Straub teilte die übrige Arbeit auf die Kollegen auf und die Sonderkommission „Wolf“ begann ihre Tätigkeit.

Schlaflos
Die Nacht nahm wieder einmal kein Ende. Schwitzend wälzte er sich im Bett hin und her, obwohl es keine zehn Grad im Schlafzimmer waren. Er warf die Decke fort und setzte sich an den Rand des Bettes. Sein

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